Seit dem Jahr 2000 ist Homosexualität in Georgien legal. Gewalt gegen LGBTI+ steht jedoch leider auf der Tagesordnung, viele LGBTI-Menschen können ihre Sexualität oder geschlechtliche Identität nicht frei ausleben.
In der georgischen Hauptstadt Tiflis fand letzte Woche ein Pride-Festival statt, das von ultrakonservativen Nationalisten gestürmt und verwüstet wurde. Sie haben nicht nur LGBTI-feindliche Parolen gerufen, sondern sie verbrannten Materialien wie Regenbogenfahnen und Plakaten und beschädigten verschiedene Stände und die Bühne. Aufgrund der Angriffe musste das Festival abgebrochen werden. Laut der georgischen Präsidentin Salome Surabischwili schritten die Sicherheitskräfte nicht ein.
Diese Angriffe reihen sich in eine lange Historie LGBTI-feindlicher Straftaten in Georgien ein.
Eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie von der Women’s Initiative Supporting Group (WISG) hatte das Ergebnis, dass fast 75% der georgischen Gesellschaft die Homo-Ehe ablehnen.
Bei einer Anti-LGBTI Demonstration, die am 5. Juli 2021 von homophoben Gruppen organisiert wurde, wurden 20 Reporter:innen schwer verletzt. An dem Tag sollte als Abschluss der Pride Week in Tiflis der Pride March stattfinden. Stattdessen kam es an dem Tag zu Ausschreitungen und Gewalt von rechtsextremen und homophoben Gruppen. Mehrere Stunden lang schlugen Rechtsradikale mit Steinen und Schlagstücken auf Journalist:innen und Aktivist:innen ein. Sie marschierten durch verschiedene Stadtteile von Tiflis, durchsuchten, zerschlugen und beraubten die Büros von Nichtregierungsorganisationen und verbrannten LGBTI+-Fahnen.
55 Menschen, darunter 53 Journalisten, kamen ins Krankenhaus, während die homophoben Gruppen vor dem Parlament feierten und tanzten.
Mehrere Journalisten erlitten Kopfverletzungen, einige eine Gehirnerschütterung und Augenverletzungen, anderen wurden die Zähne ausgeschlagen, und sie trugen zahlreiche Prellungen am Körper davon. Die meisten von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Wenige Tage später starb sogar einer der Reporter, Lekso Lashkarava, an den Folgen der Angriffe.
2019 kam es bereits zu heftigen Protesten gegen die ,,Tbilisi Pride‘‘-Parade, sie wäre damals die erste im Kaukasus gewesen. Schon damals kam es zu heftigen Ausschreitungen von homophoben Gruppen Die orthodoxe Kirche, die in Georgien einen hohen Stellenwert hat, forderte damals die Regierung dazu auf, den Marsch zu verbieten, da er ,,völlig inakzeptabel‘‘ sei. Im selben Jahr kam es auch am 17. Mai bei einer Kundgebung anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie zu gewaltsamen Zusammenstößen.
Einige Monate später feierte der georgische Film ,,Als wir tanzten‘‘ Premiere, der Film handelt von der Liebe zweier schwuler Tänzer und im Zuge dessen kam es zu Protesten. Der Film konnte nur in unter Polizeischutz stehenden Kinos gezeigt werden.
Der 17. Mai 2013 wird häufig als ein Meilenstein im LGBTI+-Aktivismus in Georgien angesehen. Am Internationalen Tag gegen Homophobie kam es in diesem Jahr schon zu gewaltsamen Gegenprotesten, die sich, wie wir sehen können, jedes Jahr wiederholen. Seitdem gibt es jedes Jahr am 17. Mai einen Marsch gegen Homosexuelle – er trägt den Namen: ‘Tag der Reinheit der Familie‘.

Der Kampf für die Befreiung von LGBTI+ steht in Georgien noch am Anfang, aber die georgischen LGBTI+-Aktivist:innen lassen sich nicht unterkriegen. Im Bassiani, ein georgischer Technoclub, gibt es die sogenannten Horoom Nights (Horoom leitet sich aus dem georgischen traditionellen Tanz ‚‘Horoomi‘‘ ab). Die Partyreihe wurde anlässlich der Ausschreitungen gegen den Internationalen Tag gegen Homophobie gestartet. Die Horoom Nights sind als Basis des Zusammenkommens von verschiedenen sozialen Gruppierungen gedacht, die Gründer sehen den Club als politischen Ort.
Orte des politischen Zusammenkommens sind ein Anfang, aber wir als LGBTI+ müssen uns die Straßen nehmen – ob in Georgien oder in Deutschland. Wir lassen uns nicht verbieten! LGBTI+ in die Offensive