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Der Kommandant der Verbundenheit mit Avaşin: Özgür

Bericht von unserem Gedenken am LLL- Wochenende

Es ist das Wochenende der LLL-Demonstration, dem traditionellen Gedenktag an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Lenin. Wir veranstalten zusammen mit etwa hundert jungen Menschen aus ganz Europa, die verschiedene Nationalitäten haben ein Abendprogramm. Unser Thema und unsere Gäste sind der kommunistische Anführer Ahmet Şoreş und der junge Kommandant Fırat Neval. Fırat im Besonderen. Fırat, oder sein bürgerlicher Name Özgür Namoğlu, löste sich von Europa und wurde zu einem erfahrenen Kämpfer der neuen Zeit und ein Prototyp des neuen Menschen.

Dadurch das die Entwicklung der kommunistischen Jugendarbeit in Europa dynamisch ist und immer wieder viele neue junge Menschen anzieht ist die Zahl der Genoss:innen, die Fırat  bereits kennen und mit ihm zusammenarbeiten, nicht sehr hoch. Man merkt, diejenigen, die ihn zum ersten Mal treffen, sind ein wenig nervös, und natürlich auch diejenigen, die ihn vorstellen werden, denn allen ist klar, dass dieses Gedenken sie mit Fırat letztendlich verbinden wird.

Die Atmosphäre und die Stimmung in der Halle sind revolutionär, es liegt ein stilles Lächeln und Begeisterung in der Luft – genau wie bei Özgür.

Özgür in Europa

 Ansätze, die das Revolutionärsein auf einen Raum, eine Region oder ein Land „beschränken“ sind natürlich sehr grob. Denn überall auf der Welt, auch in Europa, geht die Zeit aktuell in eine Ära der sozialen Revolutionen über. Während sich das 21. Jahrhundert als das Jahrhundert der Aufstände entwickelt, werden in den imperialistischen Zentren revolutionäre Vorhut, Kader:innen und Organisationen geboren und neustrukturiert.

Dies ist zwar eine allgemeine Wahrheit, aber nun mal nicht die „Wahrheit“ von Özgürs revolutionärer Geschichte.

Im Jahr 2008, im Alter von 14 Jahren, akzeptierte er Europa, nur als einen „notwendiger Zustand“ auf seinem Weg. Er erlebte zwar die Schwierigkeiten eines Migranten, aber er passte sich auch mit seiner harmonischen Persönlichkeit und seinem offenen und allen gleichberechtigt gegenübertretenden Art Beziehungen zu führen an die Umgebungen an, in die er kam.

Als Kind einer revolutionären Familie verbrachte er – auch aus seinem eigenen Willen heraus – seine Zeit mit Genoss:innen im Verein und nahm an Aktionen teil.

Im Alter von 16 Jahren organisierte sich Özgür und leistete Jugendarbeit in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets, insbesondere in Dortmund.

Zu dieser Zeit entwickelte er eine entschiedene, prinzipienfeste und geradlinige ideologische Haltung gegen die Arroganz des „veralteten Revolutionärs“ und den „äußeren Druck“ des begrenzten Revolutionärsein.

In Dortmund, wo er seine Jugend in Europa verbrachte, konnten der Niedergang und die “Stagnation“ der revolutionären Arbeiten seinen Willen und seine Entschlossenheit nicht brechen. Er vertrat den Willen und das Revolutionäre in Dortmund, indem er seine Jugendarbeit fortsetzte, neue Wege und Formen der Organisation suchte und ausprobierte.

Özgür war kein lauter Mensch, er sprach nicht gerne über sich und seine Arbeit. Er war deswegens öfters eher „im Hintergrund“. Vor diesem Hintergrund, oder wie wir sagen „in der Küche der Revolution“, aber, glänzt er mit seiner Persönlichkeit, seiner Haltung und seiner Praxis. Er erregte damit die  Aufmerksamkeit vieler junger Leute. Er ist ein guter Zuhörer und beruhigte oft seine Genoss:innen. Er ist niemand der seine Forderungen und Ansprüche heraus“schreit“, sondern seine Hingabe steht ihm in den Augen geschrieben und wird so von allen anerkannt.

