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Auch nach anderthalb Jahren: Gerechtigkeit für Hanau!

Das rassistische Attentat von Hanau ist nun anderthalb Jahre her. Anderthalb Jahre seit dem Vili Viorel Păun, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Hamza Kurtovič und Said Nesar Hashemi dem rassistischen Anschlag eines Faschisten zum Opfer fielen.

Seit anderthalb Jahren müssen die Angehörigen nicht nur das unbeschreibliche Leid des Verlustes ihrer Liebsten, sondern auch die schleppende und mitunter bewusst fehlgeleitete Aufklärung der Tat ertragen. Wie so häufig in der Vergangenheit versucht der Staat auch diesmal die Umstände und Hintergründe eines faschistischen Anschlags unter den Teppich zu kehren.

Sie wurden nicht, wie die bürgerlichen Medien es behaupten, Opfer eines „psychisch-kranken Einzeltäters“, sondern Opfer rassistischen Hasses und faschistischer Ideologien, die sich wie ein Virus in unserer Gesellschaft verbreiten.
Der Versuch die organisierte und politische Seite des Angriffs zu verbergen, indem sie behaupten der Mörder sei psychisch krank ist kein neues Verhalten und hat eine lange Tradition in der deutschen Geschichte. Wenn migrantische Menschen sterben, sind sie selber schuld. Wenn es ein Deutscher Täter war, dann war er psychisch krank und hatte keine Verbindungen zu faschistischen Netzwerken und Strukturen. So war es auch beim NSU, aber dieses Mal konnte diese schmutzige Tradition nicht weitergeführt werden. Wir alle haben die politische und organisierte Seite dieses Angriffs gesehen. Wir alle sahen die unsichtbare helfende Hand des Staates.
Wir wissen, dass der Anschlag von Hanau hätte verhindert werden können, wenn der Notausgang der Shisha-Bar offen gewesen wäre. Er hätte verhindert werden können, wenn die Polizei die Notrufe der Opfer entgegengenommen hätte. Wir wissen auch, dass 13 der 19 faschistischen Polizeibeamten der aufgelösten hessischen SEK-Einheit in Hanau im Einsatz waren.

Die Mitschuld der Herrschenden an rassistisch-motivierten Anschlägen durch Faschisten sehen wir nicht nur in Deutschland. Ende Juli ermordeten Faschisten in der Türkei eine siebenköpfige kurdische Familie, provoziert durch die rassistische Propaganda des türkischen Staates. Die Täter wurden freigelassen.
Sei es in der Türkei oder in Deutschland oder anderswo: Faschismus tötet!

Im Kampf gegen den Faschismus können wir uns nicht auf den Staat verlassen, denn der Staat ist Teil des Problems. Wir fallen nicht rein auf die verlogenen Phrasen und Versprechen etlicher Politiker:innen, die in der Öffentlichkeit „mehr Zusammenhalt gegen Rassismus“ fordern und hinter den Kulissen die Aufklärung von faschistischen Attentaten wie in Hanau verhindern, so wie sie die Offenlegung der NSU-Akten verhindert haben. Es ist an uns, umso lautstärker dagegen zu protestieren und vor der drohenden Gefahr des aufkommenden Faschismus zu warnen.

Auch nach anderthalb Jahren gehen wir weiterhin auf die Straßen, um Faschisten die Stirn zu bieten und Aufklärung und Gerechtigkeit zu fordern, für alle rassistischen Massaker!