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„Imperialistischer Ökonomismus“ im 21. Jahrhundert: Die Karikatur auf den Marxismus am Beispiel der kurdischen Frage (Teil 2/2)

Gastbeitrag von Deniz Boran

Während die kurdischen Fürsten noch auf einer feudalistischen Autonomie beharrten, organisierten sich die kurdischen Intellektuellen und Halbintellektuellen in der spät-osmanischen und jung-türkischen Ittihat und Teraki (IT).

Die In-Vier-Teilung Kurdistans

Der national-demokratische Aufstieg der kurdischen Befreiungsbewegung in Südkurdistan, die Ausrufung der Mahabad-Republik in Ostkurdistan, die SU als Beispiel der Lösung von nationalen Fragen und die national-demokratischen Revolutionen in den Neokolonien ebneten den Weg für einen „Neuanfang“ für die kurdische Befreiungsbewegung.

***

b) Die kurdische Freiheitsbewegung, Rojava und der türkische Staat im imperialistischen Weltsystem

„Schon nach dem Zusammenbruch des revisionistischen Sowjetblocks hat die PKK Diskussionen zu ihrer Linie geführt. Die Strategie der „radikalen Demokratie“ und des demokratischen Kommunalismus entwickelt Öcalan in Haft, nachdem er in Folge eines internationalen Komplotts 1999 festgenommen wurde. Diese theoretische Losung war im Grunde genommen ein ideologischer Rückzug in einer Zeit, in der sich die kurdische Befreiungsbewegung in einer politischen, ideologischen und organisatorischen Krise befand. Dies alles führt uns zu dem Ergebnis, dass die kurdische nationale Freiheitsbewegung theoretisch kleinbürgerlich national-reformistischen Charakter hat […] Aber es muss noch einmal herausgestellt werden, dass der theoretische Reformismus des „demokratischen Kommunalismus“ die Hand der kurdischen Bourgeoise und der kolonialistischen Staaten stärkt und den Gegenwillen der Arbeiterklasse und Unterdrückten schwächt.“ [2]

„Wird sie dennoch mit dem Segen der NATO von der Türkei angegriffen, bedeutet das, dass das Bündnis nicht an der Seite demokratischer und freiheitlicher Kräfte steht, sondern im Einvernehmen mit faschistischen Akteuren in der Region steht. Der wichtigste Partner von Organisationen wie dem IS oder Al-Qaida im Mittleren Osten ist der türkische Staat. Zerfällt der türkische Staat oder wird er demokratisiert, wird es im Mittleren Osten auch den IS oder die Al-Qaida nicht mehr geben. Auch deren Ableger wie etwa Al-Nusra und etliche andere werden dann innerhalb kürzester Zeit aufgeben. In diesem Sinne ist unser Kampf auch der Kampf aller demokratischen Kräfte gegen die NATO, die aktiv faschistische Kräfte unterstützt […] Zusammengefasst: Es ist offensichtlich, dass die NATO eine Institution ist, die keinerlei Legitimität hat und im Interesse des Kapitalismus in andere Länder interveniert. Sie ist ein Relikt des Kalten Krieges, das abgeschafft gehört.“ [5]

„Die NATO und die USA unterstützen die Besatzungsangriffe des türkischen Staats und des AKP/MHP-Faschismus auf Rojava und Südkurdistan. Das ist Teil ihrer Strategie in der Region […] Die USA und die NATO lehnen also die kolonialistische Herrschaft des türkischen Staates und den Völkermord in Kurdistan nicht ab. Ganz im Gegenteil, sie begreifen sie als essenziell und unterstützen sie.“ [6]

„Was also wünschen sie sich von der KCK? Dass sie genauso wie die PDK wird. Sie sind eindeutig gegen die KCK. Deshalb unterstützen sie die Vernichtungsangriffe des türkischen Staates auf die PKK und KCK vollständig. Während der türkische Staat mit diesen Angriffen auf die komplette Zerstörung der PKK und KCK abzielt, wollen Kräfte wie die USA und die NATO nicht deren vollständige Vernichtung, sondern dass sie wie die PDK (Demokratische Partei Kurdistans) werden.“ [7]

