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Mit Kraft und Organisation einen Schritt nach vorne – Bericht vom YS-Sommercamp

Vom 07. bis zum 14. August fand unser diesjähriges Sommercamp in Norddeutschland, in der Nähe von Kiel statt. Mit etwa 130 Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, England und der Schweiz verbrachten wir eine Woche kollektive Zeit, bildeten uns weiter und knüpften neue Kontakte.

Das Programm des Camps bestand aus täglichen Bildungen zu Themen wie Krieg, Frauenrevolution und LGBTI+ Befreiung, dem Entstehen von Krisen, der Notwendigkeit sich zu organisieren, Revolutionärsein oder dem revolutionären Umgang mit Gefühlen. Die Bildungen wurden zur Hälfte von Young Struggle Aktivist:innen, zur anderen Hälfte von Genoss:innen mit jahrelanger Erfahrung aus politischen Kämpfen und Arbeiten in Europa und Türkei/Kurdistan geleitet. Neben dem Bildungsprogramm gab es auch tägliche Workshops, darunter Schach-, Folklore-, Rap-, Agitations-, Layout-, Chor-, Grafitti- und DJ-Workshops.

Doch auf dem Camp haben wir uns nicht nur ideologisch und politisch weitergebildet, neben dem Bildungsprogramm gab es auch viel Freizeit. Diese Zeit verbrachten wir oft am nur wenige Minuten vom Camport entfernten Strand. Wir haben gemeinsam Halay getanzt, es gab ein Volleyball- und ein Schachturnier und oft wurde die Zeit auch einfach nur genutzt, um sich auszutauschen oder gemeinsame Zeit zu verbringen. Egal ob beim leckeren Essen, am Strand oder in der gemeinsamen freien Zeit, gab es auch immer politische Diskussionen. Dabei hat es auch keine Rolle gespielt ob die Leute nur deutsch, englisch, türkisch, französisch oder eine andere Sprache gesprochen haben, trotz der Sprachbarrieren haben wir uns gegenseitig verstanden, konnten mehr über die internationalen Kämpfe und neue Arten Politik zu machen lernen und neue Freund- und Genoss:innenschaften knüpfen. Jeden Abend wurde außerdem ein Abendprogramm organisiert, bei dem wir uns in großer Runde besser kennenlernten und gemeinsam Spaß hatten. Egal ob durch Kennenlernspiele, gemeinsames Singen und Tanzen am Lagerfeuer oder bei der Talentshow am letzten Abend des Camps: unsere Abende waren gefüllt mit kollektiven Erlebnissen. Am zweiten Tag des Camps erreichte uns die Nachricht, dass der Suruc-Überlebende und MLKP-Kämpfer Ulaş Alankuş in Nordkurdistan beim Kampf gegen den türkischen Faschismus gefallen ist. Am Abend der Nachricht organisierten wir eine Gedenkveranstaltung für ihn und alle im Kampf gegen den Faschismus unsterblich gewordenen Genoss:innen. Er hat sich so wie wir als Jugendlicher organisiert, war auf Camps wie wir und hat von der Revolution geträumt wie wir. Die Gedenkveranstaltung zu Beginn des Camps prägte uns und unsere Diskussionen auch über die folgenden Tage des Camps. Wir tragen den Kampfgeist des Genossen Ulaş in uns weiter!

Neben dem festgelegten Programm bildeten sich auch immer wieder größere Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen. Am Strand trafen sich zum Beispiel an einem Tag die anwesenden LGBTI+ Personen mit Genoss:innen der LGBTI+ Organisation Pride Rebellion und tauschten sich über ihre Erfahrungen auf dem Camp, die Wichtigkeit einer Organisation und dem Wert eines revolutionären LGBTI+ Kampfes aus. An einem anderen Tag gab es ein gemeinsames Frauentreffen mit der jungen Frauenorganisation ZORA und Genoss:innen von SKB (Bund sozialistischer Frauen), bei dem über revolutionäres Frausein und was Frau sein auf unserem Camp bedeutet diskutiert wurde. Wir haben außerdem mit ZORA-Genoss:innen aus Leipzig und einem Genossen, der in den Soliarbeiten rund um das Antifa Ost Verfahren gegen Lina E. und drei weitere Angeklagte involviert ist über das Verfahren, die Aussagen des Kronzeugen Johannes Domhöver und unsere politischen Antworten auf Repression gesprochen, dabei diskutieren wir das Verfahren und den Verrat auch aus der Perspektive der Frauenbefreiung. Organisatorisch stärkten wir uns auf dem Camp, indem wir uns über Perspektiven des Aufbaus neuer Ortsgruppen austauschten und unsere europäische Zusammenarbeit stärkten.

Am Wochenende fanden in Hamburg außerdem Ende Gelände-Aktionstage statt. Diese hatten in diesem Jahr vor allem als Ziel die als nachhaltig dargestellte Gaskraft im Hamburger Hafen lahmzulegen. Eine Delegation reiste dafür am Freitagabend nach Hamburg, um dort am folgenden Tag an den Blockaden teilzunehmen. Als Teil des Goldenen Fingers schafften wir es nach einem Demonstrationszug durch Hamburg eine der Hauptzufahrtsstrecken für Güterzüge zum Hamburger Hafen, in dem das Kapital ihre Güter, mit denen sie Profite generiert und Länder des globalen Südens ausbeutet, umschlägt, zu blockieren. Die Blockade hielt von etwa 12 Uhr morgens bis in die späten Abendstunden an. Dabei wurde sich auch immer wieder positiv auf den Hafenstreik vor wenigen Wochen bezogen und die Verbindung von Klima- und Klassenkämpfen hergestellt: „One struggle, one fight – Ende Gelände, Hafenstreik!“ Bei der Räumung der Gleise kam es auch immer wieder zu Polizeigewalt. Leute, die sich nicht gegen die Maßnahmen wehrten, wurden durch Schmerzgriffe und Schläge von den Gleisen geprügelt, bei der Behandlung wurden Teilnehmende sexistisch angesprochen und beleidigt. Einige unserer Mitglieder wurden außerdem mit in die GeSa genommen und ihnen wurde mit U-Haft gedroht, als klar war, dass die Vorwürfe der Polizei konstruiert waren, wurden sie jedoch am selben Abend noch freigelassen und wir konnten nach einem erfolgreichen Wochenende und einer erfolgreichen Blockade gemeinsam wieder abreisen.

Insgesamt hat uns das diesjährige Sommercamp und das kollektive Leben als Genoss:innen, als Freund:innen und als Organisation einen weiteren Schritt nach vorne gehen lassen. Gestärkt und voller Tatendrang werden wir die im Camp gewonnene Energie nutzen, um unsere Praxis, besonders den Abschluss unserer Kampagne „Jugend gegen Krieg und Krise“, voranzutreiben und noch erfolgreicher zu gestalten.

Mit neuer Kraft und neuen Erfahrungen werden wir den organisierten Klassenkampf vorantreiben!