Die warmen Tage sind vorbei, für viele Jugendliche beginnt wieder die Schule. Für andere heißt es nach den warmen Sommertage nun wieder jeden Tag Arbeit oder der tägliche Besuch in der Bibliothek. Die graue Kälte bedeutet für viele junge Menschen ein Loch im Jahr, und das immer wieder. Doch wie können wir als Menschen, die das Leben und die Welt für alle verändert wollen, auch im September Hoffnung schöpfen? Wieso ist es elementar Hoffnung zu organisieren? Wie können wir unsere bürgerlichen Gewohnheiten wie gelbe Herbstblätter fallen lassen, damit neue grüne Blätter, neue revolutionäre Eigenschaften sprießen? In einem Artikel von Etha beschreibt Serhat Raperin diesen Prozess sehr eindrucksvoll. Wir wollen die deutsche Übersetzung mit euch teilen.
Die Organisation von Hoffnung entspricht der Tempoerhöhung dieses Kampfes, der Befreiung von Lasten, der Konzentration auf das Ziel. Ja, wenn man zu welken beginnt, bereiten sich die Blätter auf zukünftige Triebe vor. Diejenigen, die vor der Entscheidung standen, in einem Haufen voller Spinnweben und gerötetem September Hoffnung zu schöpfen und sich zu organisieren, zeigten ihren Willen, die Struktur aufzubauen. Nun umfasst dieser Wille den Himmel wie ein Baum, der sich verzweigen und beschneiden und mit jeder Zeit wieder und stärker sprießen wird.
Der Herbst klopft mit all seiner Begeisterung an unsere Tür. Obwohl es uns auferlegt wird, dass der September eine graue Kälte darstellt ist er tatsächlich der Vorbote des Kampfes. Es beschreibt das Aufbrechen der Schale und das Erneuern. Denn der Weg, der beschritten wird, ohne die Anhäufung der Vergangenheit zu filtern und unnötige Lasten loszuwerden, wird ermüdend. Diejenigen, die die kältesten Morgendämmerungen mit ihrem Lächeln erwärmten, begrüßten den ersten Monat der Jahreszeit, als würden sie den Himmel umarmen. Dies zeigten uns die Herbstblätter im September 1994. Im natürlichen Zyklus der Jahreszeiten verfärbten sich die Blätter an den Zweigen nach und nach gelb. Um wiedergeboren zu werden, hat die Zeit für die Natur begonnen, sich ihrer alten Zellen, ihrer toten Zellen, zu entledigen, wie es jedes Jahr so ist. Im Geist des Septembers geht es darum, die tote Haut abzustreifen und frisches neues Leben aufzubauen. In diesem Sinne trafen sich die Macher während der Saison des Kampfes. Und das Wichtigste: Die Steine unseres Weges wurden mit der Perspektive gelegt, jede Jahreszeit, jeden Moment des Lebens mit Kämpfen und Feuer zu verbinden. Hier liegt die Stärke unserer Schritte. Auf diesem Boden sind unsere Kraft und Energie, unsere Entschlossenheit, einen freien Menschen und eine freie Welt aufzubauen.
Dieses System, das die Hoffnung zerstören will, versucht sich in jeder Jahreszeit zu schützen. Denn welchen Teil der Natur wir auch untersuchen, welche Schale eines Schösslings unsere Fingerspitzen auch immer berühren, dort sehen wir die Hoffnung auf Wiedergeburt, auf Leben. Heutzutage, wo auf den Straßen ein kühler Wind weht, versucht eine ganze Gesellschaft, atemlos und hoffnungslos zu sein. Hoffnung ist ein enormer Reichtum. Wir würden nicht übertreiben, wenn wir sagen, dass in dem Moment, in dem sie verloren geht, unsere Lebensgründe zu schwinden beginnen. Denn wenn es bei der Hoffnung um den Willen, das Streben und den Plan geht, die Zukunft aufzubauen, bedeutet Verzweiflung das Zerreißen der Fesseln des Lebens. Wer also nur überlebt, ohne sich an das Leben zu klammern, wird in jeder Situation mitgerissen, kann kein Subjekt sein und in den Entwicklungsphasen seines Lebens nicht entscheidend sein. Man wird nur geformt. Man kann sich selbst keine Form geben, man isoliert sich vom Recht zu sprechen und zu handeln.
Die Revolution zu organisieren bedeutet, Hoffnung zu organisieren. Es ist der Kampf gegen die Entmutigung. Unser Kampf ist wie eine Fackel, die in die dunkle Grube der Verzweiflung geworfen wird. Und manchmal kann das Verbrennen als eine Form der Reinigung angesehen werden. Es ist nicht möglich, vorwärts zu sehen, ohne einige Gewohnheiten, Denkweisen und Überbleibsel der bürgerlichen Ideologie in unserem Geist und Leben zu verbrennen. Jeder Schritt, den wir angesichts dieser historischen Verantwortung nach vorne treten, hat ein moralisches Gewicht. Deshalb sind unsere revolutionären Aufgaben keine Last, sondern bewusste Bewegungen, die wir mit Begeisterung und Leidenschaft leben. Jede Arbeit, die getan wird, ohne sie bis ins Mark zu spüren, ohne uns mit den spirituellen Werten und Emotionen auszustatten, die die tiefgreifendsten Auswirkungen auf unser revolutionäres Sein haben, ist dazu verdammt, oberflächlich zu bleiben. Mit großer Begeisterung an die Aufgaben heranzugehen, den Willen zu zeigen, die bereits erworbenen Aufgaben richtig zu erfüllen, sich bewusst zu sein, dass wir nicht den Luxus haben, auch nur eine Sekunde zu verlieren, bringt uns voran. Es kann keinen widerstrebenden, müden, unaufgeregten, unwilligen Revolutionärismus geben. Denn die Organisation der Hoffnung erfordert die Praxis, die freien Stellen mit großem Mut zu besetzen, sie zu stärken. Ein:e Kämpfer:in, der:die sich über Probleme beklagt und seine Augen vor allen Möglichkeiten und dem historischen Licht einer Lösung verschließt, kann keine erfolgreiche Praxis organisieren. Wie können Revolutionär:innen,die ihre historische und gegenwärtige Verantwortung als „Beruf“ betrachten, die ihre Bequemlichkeit“ nicht stören wollen und sich auf die Gewohnheiten des Alltags beschränken, die Hoffnung organisieren? Ist es möglich, sich zu organisieren und Hoffnung zu verbreiten, ohne mit großem Mut und Entschlossenheit gegen die Ausbreitung der Verzweiflung wie Krebszellen überall einzugreifen?
