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Kapitalismus und Rassismus

Das Jahr 2020 ist geprägt von Polizeigewalt und rassistischen Morden und Terror; Hanau im Februar, Breonna Taylor im März, George Floyd im Mai, etliche weitere Fälle kamen zuvor und folgten. Weltweit sind die Menschen auf die Straßen gegangen, um ein Ende der Polizeigewalt, rassistischer Ungleichheit und der Gleichgültigkeit der Politiker*innen zu fordern, doch Rassismus und Polizeigewalt sind natürlich kein neues Phänomen. Wir alle kennen die USA und ihre von Rassismus geprägte Geschichte, doch auch andere Länder wie z.B. Deutschland haben eine lange Geschichte was Rassismus und Polizeigewalt angeht. Oury Jalloh sollte uns allen ein Name sein.

Der revolutionäre Charakter der Proteste ist jedoch anders als jede neuere Erinnerung. Diesmal fordern die Massen die Abschaffung der Polizei statt bloße Reform. Erkannt wird: das Problem ist nicht nur dieser oder jene Polizist sondern systematischer Rassismus.

Doch inwieweit hängt Rassimus mit dem Kapitalismus zusammen und wie können wir ihn bekämpfen? Viele Antirassist*in en haben sich bereits mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Einer von ihnen war z.B. Malcolm X. „You can’t have racism without capitalism.“, sind seine berühmten Worte. Sie sind auch heute noch von äußester Bedeutung und Marxist*innen weltweit teilen seine Ansichten bezüglich des Rassismus.

Marxist*innen sind der Meinung das Rassismus ein organischer Bestandteil des Kapitalismus ist. Von daher kann die Überwindung des Rassismus nicht ohne die Überwindung des Kapitalismus stattfinden.

Kapitalismus und seine Krisen – was für eine Rolle spielt Rassismus?

Rassismus dient als Hilfe für die regelmäßigen Handelskrisen des Kapitalismus, welche, wie Karl Marx es im kommunistischen Manifest bereits formuliert hat: „[…] in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen.“ Im Durchschnitt alle vier bis sieben Jahre bringt der Kapitalismus jene Krisen hervor. Allein in diesem Jahrhundert haben wir bereits drei solcher Krisen erleben müssen; einmal im Jahr 2000, dann 2008 und natürlich jetzt im Jahr 2020.

Diese Handelskrisen sorgen dafür das Arbeiter*innen ihre Jobs verlieren, Unternehmen absterben, die Produktion sinkt und Regierungen Steuereinnahmen verlieren; das hingegen, wie oben bereits erläutert, führt zu einer existenziellen Gefahr für den Kapitalismus, denn die Opfer dieser Krise, die Arbeiter*innen, wenden sich in solchen Zeiten gegen den Kapitalismus und beginnen ihn zu kritisieren.

Logischerweise sind die Existenzkrisen durchaus gefährlicher, wenn die gesamte Arbeiter*innenklasse gleichermaßen von den periodischen Einnahmeverlusten, der unterbrochenen Bildung, den verlorenen Wohnungen usw. betroffen ist.

Der Kapitalismus löst die Instabilität indem die Betroffenheit der Handelskrisen hauptsächlich bestimmte Minderheiten der Arbeiter*innenklasse trifft. Wiederholte Feuerungen je nach Krise, Armut, getrennte Haushälte und Familien und unbezahlbare Wohnugen verfolgen diese Minderheiten dementsprechend äußerst; sie dienen als Konjunkturpuffer. Die Mehrheit der Arbeiter*innenklasse ist dadurch zwar weniger betroffen, die Minderheiten dafür aber durchaus mehr.

Bestimmt werden diese Minderheiten je nach Demographie. In den USA z.B. wird sie überwiegend durch heimische Minderheiten wie Schwarze und Indigene bestimmt. In anderen Teilen der Welt wie z.B. Europa wiederum wird sie durch Migrant*innen bestimmt. Frauen* werden ebenfalls als Konjunkturpuffer benutzt. Zu sehen ist das an den niedrigeren Löhnen, temporären Jobs usw.

Welche Communities auch immer als Konjunkturpuffer benutzt werden, sie sind immer mehr von Armut, Depression, getrennten Familien, Ghettos und unzureichender Bildung betroffen als der Rest der Arbeiter*innenklasse.

Polizei und systematischer Rassismus

Wir konnten feststellen wieso solche Minderheiten oder Konjunkturpuffer,  von existenzieller Wichtigkeit für den Kapitalismus sind, doch welche Rolle spielt die Polizei in dem Ganzen und wo kommt ihr systematischer Rassismus ins Spiel? 

Klar ist, dass die Krisen des Kapitalismus bei den betroffenen Minderheiten für unsichere Jobs, Einnahmen, Wohungen und im allgemeinen, Leben, führen. Das wiederum führt dementsprechend zu Neid, Verzweiflung, Kriminalität und Gewalt. Der Kapitalismus ist abhängig von der Produktion und Reproduktion solcher Communities und genau das wird zur Aufgabe der Polizei und der Gefängnisse; die Verwaltung solcher Communities.

Ihre Aufgabe ist es diese Konjunkturpuffer Communities zu „zähmen“ und zu „patrouillieren und kontrollieren“. Daraus folgt Polizeigewalt, die Härte und Gewalt der Inhaftierung und der Mord von diesen bestimmten Minderheiten.

Wieso gerade Rassismus?

Was wir daraus schließen können ist, dass Kapitalismus die Umstände für die Reproduktion von systematischem Rassismus bietet und umgekehrt genauso. Eine Frage kommt einem bei all dem jedoch immer noch auf: Wieso wird gerade Rassismus als Mittel für das Überleben des Kapitalismus genutzt?

Kolonialismus und dessen Rechtfertigung durch Rassentheorien gibt es nicht erst seit der Etablierung des Kapitalismus. Der bestehende und verbreitete Gedanke von gewissen Rassentheorien diente als perfekte Vorlage für den Kapitalismus. Der Kapitalismus stärkt und baut auf Rassismus und Kolonialismus auf.

Wieso werden z.B. in den USA überwiegend Schwarze als Konjunkturpuffer benutzt? Der Grund ist die reiche Geschichte des atlantischen Sklavenhandels und der US-Sklaverei. Der damals und teils heute noch weit verbreitete Gedanke das Schwarze keine oder minderwertige Menschen sind, welcher sogar in der Verfassung verankert war, diente im Falle der USA als perfekte Vorlage für einen Konjunkturpuffer. Der US-Kapitalismus benutzt, stärkt und baut auf der Geschichte von US-Sklaverei auf indem der Großteil als Konjunkturpuffer benutzt wird und das Ganze dazu noch durch Rassismus gerechtfertigt wird.

Natürlich werden auch andere Teile der Arbeiter*innenklasse als Konjunkturpuffer genutzt. Sowohl Sexismus als auch Rassismus dienen der Behinderung einer Entstehung eines gemeinsamen Klassenbewusstseins und Solidarität innerhalb der Arbeiter*innenklasse.

Fazit ist: Rassismus pflegt und nützt Kapitalismus. Somit hat sich Rassismus mittlerweile tief in das kapitalistische System festgesetzt.

Was tun?

Die Lösung ist das fördern und aufbauen von Klassenbewusstsein und Solidarität innerhalb der Arbeiter*innenklasse, welche ein Ende der Lohnarbeit herbeiführen wird. Der logische Zusammenhang von Antikapitalismus und Antirassismus machen sie dementsprechend unzertrennlich.