„Die Tatsache, daß der Kampf gegen eine imperialistische Regierung für die nationale Freiheit unter bestimmten Bedingungen von einer andern „Großmacht“ für ihre ebenfalls imperialistischen Ziele ausgenutzt werden kann, kann die Sozialdemokratie ebenso wenig bewegen, auf die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen zu verzichten, wie die mehrfachen Fälle der Ausnutzung der republikanischen Losungen durch die Bourgeoisie in ihrer politischen Betrügerei und Finanzräuberei zum Beispiel in romanischen Ländern die Sozialdemokratie auf ihren Republikanismus zu verzichten bewegen können.“ [9]

Wir stimmen mit Hensgen und den Vertreter:innen des „imperialistischen Ökonomismus“ (allen voran der TKP) überein, wenn es um die Charakterisierung der Türkei als eine von der USA abhängige Neokolonie geht. „Als NATO-Mitglied hat die Türkei ihr Militär dem Befehl der NATO unterstellt. Hohe türkische Offiziere wurden damit dem Befehl niedrigerer amerikanischer Offiziere unterstellt. Das türkische Militär wurde damit beinahe gänzlich an die Vereinigten Staaten und die NATO gebunden und von diesen abhängig gemacht.“ [12]

Nun kommen wir zu Rojava/Nordsyrien.

c) Die T“K“P: eine sozialchauvinistische und kemalistische Partei

Diskutieren wir die Linie der aktuellen TKP anhand ihrer letzten Erklärung zur kurdischen Frage.[19]

Das kommunistische Programm

„Die Revolution der Türkei und Kurdistans, birgt unter den Bedingungen der Regionalen Revolution die Möglichkeit der Entwicklung in den folgenden Formen: Vereinigte Revolution von Türkei/Kurdistan, alleinige Selbstbefreiung von Kurdistan, Vereinigte Revolution der anderen drei Teile Kurdistans in Zusammenhang mit Revolutionen im Iran, Syrien und im Irak.

Die kommunistische Bewegung kämpft im Bewusstsein all dieser Möglichkeiten. Sie sieht diese Entwicklung als Teil der regionalen Revolution des Mittleren Ostens.

Sie arbeitet für den Aufbau Regionaler Demokratischer oder Sozialistischer Föderationen im Mittleren Osten, Balkan und Kaukasus […]

Die Revolution des in Vier geteilten Kurdistans ist auch die Revolution der Türkei, des Iran, des Iraks und Syriens. Obwohl auch die alleinige Befreiung von Kurdistan möglich ist, sind die Erlangung von politischer Freiheit in der Türkei wie in den drei weiteren genannten Ländern sowie der Aufbau von auf Räte der Arbeiter*innen und Werktätigen gestützten Volksrepubliken eine Stufenleiter auf dem Weg zur Vervollständigung und Absicherung der Kurdistan-Revolution. Es ist eine der primären Aufgaben des Proletariats, die Bildung einer auf Räte der türkischen, kurdischen, arabischen, persischen und allen anderen Völkern dieser Regionen gestützte föderative Vereinigung sicherzustellen. Die kommunistische Bewegung kämpft für die Freiheit und Vereinigung der vier Teile Kurdistans.“ [20]

a) Die werktätige Lösung der nationalen Frage in Kurdistan un die Revolution in der Türkei

„In der Türkei und in Nordkurdistan, wo die Gewalt eines faschistischen Regimes die Arbeiter*innenklasse, die Werktätigen, die kurdische Nation, Frauen, nationale und religiöse Gemeinschaften in demselben politischen Schraubstock einzwängt, wo Kurdistan unter dem Joch des Kolonialismus gehalten wird, wird es auf Grund einer Vielzahl wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Widersprüche und Folgen, die aus dem finanzökonomischen Kolonialismus resultieren, notwendig, dass das Proletariat gemeinsam mit diesen Verbündeten eine demokratische Revolution organisiert, sich selbst im Sinne des Sozialismus erzieht und die Vorbedingungen für den Sozialismus schafft. Aus diesem Grund ist der erste Schritt unserer Revolution eine antifaschistische, antiimperialistische, antikoloniale, geschlechtsbefreiende demokratische Revolution. Der Inhalt dieser Revolution ist die Eroberung der politischen Freiheit.

