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Helebce 1988 – Wir vergessen nicht!

Wir zählen heute den 35. Jahrestag des Genozids von Helebce (Arabisch: Halabja), in welchem die irakische Regierung unter Saddam Hussein am 16.03.1988 zwischen 5.000 und 7.000 Kurd:innen mit Giftgas ermordete.

Der Genozid von Helebce stellte einen Teil der Anfal-Operation gegen die kurdische Bevölkerung im Nordirak (Südkurdistan) dar. Der Name „Anfal“ entstammt einer Sure des Korans und bedeutet auf Deutsch „Beute“. Zweck dieses Namens war es, die kurdische Bevölkerung als „Ungläubige“ zu stigmatisieren. Im Rahmen von Anfal sollte nämlich die gesamte kurdische Bevölkerung ausgelöscht werden, da diese sich weigerte sich dem Arabisierungsprozess der irakischen Regierung zu unterwerfen. Folglich stellte der Diktator Saddam Hussein die Kurd:innen als „Volksfeinde“ dar. Auch andere ethnische Minderheiten wie die Assyer:innen und Chaldäer:innen fielen dem Genozid zum Opfer. Insgesamt beläuft sich die Opferzahl der Anfal-Operation auf etwa 182.000, wobei die Mehrheit Zivilist:innen waren.

Der Genozid von Helebce selbst war von der irakischen Regierung ursprünglich nicht als Teil der Anfal-Operation geplant. Auslöser der Durchführung war die Befreiung der Stadt von der irakischen Regierung durch die kurdischen Streitkräfte der Pêşmerge am 15.03.1988, mit Unterstützung der Bevölkerung Helebces. Die Freude hierüber war groß, jedoch war man zugleich mit Angst vor der Reaktion des irakischen Staates erfüllt. Und die Reaktion kam schnell: Am Morgen des 16.03.1988 füllte ein Geruch von Äpfeln die Straßen Helebces. Man wunderte sich: „Dayê, bêhna sêva tê.“ (Deutsch: „Mama, es riecht nach Äpfeln.“) riefen kurdische Kinder. Dieser Apfelgeruch war das Giftgas, welches den Kurd:innen von Helebce den Tod bringen sollte. Das Giftgas löste bei den Menschen zunächst ein Lachen aus, bis sie zu Boden fielen und regungslos wurden. 5.000 bis 7.000 Menschen starben an dem Giftgas, während mehr als 10.000 Menschen verletzt wurden. Bis heute haben viele der Überlebenden mit den Folgen des tyrannischen Giftgasangriffes zu kämpfen, wie z.B. Krebs, Hautkrankheiten und Unfruchtbarkeit.

Doch auch andere Staaten tragen Mitschuld an dem Genozid: Die BRD stellte dem Irak einen Großteil des Giftgases zur Verfügung. Nach UN-Bericht stellte deutsches Giftgas zwischen 1982 und 1988 70 % des in irakischer Hand gesammelten Giftgases dar. Auch wusste die deutsche Regierung bereits seit 1984 von dem Vorhaben der irakischen Regierung Bescheid, was den Giftgas-Export an den Irak keineswegs verhinderte. Auch unterstützte die USA Saddam Hussein mit mehr als einer Milliarde US-Dollar, um den Irak als Mittel zum Sturz der iranischen Regierung zu nutzen. Ziel war es auch, den Iran für das Massaker verantwortlich zu machen, was tausende irakische und US-amerikanische Dokumente enthüllten. Obwohl die USA Saddam Hussein also mehr als ein Jahrzehnt später mit dem Vorwurf von Massenvernichtungswaffen stürzte und dabei auch 1 Millionen irakische Zivilist:innen ermordete, unterstützte die USA Saddam Hussein also zuvor.

Durch Helebce haben wir also ein weiteres Mal gesehen, wie die Kurd:innen Opfer eines Genozids durch die Kolonialisten Kurdistans wurden und wie dies durch die Profitinteressen der imperialistischen Großmächte ausgenutzt wurde. Es sollte uns insbesondere in der Zeit, in der der Frauenrevolution in Rojava durch den faschistischen türkischen Staat die Liquidation droht, an Solidarität mit dem kurdischen Volk erinnern und davor mahnen, jeglichen Kapitalisten in Bezug auf die Verteidigung von Menschenrechten jemals zu vertrauen. Denn wie die BRD durch den Verkauf von Giftgas an den Irak für den Genozid von Helebce Profit geschlagen hat, tut sie es heute mit dem Verkauf von Waffen und Panzern an die Türkei, um die Kurd:innen in Rojava zu ermorden. Es lebe der Widerstand des kurdischen Volkes gegen die Kolonialisten und Imperialisten!