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Der Krieg gegen die Körper der Frauen – Vergewaltigung als Kriegswaffe

Gerade gibt es viele Schlagzeilen rund um den Krieg in der Ukraine. Immer wieder liest man auch von Vergewaltigungen an ukrainischen Frauen durch russische Soldaten. Es sind grausame Schlagzeilen über Gruppenvergewaltigungen, teilweise auch an Kindern.

Dass Vergewaltigungen im Krieg eingesetzt werden, ist kein neues Phänomen. Seit dem Menschen Kriege führen, gehören auch Vergewaltigungen der „Frauen der Feinde“ zu den Kriegsmethoden. Auch die Kriege des 20. Und 21. Jahrhunderts sind da keine Ausnahme. In Kriegssituationen kommt es sowohl durch das staatliche Militär als auch durch andere bewaffnete Gruppen zu Vergewaltigungen und anderen Formen von sexueller Gewalt. Es handelt sich dabei nicht um eine Nebensache des Kriegs. Ganz im Gegenteil! Die Vergewaltigung von Frauen wird systematisch als Waffe verwendet. Ziel dieser Kriegstaktik ist es den Widerstand der Bevölkerung gegen Angriffe, aber im Besonderen den Widerstand von Frauen zu brechen und sie zu erniedrigen.

Dass die Anwendung von sexueller Gewalt ein riesiges Problem und sogar ein Kriegsverbrechen ist, ist nicht umstritten. In der Vergangenheit gab es verschiedene UN-Resolutionen gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Natürlich bringt so eine UN-Resolution herzlich wenig. Kriege sind von Grund auf und in allen Aspekten menschenverachtend, und diese Tatsache allein verhindert auch keine Kriege. Sie werden schließlich aus imperialistischen Interessen geführt und um diese Interessen durchzusetzen, sehen die Herrschenden auch über die Menschenrechtsverletzungen überall auf der Welt hinweg.

Gerade müssen wir nur in die Ukraine schauen, um zu erkennen, dass Vergewaltigungen im Krieg kein Überbleibsel aus der Geschichte sind. Auch andere Kriege, die noch nicht lange her sind, zeigen das: Bosnien, Ruanda, Irak und viele weitere Kriege zeigen das. Auch im Zweiten Weltkrieg waren Vergewaltigungen an der Tagesordnung, und zwar von allen Kriegsparteien. Anhand dieses Beispiels lässt sich auch gut erklären, welche verschieden Formen der Vergewaltigung im Krieg es gab und gibt. Es ist nämlich nicht immer nur der feindliche Soldat, der eine Frau im Kriegsgebiet vergewaltigt.

Während des Zweiten Weltkriegs haben sowohl Soldaten der Achsen-Mächte als auch der Alliierten immer wieder Frauen vergewaltigt, zum Beispiel nach erfolgreichen Eroberungen von Gebieten. Sie haben die dort lebende Bevölkerung, aber vor allem die Frauen, nicht als Menschen angesehen. Die Frauen waren für sie nur Objekte, Trophäen, die ihnen zustehen und über die sie, wie es ihnen gefällt verfügen können. Denn das ist nun mal ein Grundmuster von patriarchalem Verhalten, das sich Krieg auf grausame Weise zuspitzt: Männer können frei über Frauen und ihre Körper verfügen, wann, wo und wie sie es wollen. Aber das ist nicht die einzige Form von Vergewaltigungen, die im Krieg trauriger Alltag waren. So gab es zum Beispiel spezielle Armeebordelle für die Wehrmacht, wo die Frauen den Soldaten immer frei zur Verfügung standen und vergewaltigt worden sind. In diesen Bordellen wurden Frauen und Mädchen der annektierten Gebiete zum Beispiel in Osteuropa in die Zwangsprostitution gedrängt. Auch in vielen Konzentrationslagern gab es Bordelle. Sie wurden mit dem Ziel errichtet die „Arbeitsmoral“ bestimmter Gefangener zu steigern und ein Anreiz zur Mehrarbeit zu sein. Für zum Beispiel Juden war die Nutzung der Bordelle verboten. Die meisten politischen Gefangenen, wie Kommunisten, haben die Bordelle aus moralischen Gründen abgelehnt. Die Zwangsprostituierten in diesen Bordellen waren häufig Frauen, die sich gegen das faschistische Regime gewehrt haben. Die Grausamkeit der Nazis hörte aber nicht bei der Zwangsprostitution auf. Wurde eine der Frauen schwanger oder hat sich mit einer Geschlechtskrankheit infiziert, wurde sie dann noch durch medizinische Experimente an ihr gefoltert. Im Gegensatz zu anderen Zwangsarbeiter:innen, haben die Frauen, die die Zwangsprostitution überlebt haben, nie eine Entschädigung erhalten. Noch bis in die 90er Jahre wurden diese schrecklichen Verbrechen totgeschwiegen und geleugnet. Dementsprechend wurden die Täter niemals bestraft. Bis heute ist es so, dass die Vergewaltiger in den aller seltensten Fällen zur Rechenschaft gezogen werden. Stattdessen werden die Frauen noch weiter gestraft: Traumatisierung durch Schwangerschaften, Verstoßung durch den Ehemann und die gesamte Familie sind häufige Folgen.