Das Proletariat muss den Sieg der demokratischen Revolution erkämpfen, um zur sozialistischen Revolution voran schreiten zu können. Deshalb bildet es mit der ländlichen und städtischen Kleinbourgeoisie, den nationalen und religiösen Gemeinschaften, der kurdischen Nation und dem unterdrückten Geschlecht ein strategisches Bündnis auf Grundlage seines Minimalprogramms. Das Ziel ist hier der Aufbau einer Macht der Union der Volksrepubliken der Türkei und Nordkurdistans.“[21]

„Die kommunistische Bewegung betrachtet die demokratische Revolution als äußerst wichtige Aufgabe, deren Wert aber relativ und abhängig von der Zielsetzung der sozialistischen Revolution ist. Aus diesem Grund unterstützt sie die kurdisch-nationalen, bäuerlich-demokratischen, demokratischen Frauen- und allgemeinen demokratischen Volksbewegungen und macht sich die Forderungen dieser zu Eigen; andererseits aber vereinigt sie die kurdischen Arbeiter*innen, die Arbeiter*innen der Landwirtschaft und die Arbeiterinnen in Klassenorganisationen, die unabhängig von der allgemeinen demokratischen Bewegung sind […] Es folgt der Linie des sozialistischen Patriotismus in Kurdistan.“

„1. Die kolonialistische faschistische Diktatur der kollaborierenden Monopolbourgeoisie wird durch eine gewaltsame Revolution gestürzt werden und an ihre Stelle wird die Union der Volksrepubliken der Türkei und Nordkurdistans aufgebaut werden, in der das Recht auf Trennung geschützt wird und die sich auf die Räte der Arbeiter*innen und Werktätigen stützt […]

6. Den Volksmassen wird die Freiheit der Propaganda, Agitation, der Organisation und Aktion anerkannt, die Gewährleistung dieser Freiheiten wird garantiert; Strafformen, die nicht mit der Würde des Menschen vereinbar sind, sowie Folter abgeschafft; Diskriminierung auf Grund von Religion, Konfessionszugehörigkeit, Sprache, Nationalität, Geschlecht, sexueller Neigung, Gebietszugehörigkeit usw. unter den Bürgern werden verhindert […]

8. Die Türkei wird die NATO verlassen, wird keinem imperialistischen oder reaktionären, militärischen oder politischen Block angehören, US- und NATO-Stützpunkte und –Einrichtungen werden besetzt, alle Geheimverträge werden enthüllt, geheime und offene Verpflichtungen werden aufgehoben […]

14. Die Politik der Assimilierung, des kolonialistischen faschistischen Terrors und des schmutzigen Krieges gegen die kurdische Nation wird beendet. Hindernisse auf dem Weg der kurdischen Nation, die sie daran hindern, ihr Recht auf Gründung eines eigenen Staates, die Freiheit der Agitation, Propaganda und Organisierung zu diesem Zweck auszuüben, werden aufgehoben und das Recht auf Vereinigung des kurdischen Volkes wird anerkannt und verteidigt.

15. Die vollständige Gleichheit der Rechte zwischen Kurd*innen und Türk*innen wird in allen Bereichen garantiert werden, Unterdrückungen sämtlicher Sprachen und Kulturen werden abgeschafft, ein systematischer Kampf gegen den türkischen Nationalismus wird geführt; Anstrengungen werden gemacht, damit die türkischen und kurdischen Völker genauso wie Las*innen, Roma, Abchas*innen, Georgier*innen, Tscherkess*innen, Araber*innen, Armenier*innen, Griech*innen, Bosnier*innen, Pomak*innen, Assyr*innen, Jesid*innen und alle anderen Nationalitäten in der Union der Volksrepubliken der Arbeiter*innen und Werktätigen auf der Grundlage völlig gleicher Rechte und ganz freiwillig zusammenleben werden […]

17. Der systematische Genozid der Machthabenden der Türkischen Republik am kurdischen Volk, angefangen mit dem Genozid in Dersim gegen die kurdischen Alevit*innen und in Zilan, werden verurteilt und auf die Forderungen der Geschädigten wird eingegangen […]

19. Die aggressive und expansionistische Politik der herrschenden Klassen bezüglich dem Mittleren Osten, dem Balkan und Kaukasien und die Besetzung Zyperns wird beendet werden. Ihre pantürkische-panislamische Expansionspolitik, die zur Vergiftung der Gedanken der türkischen Arbeiter*innen und Werktätigen die unter dem Deckmantel der Verteidigung von Rechten türkischer und muslimischer Völker in anderen Ländern mit Chauvinismus und Antikommunismus genutzt wird, wird aufgedeckt und abgelehnt werden.

