Einige der bürgerlichen Massenmedien geben sich bei ihrer Berichterstattung über den jüngsten „Höhenflug der AfD“ besorgt, kritisieren und verurteilen die Partei regelmäßig. Der bürgerliche Staat unternimmt außerdem, wenn auch oft halbherzig, immer wieder Versuche, gegen faschistische Organisationen vorzugehen. Es scheint also auch ein bestimmter Konsens unter den Bürgerlichen zu herrschen, dass der Faschismus bekämpft werden muss. Was hat es also mit diesem vermeintlichen bürgerlichen Antifaschismus auf sich? Und worin unterscheidet er sich von unserem Antifaschismus?
Was genau ist Faschismus?
In der faschistischen Bewegung sammeln sich die reaktionärsten Elemente der kapitalistischen Gesellschaft, um sich mit allen ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln jeglichen sozialen Fortschritten und damit vor allem den Kommunist:innen in den Weg zu stellen, und um in Krisenzeiten eine drohende proletarische Revolution zu verhindern. Obwohl sie damit ganz klar die Interessen des Kapitals vertreten, erwecken die Faschist:innen dennoch, solange sie noch nicht an der Macht sind, oft den Schein einer „rebellischen“, teils sogar „revolutionären“ Bewegung, die sich gegen die bisher bestehende Ordnung richten soll.
Welcher Funktion dient der Faschismus?
Um hier richtig durchblicken zu können, ist es erst einmal wichtig zu verstehen, dass die Gesamtheit der faschistischen Bewegung kein einheitliches Lager darstellt. So gibt es teilweise erhebliche Widersprüche zwischen etwa der AfD als parlamentarischer Flügel des Faschismus, dem „III. Weg“, der mit seinem erhöhten Fokus auf „soziale“ Aspekte in der Tradition der SA steht und verschiedenen konspirativ agierenden Untergrundorganisationen wie „Combat 18“, die sich am direktesten auf ihre konterrevolutionäre Rolle in einem kommenden revolutionären Krieg vorbereiten.
„Sie [die faschistische Bewegung] ist ein zusammenhängendes Ganzes, aber kein monolithischer Block. Die ideologischen und Machtkämpfe zwischen ihren verschiedenen Flügeln sind ebenso echt, wie die Bemühungen des Staates, sie niederzuhalten, wenn sie nicht gebraucht werden oder zu eigenständig agieren.” (Faschismus – Terror, Funktion, Ideologie & antifaschistische Strategie, Redaktionskollektiv im Verlag Leo Jogiches, S. 216)
Genauso gibt es auch zahlreiche Widersprüche innerhalb der Ausbeuterklassen. Beispielsweise sind die Interessen der mittleren Bourgeoisie und die der imperialistischen Monopolkapitalist:innen oft nicht vereinbar. Es kann also passieren, dass sich ein Teil der Bourgeoisie bereits hinter die Faschist:innen stellt, während ein anderer noch an der bürgerlich-demokratischen Ordnung festhält.
Viele Flügel der faschistischen Bewegung wenden sich mit ihrer Agitation auch klar an das Kleinbürger:innentum und sogar an Teile der Arbeiter:innenklasse, um auf diese Weise eine eigene Massenbasis aufzubauen. Das trifft besonders auf die Partei „Der III. Weg“ und ihre demagogische Verwendung des Begriffs „Deutscher Sozialismus“ zu. Übernimmt der Faschismus jedoch einmal die Staatsmacht, wird er zur Waffe der, wie Georgi Dimitroff sagte, „offenen, terroristischen Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals”. Dann ist es auf einmal vorbei mit dem bürgerlichen „Antifaschismus”. Wenn es dann noch faschistische Flügel gibt, die sich dem Finanzkapital nicht vollständig unterordnen, werden sie von ihm bekämpft. Ein perfektes Beispiel dafür ist die SA, die 1934 im Hitlerfaschismus ausgeschaltet wurde.
Was steckt hinter dem angeblichen bürgerlichen Antifaschismus?
Ein weiterer Punkt, an dem sich unser revolutionärer Antifaschismus von den bürgerlichen Tiraden unterscheidet, ist die Tradition, in der er steht. Zu den größten „Widerstandskämpfern“ gegen den Hitlerfaschismus zählen die Bürgerlichen unter anderem Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Henning von Tresckow, die sich maßgebend am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligten, bei dem Hitler und viele weitere führende Faschisten im „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ durch einen Sprengsatz getötet werden sollten. Doch was genau steckt hinter diesem Attentatsversuch? Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass es keineswegs ein ehrlicher Antifaschismus war. Wie auch? Stauffenberg, Tresckow und viele weitere der Beteiligten waren davor selbst jahrelang Anhänger des Hitlerfaschismus.
Stauffenberg trat 1926 in die Reichswehr, die Armee der Weimarer Republik ein, war Anfang der 1930er ein Sympathisant der NSDAP und leistete 1934 gemeinsam mit dem Rest der Reichswehr den Führereid auf Hitler. Daraufhin folgte bei ihm eine steile Karriere in der Wehrmacht. Er beteiligte sich an den Überfällen auf Polen, Belgien, Frankreich, die Sowjetunion und Nordafrika. Tresckow durchlief einen ähnlichen Werdegang bei der Wehrmacht. Dazu kommt bei ihm noch seine Beteiligung bei der Niederschlagung des Spartakusaufstands im Jahr 1919.
