Gastbeitrag von OffensiveJugendDessau
Der „Krieg gegen Drogen“, welcher von den USA ausgerufen wurde, ist gescheitert und dies beinahe auf ganzer Linie. Der sogenannte „Krieg gegen Drogen“ hat Massenrepressionen, Kriminalisierung und Leid über alle Teile der Welt gebracht. Besonders betroffen sind die Lohnabhängigen. Die Zahl der Drogentoten, dieses „Krieges“ in der BRD mit mehr als 180 Tausend Toten pro Jahr sollte für sich selbst sprechen. Ganz zu schweigen von den Toten der organisierten Kriminalität. Ebenfalls erschreckend ist die Anzahl der Menschen, deren Leben zerstört oder beeinträchtigt wird durch den Konsum von legalen und illegalen Drogen. Auch wenn es dazu keine uns bekannten Statistiken gibt, ist es sicher, dass diese Zahl noch weitaus größer ist als die Zahl der Todesopfer, da allein von Alkohol mehr als 1,7 Millionen Menschen in Deutschland abhängig sind. Die Dunkelziffer kann weitaus höher liegen, da Forschungen dazu schwierig sind. Trotzdem sollten diese Zahlen eigentlich ausreichen, um die Öffentlichkeit oder die Politik auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Dies passiert jedoch nicht! Beziehungsweise nicht in einem zufrieden Stellenden Maße.
Doch woher kommt unser Drogenkonsum eigentlich und wie muss man Drogenkonsum bewerten?
Zunächst ist hier eindeutig festzustellen, dass Drogenkonsum grundsätzlich nichts ist, wofür man Personen verurteilen sollte. Denn grundsätzlich schadet man, wenn wir den Konsum als einzelnstehende Tätigkeit betrachten, niemand anderen als sich selbst. Wie jemand seinem Körper schaden will, ist grundsätzlich jedem selbst überlassen. Also ist Drogenkonsum doch überhaupt kein Problem?
Genau in dieser Annahme steckt das Problem. Mit Drogenkonsum unterstützt man aktiv Menschenhandel, Morde und viele andere Menschenverachtende Verbrechen. Doch soll dieser Text kein Konsumkritischer Text werden, der den moralischen Finger erhebt und Leute nur für ihren Konsum kritisiert. Wir möchten hier tiefer auf die Problematik des Drogenkonsums eingehen. Wir alle kennen bestimmt den berühmten Spruch: „Meine Freiheit endet da, wo die Freiheit eines anderen beginnt.“. Wir möchten hier nicht darauf eingehen, inwieweit dieser Grundsatz richtig ist oder nicht. Aber insgesamt können wir uns alle darauf einigen, dass wenn die Konsequenz meiner Freiheit der Tod einer anderen Person ist, meine Freiheit schon lange geendet hat. Doch meine Freiheit endet auch schon dann, wenn jemand anders verletzt wird oder ich seinem Leben erheblichen Schaden zufüge. Ich denke, dieser Punkt kann als allgemeingültig angenommen werden. Das bedeutet für unseren Blick auf Drogenkonsum eine grundsätzliche Veränderung. Wir können ihn nicht mehr wie oben beschrieben als ein alleinstehendes Phänomen betrachten, sondern müssen ihn als ein Teil unserer kapitalistischen Gesellschaftsstruktur anerkennen.
Dadurch lässt sich die Frage, ob ich mit Drogenkonsum bereits die Freiheit anderer einschränke, nicht mehr so leicht verneinen. Mindestens 40 Milliarden Behandlungskosten aufgrund von Alkohol, 13 Tausend Unfälle, 230 Tote durch Alkoholunfälle, unzählige Gewaltverbrechen und sehr viele zerstörte Existenzen. All das sind folgen unseres Gesellschaftlichen Umgangs mit Alkohol. Andere Folgen lassen sich kaum statistisch betrachten. So zum Beispiel Freundschaften oder Familien, welche durch Alkoholkonsum zerstört werden. Wir können den Konsum von Drogen also unmöglich als etwas Harmloses darstellen. Jedoch ist es wichtig hier noch einmal hervorzuheben, dass wir Drogenkonsum nicht grundsätzlich verurteilen. Die Folgen des Konsums sind entscheidend, um Drogenkonsum zu bewerten. Wer sich am Wochenende zudröhnt, dabei aber keine anderen Menschen erheblich beeinträchtigt, hat nichts getan, was wir als politische Organisation verurteilen könnten. Wir maßen es uns also nicht zu, den Konsum des Einzelnen zu ächten, sondern kritisieren den Gesellschaftlichen Umgang mit Drogen und im Einzelnen Junkies, die Drogenkonsum verherrlichen und in ihre politische Praxis einbauen (Sprüche wie „Saufen gegen Rechts“ etc.) und dabei bewusst in Kauf nehmen, dass sie anderen Menschen schaden.
