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Interview zu Kampagne „Jugend gegen Krieg und Krise“

Am 1. Mai sind wir als Young Struggle in die Kampagne mit dem Motto „Jugend gegen Krieg und Krise!“ gestartet. Um die Kampagne vorzustellen haben wir als YS Redaktion mit einem Vorstandsmitglied gesprochen, um einige Fragen zu der Kampagne zu beantworten und das Programm genauer vorzustellen.

Frage: Wie kam es zu der Entscheidung eine Kampagne gegen Krieg und Krise zu starten? Warum richtet sich die Kampagne explizit an die Jugend?

Antwort: Die Entscheidung eine Antikriegs- und Antikrisen-Kampagne zu führen, kam durch unsere Analyse der vergangenen Zeit. Die Menschen werden zur Zeit von einer Krise nach der Nächsten getroffen. Die Klimakatastrophe war der Anfang dafür, dass die Volksmassen begannen, dafür ein Bewusstsein ein Bewusstsein zu entwickeln. Darauf folgte die einsetzende Wirtschaftskrise, die im Verlauf des letzten Jahres so starke Ausmaße angenommen hat, dass es praktisch unmöglich ist die Folgen nicht zu sehen. Dazu kam dann natürlich auch noch die Corona Krise, die unser aller Leben, sowohl im Beruflichen als auch im Privaten, sehr hart getroffen hat. Nun auch noch der offene Kriegsausbruch in der Ukraine, der einen Einschnitt für viele Menschen in Deutschland bedeutet. Der Tod unschuldiger, die sexualisierte Gewalt und die Entwurzelung von Menschen, die ein Krieg immer mit sich bringt, sind nun wieder jeden Tag in den Nachrichten, auch kurbelt der Krieg die Inflation weiter an und alles wird noch viel teurer. Während die Zeiten, in denen wir leben den Luxus des Ignorierens der Tatsache, dass eseine radikale Veränderung braucht, also verunmöglichen und das Bewusstsein der Menschen steigt zeigen sich die bürgerlichen Staaten vollkommen handlungsunfähig. In der Frage der Klimakatastrophe zeigt sich das besonders deutlich. Die Diskussionen der bürgerlichen Parteien haben sich niemals der Frage gewidmet was nötig ist, um das Leben auf der Erde zu retten, sondern was möglich ist, ohne ihre Wirtschaftsentwicklung zu belasten. Im weiteren Verlauf ging es dann auch nicht darum was die Staaten mehr machen könnten, sondern warum man selbst diese unzureichenden Ziele nicht einhalten könne. Diese Tatsache erstreckt sich von den Grünen und der Linkspartei bis zur CDU. Die Corona Pandemie hat das gleiche Bild gezeichnet. Es ging nie darum was nötig ist, um die Pandemie schnell unter Kontrolle zu bringen und möglichst wenige Menschen dabei sozial abzuhängen, es ging immer darum was möglich ist. Investitionen in Bildung und Gesundheit, Fehlanzeige; Erhöhung des Kurzarbeiter:innengeldes, Fehlanzeige; Lohnzuschläge und Erhöhung von Hartz IV, Fehlanzeige. Ich habe nun nur ein paar Beispiele genannt, diese Kette könnte man noch lange weiterführen. Auch bei der Wirtschaftskrise zeichnet sieht man ein ähnliches Bild, der Staat sagt er könne nichts machen, weil er kein Geld habe und damit müssen wir uns dann zufrieden geben. Mit dem Ausbruch des Krieges hat der Staat dem ganzen nun die Krone aufgesetzt. Während, in all den Situationen, die ich gerade aufgezählt habe und vielen mehr, immer das Geld gefehlt hat und deshalb nichts unternommen wurde, konnten nun plötzlich, buchstäblich über Nacht, 100 Milliarden für Aufrüstung locker gemacht werden. Auch 70 Milliarden für die Bundeswehr jedes Jahr sind nun plötzlich gar kein Problem für die Bundesregierung. Mal abgesehen davon, dass dieses Geld aus unseren Taschen kommt, stellt sich da für viele Menschen die Frage, warum dieses Geld vorher gefehlt hat und der ach so klamme Haushalt nun plötzlich gar kein Problem mehr ist. Zurzeit versucht die Bundesregierung diesen Widerspruch durch Hetze und Anstachelung der Kriegslust zu vertuschen, macht sich die Taschenvoll durch riesige Waffenlieferungen an die Ukraine und schwenkt die ukrainische Flagge. Die Hetze die betrieben wird ist explizit antirussisch und antikommunistisch. Das mag auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen, hat der russische Staat doch schließlich nichts mit Kommunismus ist irgendeiner Form zu tun, doch aus Sicht des Staates macht das durchaus Sinn. Es ist leichter alte gesellschaftliche Feindbilder aufzuwärmen als neue zu erschaffen. Mal abgesehen davon ist es natürlich die beste Gelegenheit sozialistische und kommunistische Ideen abzusprechen. Natürlich funktioniert das auch in einer Gesellschaft, in der die Springer Presse hetzt wie eh und je und die faschistische Bewegung immer stärker wird. Wir erleben dort eine wirklich gefährliche Vereinigung. Der Staat verbietet kommunistische Symbole und Fahnen, die Faschisten zerstören Denkmäler und attackieren vermeintliche Russ:innen. Das müssen wir einerseits anprangern und in das öffentliche Gespräch tragen, aber daraus folgen definitiv auch Schlussfolgerungen für unsere eigene Praxis und Militanz.  An den jetzt aufgezählten Problematiken setzt die Kampagne an. Die Widersprüche sind zu groß um sie durch plumpe Methoden wie Hetze und offensichtliche Lügen verschleiern zu können. Wir als linke Kräfte müssen die Propaganda des Staates entlarven und den Widerstand auf der Straße organisieren, die Grundlage ist durch die verschiedenen sozialen Bewegungen der letzten Jahre und durch die bestehenden Verhältnisse gelegt. Mit der Kampagne wollen wir dazu unseren Beitrag leisten.