20.  Alle Forderungen der palästinensischen Nation mit revolutionärem und demokratischem Inhalt werden unterstützt und es wird Schulter an Schulter mit dem Kampf für den Sieg der palästinensischen Revolution voran geschritten werden […]

45.  Die reaktionär-faschistische Strömung und das sexistische Erziehungssystem, welche die Jugend mit reaktionären, faschistischen, chauvinistischen, religiösen und militärischen Ideen vergiftet, wird abgeschafft werden. Die Universitäten werden autonom-demokratisch sein. Die Erziehung wird mit der Produktion vereint, die Jugend wird mit den benötigten Voraussetzungen zur wissenschaftlichen und revolutionären Bildung in der Muttersprache versorgt werden und die Bildung wird kostenlos sein.“ [22]

b) Das kommunistische Programm in Rojava und Nordsyrien

„Die Rojava-Revolution der kurdischen Nation gegen das reaktionäre Assad-Regime und den arabischen Kolonialismus in Rojavayê Kurdistan [Westkurdistan], ist eine Ausbreitung und Errungenschaft der Kurdistan-Revolution, der regionalen revolutionären Situation und der regionalen Revolution. In Rojava ist die Macht einer Volksdemokratie aufgebaut worden, die sich auf das Prinzip vollständiger rechtlicher Gleichstellung stützt, welches das freie und gleichberechtigte Zusammenleben der Völker garantiert. Die Rojava-Revolution ist zugleich eine Frauenrevolution.

a) Die kommunistische Bewegung sieht die Verteidigung der Rojava-Revolution als einen direkten Arbeitsbestandteil der Organisierung der vereinigten Revolution der Türkei und Kurdistans sowie der Vertiefung und Reifung der revolutionären Situation und der Befreiung der Völker in der Region. Sie arbeitet für die Organisierung und Entwicklung der revolutionären Verteidigung des Landes.

b) Sie arbeitet mit der Perspektive unabhängige Klassenorganisationen zu entwickeln und ohne Unterbrechung zum Sozialismus voran zu schreiten, innerhalb der Massen für die Entwicklung eines sozialistischen Bewusstseins und die Vorbereitung des Übergangs zur sozialistischen Revolution, indem sie die Arbeiter*innen und Halbproletarier*innen der kurdischen, arabischen und anderen Völker, die ländliche und städtische Armut, die Frauen und Jugend sowie die Völker Rojavas im Sinne des Sozialismus aufklärt und zu vereinigt.

c) Sie arbeitet für die Selbstverwaltung der Völker in Form von Räten und Kommunen der Arbeiter*innen, Werktätigen und Armen und für einen wirkungsvollen Einfluss und die Kontinuität dieser Strukturen, um die Kontinuität und die Zukunft der Revolution zu gewährleisten.

d) Sie erarbeitet Maßnahmen der Vergesellschaftung, die das wirtschaftliche Fundament der Volksmacht stärken, um die Bedingungen für das Voranschreiten der ununterbrochenen Revolution zum Sozialismus vorzubereiten.“ [23]

„Die Revolution von Rojava bewegt sich unter den Bedingungen der regionalen Revolution in Richtung einer syrischen Revolution. Die Gebiete Nord- und Ostsyriens stehen unter der Kontrolle revolutionärer Kräfte, das kolonialistische BAATH-Zentrum wiederum befindet sich in einer konterrevolutionären Position. Es ist strategisch, das Bewusstsein und die Organisation der arabischen Arbeiter:innen und Werktätigen zu stärken und das Bündnis der kurdischen und arabischen Völker zu erweitern, um die Zukunft der Revolution zu sichern und den Kampf gegen das syrische BAATH-Regime zum Sieg zu führen […]

Im strategischen Ziel der kommunistischen Bewegung steht die Demokratisierung Syriens. Sie versucht, das revolutionäre demokratische und volksnahe System in Rojava-Nordsyrien in ganz Syrien zu verbreiten. Unter den Verhältnissen der Kollaboration und Abhängigkeit vom Imperialismus, der eingreifenden Existenz regionaler kolonialistischer Staaten stellt sie das Ziel der Demokratisierung Syriens als eine Frage der Revolution.