Die Kritik ist gesetzt, doch wie wollen wir dieses Problem lösen?
Die logische Konsequenz ist es, einen marxistischen Blick auf unsere Drogenkultur zu werfen. Wir müssen uns also im Sinne des dialektischen Materialismus die gesamtgesellschaftlichen Faktoren betrachten, welche für den Konsum von Alkohol, Tabak und anderen Drogen verantwortlich sind. Dafür müssen wir uns eingestehen, dass Drogenkonsum seit jeher Teil des menschlichen Lebens ist, genau wie Kunst oder Freundschaften. Objektiv betrachtet ist der Konsum unlogisch, allerdings ist Kunst und Fernsehen dies auch. Doch was wären wir ohne diese Dinge? Es gab noch nie eine Zeit, in der die Menschen keine Drogen konsumierten. Mal weniger mal mehr. Aber nie gar keine. Drogen sind Teil der menschlichen Kultur. Dies soll nicht bedeuten, dass wir den gesellschaftlichen Umgang mit Drogen als unveränderbar ansehen. Jedoch sehen wir das radikale Verbot von Drogen nicht als realpolitische Maßnahme, da solch ein Verbot sehr komplex und wissenschaftlich geführt werden müsste. Dies würde eindeutig unsere Kompetenzen übersteigen. Trotzdem sind wir uns in einem Punkt sicher. Wir glauben daran, dass der gesellschaftliche Umgang mit Drogen von den materiellen Umständen in einer Gesellschaft abhängt. Das heißt, dass die momentane Drogenkultur maßgeblich vom Kapitalismus abhängt. Allerdings entspricht es nicht unserer Auffassung, dass die Klassengesellschaft allein für den Drogenkonsum/Missbrauch verantwortlich ist. Denn wie bereits erwähnt, sind wir davon überzeugt, dass Drogen fest zur menschlichen Kultur gehören. Diese Annahme beruht auf folgenden Tatsachen.
Erstens, auch große Teile der Bourgeoisie sind drogenabhängig. Zweitens, auch in der Urgesellschaft wurden Drogen konsumiert. Drittens, auch Tiere konsumieren Drogen. Und Viertens, Menschen konsumieren Drogen auch, wenn sie glücklich sind.
Dies bedeutet, dass sich Drogenkonsum zwar zu einem großen Teil, aber nicht nur auf die Unterdrückung innerhalb unserer Klassengesellschaft begründen lässt. Die ökonomischen Gesellschaftsverhältnisse innerhalb des Kapitalismus sind jedoch ausschlaggebend für den Umgang mit Drogen und damit auch für deren Auswirkungen. Unser Ziel ist nicht die Abschaffung von Drogen, sondern ein besserer Umgang mit ihnen. Doch genau hier versagt die Politik, die Gesellschaft aber auch die Linke Bewegung. In allen Teil der Gesellschaft ist Drogenkonsum normalisiert. Drogenkonsum wird egal wo als etwas positives hingestellt. Selten wird über die massiven Folgen für Körper und Geist gesprochen, die bereits wöchentlicher Alkohol, Tabak, Marihuana, Kokain,… Konsum haben kann. Das oft bereits 14-Jährige rauchen, um „cool“ zu sein sollte uns als Gesellschaft wachrütteln. Auch das Bewirken von Massenarmut und die Verstärkung von Klassengegensätzen sollte besonders die Linke Bewegung alarmieren. Denn besonders aus einer materialistischen Perspektive wird klar, dass unter der Drogenkultur besonders die Einkommensschwachen dieses Landes leiden. Kurz gesagt: Reiche können sich eine Sucht leisten. Wenn ein Burgeois jeden Tag eine Schachtel Kippen braucht, spürt er es in seinen finanziellen Mitteln kaum. Für jemanden der drei Jobs hat und trotzdem am Existenzminimum lebt, ist eine Schachtel am Tag ein heftiger Dämpfer für seine Finanziellen Mittel. Somit ist der Konsum von Drogen für ärmere Menschen ein Gefängnis, ein Teufelskreis aus Sucht und Begierde. Damit wird die angebliche Chancengleichheit und Fairness im Kapitalismus wieder einmal verschlechtert. Hinzu kommt, dass für viele Menschen der Griff zu Drogen ein Weg ist, um dem stressigen Alltag und ihrer Lebenslage zu entfliehen. Ein Alltag, der maßgeblich geprägt ist durch Ausbeutung am Arbeitsplatz, Existenzsorgen, Depressionen und rassistische Gewalt. Die Arbeiter*innen können die Lebensrealität im Kapitalismus oft nur noch durch Drogenkonsum