Die Kampagne richtet sich konkret an die Jugend, weil wir als Jugend auf eine besondere Art betroffen sind von den angesprochenen Problemen. Die Frage der Klimakatastrophe hat es dem aller größten Teil der Jugend ganz deutlich gemacht, es geht um nicht mehr als unsere zukünftige Existenz auf diesem Planeten, der Ausruf Sozialismus oder Barbarei nimmt da nochmal ganz neue Dimensionen an. Die Frage der Klimagerechtigkeit hat uns als Jugend geeint hinter eine Sache gestellt, nun erweitert sie sich ganz automatisch auf die Frage der sozialen Gerechtigkeit. Die Corona Pandemie spielt dabei eine große Rolle. Mal abgesehen davon, dass die fehlende Zeit in der Schule und die Isolation zuhause junge Menschen natürlich unterschiedlich trifft, je nachdem mit welchem sozialen Hintergrund sie damit konfrontiert waren, wurden unsere Leben zwei Jahre lang praktisch auf Eis gelegt. Während sich die Jugend durch FfF, Hanau, Black Lives Matter etc. eigentlich in Bewegung befand war plötzlich alles verboten, nicht weil das die nun mal nötigen Pandemie Maßnahmen gewesen wären, sondern weil es eben die für den Staat nützlichsten sind. Es macht ja für sie Sinn die Leben der alten und der jungen Menschen besonders einzuschränken, schließlich sind wir für sie am wenigsten produktiv im Alltag. In dieser Zeit ist die sich eigentlich in Bewegung befindende Jugend wieder ein wenig eingeschlafen. Sie erwacht nun wieder durch den Krieg in der Ukraine. An etlichen Schulen gibt es Initiativen von Schüler:innen für den Frieden. Sie organisieren Demos und Soliaktionen, organisieren sich in den Schulen. Leider hängen diese Bewegungen extrem dem bürgerlichen Narrativ von Putin als Geisteskranken Aggressor und den Kämpfenden in der Ukraine als Beschützer:innen der Freiheit und der Menschenrechte an.  Das ist wirklich schade, aber wie schon zuvor gesagt denken wir, dass diese Erklärung des Bürgertums sehr schwach ist und aufgebrochen werden muss. Wir wollen ein neues Narrativ setzen, das von einem imperialistischen Konflikt zwischen NATO und Russland, der er ja auch ist. Dabei darf es allerdings nicht bleiben. Auch die Inflation trifft uns als Jugend. Während unsere Eltern in der Pandemie in immer größere finanzielle Probleme geraten sind, ist gleichzeitig alles teurer geworden. Wir müssen uns nun fünf Mal überlegen, ob wir uns einen neuen Fußball kaufen können, das Essen bei uns zuhause ist weniger geworden und sich irgendwo in der Stadt einen Döner holen wird zur Seltenheit. Wir sind eine mit unseren Problemen allein gelassene Generation, nun werden wir diese Probleme eben auf unsere Art lösen. Wir sehen die Kriege in Kurdistan, in Palästina, im Jemen, wir sehen wie sie sich mit irgendwelchen schmutzigen Maskendeals und durch ihren Waffenhandel Millionen in die Tasche stecken, während unsere Eltern zuhause weinen, weil sie kein Geld haben, um uns etwas zu Essen zu kaufen. Ob es nun ihre Kriege sind, die Corona Pandemie oder der Klimawandel, dieses System bietet weder Antworten noch eine Zukunft für die Jugend, das ist sehr offensichtlich. Die Kampagne soll der Jugend die Zusammenhänge und die Systematik der Krisen, die wir erleben aufzeigen und den Zusammenhang zu den Kriegen der Imperialisten deutlich machen.