Revolutionärer Kampf ist die Praxis, neues Leben und damit eine neue Welt hervorzubringen. Jeder Moment, in dem unser Herz schlägt, wird als Kraft in unserem Leben erwidert. Dies ist natürlich keine Situation, die sich spontan entwickelt und auf evolutionistische Weise behandelt wird. Sie ist lebendig und enthält die höchsten Momente des Kampfes der Widersprüche. Es ist dynamisch: sobald die Bewegung weggenommen wird, beginnt die Regression. Stillstand und Produktivitätsverlust organisieren den Boden für den Verfall. Die Straße liebt Spaziergänger. Sich dem Sumpf des Systems zuzuwenden, selbst wenn man die Legitimität, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit des Kampfes für die Befreiung der Unterdrückten kennt, bedeutet, dem Kampf, um die Zusammenführung des Wirklichen und des Richtigen zu entkommen. In diesem System geht darum, aus einem reichen Becken herauszukommen, das alle Möglichkeiten und Lösungen enthält, und zu versuchen, in den schmutzigen Gewässern der Verzweiflung zu schwimmen.
Die Verzweiflung derjenigen, deren Schritte in den schwierigen Prozessen des Kampfes auf der Straße verblassen, hängt mit der zunehmenden Angst vor dem Preis zusammen, der in jedem Moment des Kampfes für eine freie Welt gezahlt wird und gezahlt werden muss. Die Angst ist natürlich eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen. Dabei geht es nicht nur um die Angst vor einem bewaffneten Konflikt oder die Angst, ins Gefängnis zu kommen. Es ist eine Situation, die durch das Gefühl entsteht, dass einem unter Umständen und in jeder Form „etwas zustoßen könnte“. Es geht darum, mit Ängsten und Sorgen umzugehen. Mut ist nichts anderes als der Wille, bestimmte Ängste zu überwinden und sie zu bewältigen. Und das, was wir „Hoffnung organisieren“ nennen, besteht darin, den Mut, den aus unserem Gerechtigkeitsgefühl und unserem Klassenbewusstsein entsteht, in die Praxis umzusetzen.
Deshalb müssen wir uns mit der Hoffnung ausstatten, die der September offenbart hat, um die Probleme, Schwierigkeiten und Notwendigkeiten des Kampfes, der mit all seiner Glut und Dringlichkeit vor uns liegt, zu erfüllen und zu lösen. Probleme anzugehen, bedeutet nicht nur, das Problem zu identifizieren. Uns ist der wartende, klagende Stil nicht fremd, die Frage zu stellen: „Genoss:in, es gibt so ein Problem“, „Wie werden wir dieses Problem lösen“ und mit „aber“ zu beginnen, wenn es um die Lösung geht, und sich nicht als Wille zur Lösung zu sehen. Natürlich bereitet alles, was die Kraft der Lösung enthält, natürlich den Boden für neue Probleme. Wenn man nicht in der Lage ist, eine sich entwickelnde, vorwärts gerichtete Beziehung zu ihnen aufzubauen, ertrinkt man in Problemen. Hier bestehen das Wesen und der Geist des Ansatzes darin, sich in der Allseitigkeit der Lösung zu vereinen. Natürlich sollten wir die Probleme identifizieren, analysieren und uns auf ihre Ursachen konzentrieren. Dies ist nur ein Schritt. Die Hauptkraft, die den Weg vervollständigen wird, besteht jedoch darin, sagen zu können: „Lasst uns dieses Problem so lösen“, „Ich bin hier mit all meinem Willen, diesen Mangel zu beheben“, „Ich kann das tun“, mit anderen Worten, uns als Teil der Lösung zu verstehen. Die Hoffnung zu organisieren bedeutet, die Methoden zur Überwindung von Hindernissen zu bereichern, sie mit all unserer Energie und Entschlossenheit anzugreifen. Wir sind die Großen. Probleme werden wie Müll zurückbleiben, auf den wir treten und den wir zerquetschen werden. Unsere Füße werden aber auch lernen, richtigere Schritte zu machen, fester auf dem Boden zu stehen.
Die Organisation der Hoffnung entspricht der Tempoerhöhung dieses Kampfes, der Befreiung von Lasten, der Konzentration auf das Ziel. Ja, wenn man zu welken beginnt, bereiten sich die Blätter auf zukünftige Triebe vor. Diejenigen, die vor der Entscheidung standen, in einem Haufen voller Spinnweben und gerötetem September Hoffnung zu schöpfen und sich zu organisieren, zeigten ihren Willen, die Struktur aufzubauen. Nun umfasst dieser Wille den Himmel wie ein Baum, der sich verzweigen und beschneiden und mit jeder Zeit wieder und stärker sprießen wird.