Mit dem Ausbruch des Gezi-Juni-Aufstands 2013, der Verankerung der Rojava-Revolution und der Rolle der Kommunist:innen in ihr, die  vorallem mit der Nachricht von der Unsterblichkeit Serkan Tosuns deutlich wurde, wurde auch Özgürs Vorgehen organisierter, ernsthafter und praktischer. Trotz seiner schüchternen Erscheinung war er ein Pionier. Er vertrat und förderte stets das Neue und Fortschrittliche in seinem Traum und seiner Praxis.

Obwohl die Türkei und Kurdistan ihn „anzogen“ und im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit standen, forschte, studierte und grübelte er auch über die theoretischen, politischen und ideologischen Fragen seiner Arbeitsbereiche. So organisierte er zum Beispiel die Teilnahme von Jugendlichen aus Dortmund und Umgebung an antifaschistischen Demonstrationen.

Obwohl er viele Jahre lang in Europa tätig war, gibt es nur wenige Fotografien aus dieser Zeit. Aber selbst auf diesen begrenzten Fotos ist ein einfaches Lächeln in der Umgebung seiner Genoss:innen zu sehen. Obwohl das Lächeln in seinen Augen im Vergleich zu den Fotos aus Rojava nicht so ausgeprägt ist, sieht man er ist glücklich, solange er mit seinen Genoss:innen zusammen ist.

Schon sehr früh verstand er sich als Kämpfer, als Guerilla, bewaffnet mit den schwierigen Werkzeugen der Revolution. Selbst zu der Zeit, als er die Behinderung seiner Hand zum Probelm machte, war dieser Traum und diese Tendenz bei ihm offensichtlich, auch wenn er es nicht sagte. Nach Zilan und Yılmaz gewann er mit Mazlum an Stärke und trat mit Avaşin in Aktion.

So stellten die Beschwerden in seiner Hand sfür ihn allmählich kein „Hindernis“ mehr dar.

Kommandant der Verbundenheit zu Avaşin

Die Hingabe an die Unsterblichen ist eines der markantesten Merkmale von Fırat.

Mit seiner Verbundenheit für die Anführer der Studentenbewegung von ’68 und des revolutionären Bruches von ’71 sowie für die Unsterblichen der Partei verkörperte er den Geist und die Werte der gesammelten Bewegungen. Auch mit seinem Auftreten, seiner Kleidung und seinem Stil repräsentierte er ihren Geist auf einem hohem Niveau.

In Europa wurde der Kampf um Kobane in einen weit verbreiteten und massiven internationalistischen Widerstand eingebunden und war erfolgreich. Özgür war einer der Pioniere bei dem organisieren des Interesses junger Kommunist:innen und ihrer Mobilisierung für ein aktives revolutionäres Leben. Bei der Beerdigung von Ivana war er hocherhobenen Hauptes, diese Haltung organisierte auch sein Umfeld.

Im Sommer 2015 meldete er sich freiwillig für das „Wiederaufbaubataillon“, das von der ICOR parallel zu der Kampagne der SGDF für den Wiederaufbau von Kobane organisiert wurde. Er wollte den  Slogan „Tausend Grüße an die Gefallenen und Kämpfenden in Kobane“, den er bei Demonstrationen in Europa als Slogan verwendete, mitnehmen und umsetzen. Er traf sich mit den Parteikräften in Kobane und spürte die befreiende und verändernde Wirkung, die die Luft der Revolution hat. Während des Massakers von Suruç, das die AKP mit Hilfe von ISIS verübte, war er in Kobane, dort, wohin die Traumreisenden gelangen wollten.

Als er mit dem ICOR-Bataillon zurückkehrte, war klar, dass er nur „vorübergehend“ nach Europa gekommen war, vielleicht um sich zu verabschieden. Er wurde in jeder Hinsicht von den Unsterblichen der neuen Zeit angeführt, insbesondere von der internationalistischen Kämpferin Ivana Hoffmann und den Unsterblichen von Suruç.