F: Wie soll sich in der aktuellen „Antikriegsbewegung“ positioniert werden?

A: Die momentane „Antikriegs- und Friedensbewegung“ ist bei genauerem Hinschauen keine echte Friedensbewegung. Wenn sich Tausende auf die Straßen stellen und Waffenlieferungen und die Stärkung der NATO fordern, dann ist es an uns, eine wirksame Gegenmacht zu dieser Kriegstreiberei aufzustellen. Wir stellen uns klar gegen jede Position, die sich hinter die imperialistische NATO stellt und haben gleichzeitig das Ziel unseren Beitrag zu leisten im Aufbau einer kämpferischen Antikriegsbewegung. Woran es der momentanen Kriegsbewegung besonders mangelt, ist eine starke internationale Solidarität. Man kann nicht von einer Antikriegsbewegung sprechen, wenn zu den Kriegen in Jemen, Kurdistan, Palästina etc. kein einziges Wort verloren wird. Wenn wir es schaffen, als Friedensbewegung unseren Blick auf die gesamte Welt auszuweiten, dann wird auch eine solche Bewegung nach links Rücken. Natürlich ist es nicht realistisch in einem sehr kurzen Zeitraum alle Menschen unter der Fahne des Sozialismus, gegen den Krieg zu vereinen, aber darum geht es auch nicht in erster Linie. Es geht um eine Bewegung, die eben nicht nach der Propaganda der westlichen Gesellschaften für deren imperialistische Interessen auf die Straße geht, sondern diese Propaganda durchschaut, aber trotzdem für einen Frieden in der Ukraine eintritt. Wenn es uns gelingt den starren Blick der Massen auf die Ukraine auf Kurdistan, Palästina, Jemen und so weiter auszuweiten, dann wird auch die Propaganda von dem verrückten Putin der völlig aus dem nichts andere Länder attackiert in sich zusammenfallen. Dann wird es offensichtlich, dass Kriege, sei es nun in der Ukraine oder im Jemen, nicht wegen einzelnen verrückt gewordenen Staatsmännern oder Frauen geführt werden, sondern, dass es imperialistische Machtinteressen sind, die immer wieder zu Kriegen führen.

Wir grenzen uns also klar ab zu dem was momentan als „Friedensbewegung“ bezeichnet wird, haben allerdings das Ziel die Menschen für wirklich fortschrittliche Positionen zu gewinnen. Wir wollen unseren Beitrag leisten zum Aufbau einer neuen, internationalistischen, kämpferischen Antikriegsbewegung.