Stauffenberg, Tresckow und die weiteren Beteiligten des Attentats sahen, dass das faschistische Deutschland den Krieg mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren würde, weshalb sie einen Putsch durchführen wollten, um eine teilweise Änderung der Politik zu erzwingen. Dabei vertraten sie einen kleinen Teil der Ausbeuterklassen, vor allem die Großagrarier. Das Finanzkapital als entscheidende Macht, stand jedoch weiterhin hinter Hitler.
Im Gegensatz zu den echten Widerstandskämpfer:innen verkörpern Stauffenberg und Tresckow den Antikommunismus. Mit ihnen wollen die Bürgerlichen uns eine Art „antikommunistischen Antifaschismus“ verkaufen. So heißt es in einem Artikel der „Konrad-Adenauer-Stiftung“ beispielsweise: „Viele Antifaschisten der ersten Stunde waren zugleich Antikommunisten, verteidigten die italienische Republik gegen den Ansturm der Extremisten von rechts und links.“, heißt es in einem Artikel der „Konrad-Adenauer-Stiftung“. Dass im Jahr 1922 mit der „Italienischen Volkspartei“, der „Italienischen Liberalen Partei“ und der „Italienischen Sozialdemokratischen Partei“ alle großen bürgerlichen Parteien Teil von Mussolinis Regierung waren und damit dem Faschismus an die Macht verhalfen, wird jedoch ausgelassen. Diese gesamte Annahme basiert auf der bereits lange widerlegten Hufeisentheorie, nach der Faschismus und Kommunismus als gleichermaßen extremistische Ideologien gleichgesetzt werden. Davon, dass in Wirklichkeit die bürgerliche Ideologie eine große Nähe zum Faschismus besitzt, da beide Ideologien die kapitalistischen Produktions- und Eigentumsverhältnisse schützen sollen, wird so bewusst abgelenkt.
In welcher antifaschistischen Tradition stehen wir als Kommunist:innen?
Dagegen sehen wir uns in der Tradition des Antifaschismus der KPD, die sich von Anfang an gegen den Faschismus stellte, die 1932 die Antifaschistische Aktion ins Leben rief und die auch 1933, als sie verboten wurde und die brutale Verfolgung ihrer Kader:innen begann, nicht aufgab. Während der gesamten 12 Jahre der Herrschaft des Hitlerfaschismus leistete die KPD Widerstand wie sonst niemand und konnte nie vollständig zerschlagen werden. Wahre antifaschistische Held:innen wie Ernst Thälmann, Olga Benario-Prestes, Hans Beimler und viele weitere können uns dabei als Vorbilder dienen. Sie vertraten einen revolutionären Antifaschismus. Sie wussten, dass ein konsequenter Kampf gegen den Faschismus den Kampf gegen den Kapitalismus voraussetzt und einen starken Internationalismus miteinschließt.
Ernst Thälmann wurde 1933 während der Verfolgungswelle nach dem Reichstagsbrand verhaftet und anschließend elf Jahre lang gefangen gehalten und gefoltert, bis er 1944 schließlich ermordet wurde. Doch trotz dieser unfassbaren Qualen, die er erleiden musste, wurde er nie gebrochen und hat niemanden verraten.
Olga Benario-Prestes lebte zur Zeit der Machtübernahme des Hitlerfaschismus in der Sowjetunion. 1934 wurde sie im Auftrag der Komintern nach Brasilien geschickt, um dort bei den Vorbereitungen eines Aufstands gegen das damals dort herrschende Regime zu helfen, wurde 1936 jedoch festgenommen und an das faschistische Deutschland ausgeliefert, obwohl sie zu dieser Zeit schwanger war. In Deutschland brachte sie dann im Gefängnis ihre Tochter Anita Leocádia Benario-Prestes zur Welt. Die Faschist:innen nutzten ihre Tochter aus, um sie unter Druck zu setzen und zu erpressen. Trotzdem ließ auch sie sich nicht brechen und wurde letztendlich 1942 ermordet.
Als 1936 die Faschist:innen unter Francisco Francos Führung einen Putsch begannen, was zum Spanischen Bürgerkrieg führte, folgte Hans Beimler dem Ruf des ZK der KPD, sich den Internationalen Brigaden anzuschließen. Davor war er bereits im Widerstand gegen den Hitlerfaschismus aktiv und hatte es geschafft aus dem KZ Dachau zu fliehen. Im Spanischen Bürgerkrieg war er politischer Kommissar des Thälmann-Bataillons. Während der Kämpfe in Madrid fiel er im Dezember desselben Jahres.
Das waren nur drei der unzähligen Beispiele des heldenhaften antifaschistischen Kampfes von Kommunist:innen. Dieser Kampf wurde darüber hinaus auch nach 1945 weitergeführt. Es waren auch Kommunist:innen, die sich gegen das postfaschistische System der BRD auflehnten und die ihm in der 68er-Bewegung einen vorübergehenden Schlag versetzten. So reicht diese Tradition auch bis heute, in eine Zeit, in der sich die dritte Welle des Faschismus erhebt, um Kapital und Patriarchat zu schützen und Rassismus und LGBTI+ Feindlichkeit zu schüren. So liegt es auch heute an uns Kommunist:innen, den antifaschistischen Kampf an vorderster Front zu führen. Wir haben den Faschismus schon einmal besiegt und wir werden es wieder tun. Mit dem Sturz des Kapitalismus und dem Aufbau einer weltweiten sozialistischen und letztendlich der kommunistischen Gesellschaft, werden wir diesen Kampf ein für alle Mal beenden.