ertragen. Der Kapitalismus und der deutsche Staat erschafft Stress und Existenzsorgen. Dies versuchen viele Menschen durch Drogenkonsum auszugleichen. Das bedeutet, dass die unterdrückte Klasse aktiv zu Drogen geleitet wird. Noch dramatischer ist es in kulturell ärmeren Gebieten, denn hier gibt es noch weniger Freizeitangebote. So sind die Drogen noch attraktiver, als bloßer Zeitvertreib. Außerdem ist politische Arbeit oft kaum noch möglich, wenn man erstmal in einer Abhängigkeit gefangen ist. Deswegen ist unser momentaner Umgang mit Drogen eine Schwächung der politischen Schlagkraft der Menschen. Wir wollen nicht behaupten, dass die Politiker im Bundestag einen geheimen Plan haben, um das Proletariat durch Drogenkonsum zu unterdrücken. Drogen sind also keine aktive Waffe der Bourgeoisie, sondern vielmehr eine passive die sich automatisch im Kapitalismus entwickelt und zum Einsatz kommt. Die Bourgeois haben dann in jedem Land die Wahl, wie stark sie diese Waffe aktivieren und nutzen wollen. Allerdings gibt es in unserer Gesellschaft ein schlechtes Klassenbewusstsein, sodass die Kapitalisten die Drogen noch nicht als aktive Waffe benutzen. Umso stärker jedoch das Klassenbewusstsein der Kapitalisten wird, umso stärken werden sie diese Waffe benutzen. Dass die Kapitalisten und ihre Lakaien Drogen nutzen, um ihre Position zu stärken und gleichzeitig die Schlagkraft des Proletariats und der Bauernschaft zu schwächen zeigt uns auch die Geschichte. In Asien errichteten Kolonialherren absichtlich einen Drogenmarkt, um einerseits Geld zu verdienen und andererseits die örtliche Bevölkerung an ihrem ehrenhaften und richtigen Kampf nach Nationaler Befreiung zu hindern. Großbritannien setzte Opium ein, um das Kaiserreich China zu unterwerfen und um dadurch ihre Imperialistischen Machtansprüche in Asien zu bestätigen und auch CIA mischte sich immer wieder in Drogenhandel und Drogenkriege ein. Es ist also offensichtlich, dass Drogen die Macht haben, ganze Staaten zu zerschlage
n. Damit haben sie aber auch die Macht Bewegungen, Parteien und damit schlussendlich auch Revolutionen zu zerschlagen. Das bedeutet für uns Revolutionäre, dass wir aktiv gegen den massiven Einfluss von Drogen in den unterdrückten Klassen aber auch in unseren Organisationen vorgehen müssen, um uns dem Feind nicht schutzlos zu präsentieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Kampf durch egoistischen Drogenmissbrauch geschwächt wird. Doch diese Aufgabe ist keine leichte. Es wird Jahre dauern, den falschen Umgang mit Drogen in der linken Bewegung auszubessern. Die Gesellschaft macht uns diese Aufgabe nicht leichter. Genauso wenig die Politik. Zusammenfassend müssen wir sagen:
Dieses Gemisch aus Systematischer Hinführung zum Drogenkonsum und dadurch die Verhinderung von sozialem Aufstieg und politischer Arbeit führt uns zu der Losung, dass die Politische Linke einen Kampf gegen Drogen und ihre Auswirkungen beginnen muss. Drogen unterdrücken die Klasse der Lohnabhängigen. Der Kampf gegen Drogen ist eine Form des Klassenkampfes. Die politische Linke muss aufhören, Drogen als etwas Gutes zu verkaufen und zu verherrlichen. Wir müssen uns klar einsetzen für eine Freiheit des Konsums aber gleichzeitig müssen wir anfangen in der Bewegung aber auch in der Gesellschaft das Bewusstsein für die gesamtgesellschaftlichen Folgen von Drogen zu stärken.
Frei nach dem Motto: Zerstöre nicht dich, zerstöre den Feind!