F: Was soll mit der Kampagne erreicht werden?

Die Kampagne soll wie schon erwähnt, die Generation mit dem meisten Potential, der größten Hoffnung tatsächlich eine Veränderung zu erkämpfen, die Jugend, erreichen. Es gibt zahlreiche Probleme, mit denen wir Jugendliche konfrontiert sind und genau dort knüpft die Kampagne an. Ziel ist es, breit Jugendliche für fortschrittliche Antikriegsaktionen zu mobilisieren und uns hinter dem Thema Krieg und Systemwandel so zu vereinen, wie wir es bei waren FfF und der Frage der Klimakatastrophe wahrscheinlich auch noch sind. Natürlich wird uns das nicht in einem Zeitraum von drei Monaten gelingen, aber wir wollen erste Schritte tun und unseren Beitrag leisten. Dabei ist es eben auch wichtig die Jugendlichen darüber hinaus für langfristigere Arbeiten zu agitieren. Als linke allgemein müssen wir immer im Blick haben, dass wir die Organisierung neuer Jugendlicher gegen Kapitalismus und Patriarchat und für den Sozialismus anstreben, als Young Struggle sehen wir das als wichtigen Teil unserer Praxis an. Die Kampagne kann ein zugänglicher erster Anlaufpunkt sein, da sie offensichtliche Probleme anprangert und Lösungen aufzeigt und gemeinsam mit den Jugendlichen Forderungen aufstellt, die uns im Kampf für den Sozialismus weiterbringt.

F: Wie kann das geschafft werden und wie muss die Präsenz auf den Straßen aussehen?

A: In erster Linie wollen wir während der Kampagne auf den Straßen sein. Wir wollen mit Jugendlichen dort in Kontakt treten, wo sie sind, also an den Schulen, Berufsschulen, Unis, in Parks etc. Wir wollen mit diesen Jugendlichen aber auch aktiv werden und sie in unsere Arbeit einbinden. Dafür planen wir größere Antikriegs Aktionen am 1. September, die in einem offenen Rahmen, gemeinsam mit den neuen Jugendlichen organisiert werden. Das Ivana Hoffmann Festival in Duisburg steht dieses Jahr unter dem Motto der antikolonialen Kämpfe. Wir werden uns bei einer Podiumsdiskussion und weiterer inhaltlicher Auseinandersetzung zu den Fragen bezüglich Antikolonialismus und Antiimperialismus positionieren. Gleichzeitig findet in diesem Jahr bekanntermaßen der G7 Gipfel statt, dazu gilt es natürlich auch zu arbeiten. Wir wollen dabei, gemeinsam mit den neuen Jugendlichen, einen kämpferischen Ausdruck der internationalen Solidarität nach Elmau tragen. Auch unser Sommercamp wird sich den Fragen der Kampagne widmen. Dort werden wir die Gelegenheiten haben als Young Struggle zusammen zu kommen und die Themen der Kampagne tiefergehend und im gesamten Kollektiv zu diskutieren und besagte Forderungen als Jugend gegen Krieg und Krise aufzustellen.

Darüber hinaus werden wir während der Kampagne auch einen inhaltlichen Beitrag zu den Diskussionen der Linken zum Thema Krieg und Krise leisten, die Kampagne wird begleitet werden von regelmäßigen Artikeln in sowohl der Zeitung als auch auf unserer Website. Es wird auch bundesweit Vorträge und Diskussionsveranstaltungen geben.

Es wird also eine Vielzahl von Mitteln geben. Alles in allem geht es aber darum als Organisation einen einheitlichen Ausdruck in die Massen zu tragen und uns mit den Massen gemeinsam kämpferisch gegen Krieg und Krise aufzulehnen.

Habt ihr Fragen, Anmerkungen oder Interesse Euch an der Kampagne zu beteiligen das schreibt uns über unsere Social Media Kanäle (Instagram, Twitter) an.