Patriarchale Gewalt als Waffe gegen den kurdischen Widerstand

Vergewaltigungen und patriarchale Gewalt im Allgemeinen hat eine besondere Rolle beim Krieg in Kurdistan. Jede Form der patriarchalen Gewalt ist Teil der Kriegsstrategie in Kurdistan und das schon seit den 90er Jahren. Im kurdischen Widerstand spielen Frauen eine zentrale Rolle: Die neu aufgebaute Gesellschaft stellt Frauen gleichberechtigt neben Männer, gibt Ihnen politische Macht und legt die Grundlagen dafür das Frauen Orte und Mittel haben diese Stellung zu verteidigen. Genau diese freie Frau ist den reaktionären, politisch-islamischen Kräften in der Region ein Dorn im Auge und sorgt dafür, dass der Krieg dort in seinem Wesen immer auch ein Krieg gegen die Frau als politisches Subjekt ist.

Um den organisierten Widerstand der Frauen zu brechen, versuchen die Angreifer Frauen in die Drogensucht und schließlich in die Zwangsprostitution zu drängen. Ihnen sind alle Mittel Recht Einschüchterungen, Morddrohung, Zwangsprostitution, Vergewaltigung und nicht zuletzt auch Femizide. Zu Beginn der Revolution in Rojava ging diese Gewalt vom sogenannten IS aus, der Frauen mit seiner Ideologie bis aufs tiefste verachtet. Darunter gelitten haben vor allem die Jesidinnen, die vom IS vergewaltigt, als Sexsklavinnen verschleppt oder brutal ermordet wurden. Doch auch der türkische Staat setzt bewusst Vergewaltigungen und andere Formen von Gewalt gegen Frauen als Waffe ein. Verschiedene türkische Beamte wie Polizisten, Soldaten oder sogenannte Dorfschützer vergewaltigen und ermorden tagtäglich junge Frauen in den besetzten Gebieten. Natürlich müssen die Männer, die diese grausamen Taten begehen, keine Konsequenzen fürchten. Selbst wenn der Fall gemeldet wird, und es zu einer Anklage kommt, kommen die Täter straffrei davon. Denn egal, ob der Islamische Staat, die Türkei, Russland oder die USA; sie alle sind durchsetzt von patriarchalen Verhältnissen. Das Leben einer Frau ist in ihren Augen weniger Wert und deswegen ist es für sie selbstverständlich, dass sie über diese Taten hinwegsehen. Sie schützen immer die Täter, aber niemals die Frauen.

Frauen in den Widerstand

Kriege sind die aller brutalste und grausamste Erscheinung des imperialistischen Kapitalismus. Und dadurch erreicht auch die Gewalt an Frauen einen traurigen Höhepunkt. Überall dort wo Krieg geführt wird, sind es die Frauen, die darunter leiden. Und deswegen ist es umso entscheidender, dass sich Frauen organisiert gegen den Krieg wehren. Die organisierte Selbstverteidigung und die Frauenrevolution in Rojava machen uns vor, was das bedeutet. Auch wenn es uns die aktuelle, speziell auf Frauen ausgerichtete Kriegspropaganda weißmachen will, Kriege können niemals im Sinne der Frauen sein. Kriege verstärken patriarchale Verhältnisse und die Ausbeutung der Frau.