Die kommunistische Bewegung sieht es taktisch nicht als falsch an, unter der Voraussetzung der Beibehaltung der Errungenschaften der Revolution in Rojava-Nordsyrien Föderationen, politische Autonomien oder dergleichen zu schaffen, die auch gesetzlich-verfassungsrechtlich von syrischem Regime garantiert werden. Außerdem erkennt sie die Befreiung der vom kolonialistischen türkischen Staat besetzten Städte Efrin, Serekaniye, Girespi, als auch Bab, Azes und Cerablus als eine ihrer priorisierenden Aufgaben an.“ [24]

„Die kapitalistische Agrarproduktion, das Kleingewerbe und der Kleinhandel, die das Erbe der früheren Periode in Rojava und Nordsyrien sind, sind weiterhin bestimmend, andererseits entwickeln sich das Kooperativsystem und das Kollektiveigentum. Als Folge des kolonialistischen Erbes in Rojava gibt es kaum noch eine moderne Industrie.

Der politische Überbau ist als Volksräte von unten nach oben organisiert. In den ökonomischen Beziehungen existieren kapitalistisches Privateigentum und verschiedene Formen des öffentlichen Eigentums nebeneinander […]

In seiner derzeitigen Lage befindet sich das Proletariat auf der Ebene der Organisierung und des Bewusstseins im Rückstand, um die politische Führung der Revolution zu übernehmen. Aus diesem Grund entwickelt sich die Revolution in der Mittellinie der Bündnispolitik der kleinbürgerlichen revolutionären Führung innerhalb der Arbeiter:innen, Werktätigen, nationalen Gemeinschaften und Geschlechtsidentitäten.

Um eine Macht und die Fähigkeit zu erlangen, durchgehend von der demokratischen Revolution zum Sozialismus überzugehen, ist die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivität der Arbeit in jedem Bereich und auf jeder Ebene, ein Industriesprung auf der Grundlage des Volkseigentums, die Entwicklung des Organisierungs- und Bewusstseinsniveaus des Proletariats, die Stärkung der politischen, ideologischen Wirkung und der Führungskapazitäten der proletarischen Partei unter allen Unterdrückten, insbesondere den Arbeiter:innen, erforderlich […]

Angesichts der proportionalen Unterschiede in Rojava und Syrien besteht die mittlere Bourgeoisie als Klasse aus mittelgroßen Unternehmern vor allem in Städten mit arabischer Mehrheit und nahe dem BAATH-Regime sowie aus reichen Bauern in ländlichen Gebieten. Dies konkretisiert sich in Rojava in Form von Reichtum basierend auf Landbesitz und Identität des Handelsbürgertums. Einige Stammesanführer gehören ebenfalls zu dieser Schicht, aufgrund der Personen, die sie haben, und der Landmöglichkeiten […]

Ein wichtiger Teil der mittleren Bourgeoisie, die grundsätzlich eine Ausbeuterklasse ist, tauschte ihr Vermögen in Bargeld um und floh in den Tagen der Revolution in andere Länder.

Aber eine beträchtliche Anzahl von ihnen schloss sich mit ihrer finanziellen und menschlichen Macht den Linien der Revolution an, parallel zur Entwicklung derselben. Sie wurden vor allem zum Adressaten für die Allianzen auf Stammesebene und brachten sich in einige Leitungsaufgaben ein.

Die mittlere Bourgeoisie, die ihre Existenz durch die von kapitalistischen Gesetzen beherrschten Märkte in den Städten und durch die alten Eigentumsverhältnisse in den Landgebieten aufrechterhalten will, behält die Rolle der wichtigsten vermittelnden gesellschaftlichen Kraft im demokratischen Revolutionsprozess. Die Einflüsse und Möglichkeiten dieser Klassen auf die Revolution und die Massen müssen durch rechtliche, exekutive und ideologische Maßnahmen beseitigt werden, und diese Bevölkerungsschichten müssen schrittweise isoliert werden. Das aus den Überbleibseln der Feudalherrschaft stammende Fellah-System besteht mit dieser Klasse fort und schafft eine beträchtliche Menge an nicht erworbenem Produkt- und Arbeitseinkommen, was den ausbeuterischen Charakter der mittleren Bourgeoisie konkretisiert.

Ein Teil, der es nicht vorgezogen hat, mit Banden in den Besetzungen von Afrin, Giresipi und Serekaniye zu leben, hat sein Eigentum verloren und ist verarmt.

