Die erst 22-jährige Kurdin Zhina (Mahsa) Amini erlag gestern im Krankenhaus an ihren schweren Kopfverletzungen. Zinha wurde am Dienstag von der iranischen „Sittenpolizei“ angehalten, weil sie ihr Kopftuch nicht so trug, wie es im Gesetz steht. Sie wurde daraufhin festgenommen und so stark verprügelt, dass sie gestern im Krankenhaus in Teheran gestorben ist. Zu Zinhas Beerdigung in ihrer Heimatstadt Saghes kamen Tausende von Menschen. Frauen legten ihre Kopftücher ab, skandierten Parolen gegen das iranische Regime, forderten ein Ende der patriarchalen Gesetze und ein freies und sicheres Leben für alle Frauen.
Als Reaktion auf den grausamen Mord sowie auf die kämpferischen Proteste bei Mahsas Beerdigung versucht der iranische Staat vehement, den Femizid unter den Tisch zu kehren. Ein erheblicher Ausfall des Internets wurde nach den Protesten im Land registriert und über Mahsas Todesumstände behaupten die Behörden, sie wäre an Herzproblemen gestorben. Berichte von Zeugen und Bilder zeigen jedoch klar und deutlich, dass die Aussagen der Behörden nichts als Lügen sind. Das Handeln des iranischen Staats reiht sich dabei in eine lange Tradition von Gewalt gegen Frauen ein. Erst letzte Woche hatte Iran die zwei lesbischen LGBTI+ Aktivistinnen Elham Choubdar und Seddiqi Hamedani wegen ihres politischen Engagements zum Tode verurteilt. Das reaktionäre politisch islamische Regime im Iran hat schon immer das Leben von Frauen durch patriarchale Gesetze und Behörden zur Hölle gemacht, doch besonders in letzter Zeit lässt sich ein Anstieg von Gewalt an Frauen und LGBTI+ erkennen. Wenn man sich die Krise und die Auswirkungen dieser im Iran anschaut, ist das Ansteigen der Gewalt und Repression gegen die Bevölkerung und somit auch gegen Frauen nicht verwunderlich: Denn schon seit Monaten gehen Menschen auf die Straße gegen steigende Lebensmittel- und Gaspreise, gegen Inflation und für eine gerechte Entlohnung. Seien es die Ölarbeiter:innen oder Lehrer:innen, die sich trotz jeglichen Repressionen massenhaft die Straßen nehmen und für ihre Rechte streiken, das Land ist durchzogen von Protestwellen. So, wie in jedem anderen kapitalistischen Land auch, steigt in der Krise die Gewalt gegen die Frau. Der Staat versucht mit aller Macht, das Erstarken revolutionärer Bewegungen, insbesondere Frauenbewegungen, im Keim zu ersticken. Die koordinierten Angriffe auf Frauen und LGBTI+, wie eben jener auf Mahsa Amini, sollen Revolutionärinnen in die Schranken weisen, sie klein halten und ihren Widerstand brechen.
Wir wissen auch, dass patriarchale Gewalt keine Einzigartigkeit des politisch islamischen Regimes im Iran ist. Jeden Tag versucht ein Ehemann in Deutschland, seine Frau umzubringen, jeden dritten gelingt es einem. Auch in Deutschland und in allen anderen kapitalistischen Staaten der Welt, die sich allesamt kurz vor einer schweren Wirtschaftskrise befinden, steigt die Zahl der Femizide stetig. Anders als uns also bürgerliche Medien weismachen wollen, ist Gewalt gegen Frauen und LGBTI+ kein kulturelles Problem, sondern ein integraler Bestandteil der patriarchalen Gesellschaftsordnung. Das Patriarchat kennt keine Herkunft. Es bestimmt unser aller Leben und versucht uns Frauen in die Knie zwingen, egal wo, egal wann.
Trotz aller Repression des bürgerlichen Staates, unseren Widerstand werden sie nicht brechen können. Auch wenn es oft so scheinen mag; wir stehen dem Patriarchat nicht wehrlos gegenüber, wir müssen die täglichen Femizide, die tägliche Schikane und Gewalt nicht weiter hinnehmen. Frauen auf der ganzen Welt zeigen uns den Weg, sei es im Iran, in Afghanistan, in Kolumbien oder in Polen: Der organisierte Frauenwiderstand sprengt alle Fesseln!
Jin – Jiyan – Azadi!