Er wurde zu einem der Gründungspioniere des Widerstands gegen den Terror, den das faschistische Führerregime mit dem Suruç-Massaker in Gang setzte. Damals verstand, fühlte und spürte Özgür, dass es an der Zeit war, vorzutreten und die revolutionärste Linie gegen Krieg und Staatsterror zu vertreten.

Während auf der einen Seite die Auswirkungen des Liquidationsangriffs in Form von Schwäche, Rückzug, Selbstbeschränkung und Unfähigkeit, sich dem Prozess zu stellen, auftraten, vertrat er als Befehlshaber der Verbundenheit zu Avaşin den Widerstand, die Wiederauferstehung und den revolutionären Neuanfang auf die fortschrittlichste Art und Weise umzusetzen.

Er sah seine Zukunft, seine revolutionäre Produktivität, die bevorstehenden Schritte, seine eigene Geschichte zu machen, außerhalb der „Welt der Notwendigkeiten“, in freien Räumen, inmitten der Revolution, im produktivsten Raum der revolutionären Aktivität des menschlichen Willens unserer Zeit, in Rojava.

Es war auch eine Reise von Europa, an das er sich nie „ganz“ gewöhnen konnte, zur Eroberung des Glücks, zu seinem „Selbst“.

Nachdem er eine Entscheidung getroffen hatte, bestimmten Hingabe und Unerschütterlichkeit seine Art zu denken und zu handeln. Diese Eigenschaften, die den Erfolg von Fırat bedingte, waren Eigenschaften, die Özgür unter den Bedingungen Europas entwickelte.

Özgür begann Fırat in Europa zu schaffen

Özgür hatte bereits während seiner Monate in Europa, wohin er „vorübergehend“ zurückgekehrt war, damit begonnen, Kommandant Fırat zu schaffen.

Während dieses Prozesses hatte er seine Prioritäten in den Beziehungen zu seinen Genoss:innen, in Diskussionen und Schulungen klargesetzt und alles als einen Moment der Vorbereitung genutzt.

Wie es in der Erklärung seiner Partei heißt, hat er vor der Hüseyin-Demircioğlu-Akademie in den Medya-Verteidigungsgebieten, die er „für ein neues Leben“ leitete, in Europa „Qualifikationen“ zu Themen wie der politisch-militärischen Linie der Partei, der Land- und Stadtguerilla und der Rolle der revolutionären Kraft in der politischen Taktik erworben.

Er handelte mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein für seinen Prozess und für das, was er danach „hinterlassen“ würde.

Er hat auch nicht vergessen, seinen geliebten Bruder seinen Genoss:innen anzuvertrauen. In seinen letzten Monaten in Europa hatte er seine organisatorischen Arbeiten so ausgerichtet, das die Jugendarbeit in Dortmund und Umgebung nicht unterbrechen würden.

Özgür hatte sich bewusst für das Fırat-Werden in Europa entschieden, um seine eigene Entwicklung zu steuern. Er musste das begrenzende Feld Europas „loswerden“, um mit schnelleren Schritten zu gehen, auszubrechen, zu springen und ein Kommandeur zu werden, die militärische Präsenz der Partei zu stärken und Rojava zu verteidigen, was zum Sozialismus im Nahen Osten und in der Welt führen und die Tür zu einer neuen Welt öffnen könnte.

Er wurde zum Firat, indem er sich aus dem befreite, was ihn einengte.

Zweifellos wird Fırat Nevals „Ausreise“ aus Europa und seine Entwicklung zum Kommandeur durch weitere Eindrücke, Erzählungen und Anekdoten aus Europa ergänzt und mit der Zeit an neue Generationen weitergegeben werden. Denn er war in erster Linie ein Prototyp des neuen Menschen.

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Am Ende der Veranstaltung richtete Fırat Neval eine Videobotschaft an die jungen Menschen in Europa. Fırat wendet sich direkt an die jungen Leute. Mit den Worten: „Schließt euch der Revolution an.“ spricht er uns alle an. 

Dutzende von jungen Menschen, die Fırats Aufruf gefolgt sind, sagen, dass sie ihn verstehen: „Die Botschaft ist für mich, dass ich mit erhobenem Kopf drei Schritte nach vorne machen muss”.