Die Baathistische Großbourgeoisie ist das Zentrum der Konterrevolution. Auch wenn sie aus Rojava und Nordsyrien größtenteils herausgezogen sind, halten ihre Auswirkungen und Erwartungen, in das Alte zurückzukehren, an. Um die alten Herrschaftsverhältnisse aufrechtzuerhalten, sind sie in der Lage, jedes Mittel, einschließlich Krieg, einzusetzen. Die baathistische Bourgeoisie, die sich mit Unterstützung Russlands, des Irans und einiger regionaler Mächte bis heute gehalten hat, wird diese gefährliche Position so lange beibehalten, bis sie vollständig zerstört und eine neue revolutionäre Macht errichtet ist.

In der von Rojava-Nordsyrien kontrollierten Region gibt es immer noch einige politische Institutionen, Wirtschaftsunternehmen und militärische Strukturen, die dem BAATH-Regime gehören, und Gruppen wie Beamte, Lehrer:innen, Gesundheitspersonal und Bahnarbeiter:innen werden immer noch vom Regime bezahlt. Mit der Besetzung von Giresipi und Serekaniye verstärkte das Regime seinen militärischen Präsenz, indem es seine Streitkräfte an den Grenzlinien stationierte.“

„Es wird der Realität entsprechend gehandelt, dass die Imperialisten grundlegende Feinde unserer Revolution sind und daraus Folgend wird es maßgeblich, die Linie fortzuführen, die auf eigene und unabhängige Kräfte beruht. Während die Widersprüche zwischen den Imperialisten zur Vorteil der Revolution genutzt werden können, werden besondere Vorkehrungen zum Schutz der unabhängigen Linie getroffen. Alle internationalen Abkommen werden dem Volk offengelegt.“ [25]

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[1] Hensgen.

[2] Selbstverwaltung, Föderation, Rojava. Broschüre von YS.

[3] Hier einige aktuellere Beispiele von Interviews und Erklärungen:

https://anfdeutsch.com/hintergrund/bayik-die-apoisten-haben-gedacht-geglaubt-und-gelebt-29495

https://anfdeutsch.com/kurdistan/kck-statement-zum-jahrestag-des-internationalen-komplotts-28700

https://anfdeutsch.com/kurdistan/pkk-lasst-uns-das-44-kampfjahr-zum-jahr-des-sieges-machen-29522

[4] https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/pyd-regierung-in-damaskus-vertieft-die-krise-29448

[5] https://anfdeutsch.com/hintergrund/kck-die-nato-gehort-abgeschafft-28749

[6] https://anfdeutsch.com/hintergrund/kalkan-fur-globale-machte-ist-die-kolonialpolitik-in-kurdistan-essentiell-29089

[7] Ebd.

[8] Hensgen.

[9] Lenin, Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen

[10] https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-fahndung-durch-usa-ist-teil-des-komplotts-7644

[11] Aktuell befinden sind 10 kurdische Aktivist:innen in Haft. Weiteres zur Kriminalisierung kann auf jegliche öffentliche, politische Veranstaltung und Aktion auf offener Straße erfahren, sowie in dieser Pressemitteilung gelesen werden: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/azadi/presse/2021/210830.html

[14] Hensgen.

[15] https://syrianobserver.com/features/66477/biden-changes-course-in-northeastern-syria-ending-trumps-delta-crescent-energy-deal.html

[16] „Strategisch“ bezieht sich nicht auf Konsumgüter und Hilfen, sondern auf „bleibende“ strategische Investitionen des Wiederaufbaus und der schweren Industrie

[17] Gleiches gilt auch für die Taliban in Afghanistan.

[18] Programm der TKP, verabschiedet auf dem 1. Kongress 1920 in Baku.

[19] http://www.tkp-deutschland.com/in_der_kurdischen_frage_ist_der_richtige_ansprechpartner_das_werktaetige_volk/

[20] Programm der MLKP, aktuelle Fassung, verabschiedet auf dem 6.Parteitag.

[21] Ebd.

[22] Das Programm der antifaschistischen, antiimperialistischen, antikolonialen, geschlechterbefreienden Revolution im MLKP-Programm, aktuelle Fassung, verabschiedet auf dem 6.Parteitag.

[23] MLKP-Programm

[24] Programm der TKŞ, erscheint in Kürze vollständig im Deutschen. Leser:innen, die arabisch und kurdisch verstehen, können sich das Programm und die Strategie auf ihrer Webseite durchlesen: https://www.tevgerakomunist.com/ku/