Der Rojava-Vertreter der MLKP, Ahmet Şoreş, bewertete den Hesekê-Angriff des IS und betonte dabei, dass dieser Angriff durch den Selbstverteidigungswiderstand des Volkes in Zusammenarbeit mit den revolutionären Kräften vereitelt werden konnte. Şoreş appelliert an die Völker der Welt: „Für die Befreiung der unterdrückten Völker muss die Selbstverwaltung am Leben gehalten werden. Dafür sollten sich alle an den Bauprozessen sowie an Solidaritätsaktionen beteiligen.“
Der Rojava-Vertreter der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP), Ahmet Şoreş, bewertete den Angriff des IS auf das Sina-Gefängnis und die darauffolgenden Ereignisse.
Şoreş, der zu Gast beim Rojava Programm des Senders Özgür TV war, sagte, dass der IS den Hesekê-Angriff mit Hilfe des türkischen Staates und anderen reaktionären Staaten der Region verwirklichen konnte und, dass die revolutionären Kräfte dem IS eine weitere große Niederlage verpassen konnten.
Sowohl die Türkei, als auch weitere reaktionäre Staaten der Region und die imperialistischen Kräfte erhofften sich einen Erfolg des IS-Angriffs, denn laut Şoreş hat der IS allein nicht die nötige Kraft dazu. Weiter sagt Şoreş, dass der Angriff durch den schnell organisierten, gemeinsame Selbstverteidigungswiderstand des Volkes zusammen mit den revolutionären Kräften vereitelt werden konnte.
Der IS verübte einen Angriff auf Hesekê. Es kam zu langen und gewalttätigen Zusammenstößen, die sich über Tage erstreckten. Wie bewerten Sie den Angriff?
Es gab einen umfangreichen Angriff des IS auf das Sina-Gefängnis in Hesekê. Wir würdigen die SDF-Kämpfer:innen, die sich während des Angriffs heldenhaft gewehrt haben und gleich nachdem sie vom Angriff hörten die Verteidigung organisiert haben, dafür, dass sie unser Volk und die Struktur der Autonomen Verwaltung beschützt und allen voran den IS daran gehindert haben, seine Ziele zu erreichen. All dies konnten sie noch mit einem Sieg krönen. Wir gedenken der SDF-Kämpfer:innen, die durch ihren heldenhaften Kampf in diesem Widerstand den Märtyrertod erlitten haben, und wollen an dieser Stelle noch einmal unser Versprechen ihnen gegenüber, das Vermächtnis, das sie uns übergeben haben, aufrechterhalten, erneuern.
Der umfangreiche IS-Angriff konnte letztendlich vereitelt werden
Tatsächlich war es ein umfangreicher und militärisch geplanter Angriff des IS. Anhand des entstandenen Gesamtbildes ist es nicht schwer, dies zu sehen und zu erkennen. Es wurden viele Auswertungen des Angriffes getätigt und Veröffentlichungen herausgegeben. Diejenigen, die im Konflikt und Krieg auf dem Feld standen, drückten dies mit ihren eigenen Handlungen und Wesen aus. Wenn wir uns die Aussagen des IS ansehen, so war ihr Hauptziel, einige ihrer Anführer zu entführen, also Menschen, die sie als Kommandeure definieren. Natürlich waren sie sich bewusst, dass sich dieser Entführungsangriff zu einer größeren Schlacht entwickeln würde. Beim IS handelt es sich um eine Miliz, die den Krieg gut kennt und auch führen kann. Beim IS handelt es sich um eine feindliche Kraft, die einen Krieg sowohl gegen die YPG/YPJ, die internationalen Kämpfer:innen als auch gegen die Kommunist:innen und SDF-Kämpfer:innen, also die Volksmilizen, führt.
Somit stehen wir einem IS gegenüber, der über die Aktionsfelder und Kräfte bestens informiert ist. Mit umfangreicher Vorbereitung und jeder möglichen Unterstützung, die er bekam, konnte er diese Art von Angriff durchführen.
Der IS behauptet, dass er es im Zuge des Angriffs geschafft haben soll, bestimmte Personen zu entführen. Dies ist erst mal nur eine Behauptung. Warum? Weil die SDF sagte, dass sich Tausende von ihnen ergeben hätten. Diejenigen Kinder, die der IS als menschliche Schutzschilde benutzte, konnten gerettet werden. Dies alles wurde mit Videoaufnahmen bewiesen. In diesem Zusammenhang konnte die SDF ihrem Ziel, eine für Menschlichkeit, Freiheit, Frauenrevolution und Befreiung der Frauen kämpfende Volksmiliz zu sein, gerecht werden und diesen Angriff mit höchster Sensibilität vereiteln.
Der IS ist eine Organisation, die Menschen abschlachtet, alles für ihre Ziele objektiviert und für nichtig erklärt. Im Gegensatz hierzu ging die Selbstverwaltung Rojavas, unser Volk und ihre Miliz samt ihrer revolutionären, sozialistischen Ansichten, die sie erst entwickelten, ihren Werten entsprechend verantwortungsbewusst vor und hat im Rahmen dessen viele von ihnen lebendig oder verwundet gefangengenommen. Unsere Miliz, die Kinder unseres Volkes, welche zusammen mit denjenigen Revolutionär:innen, Kommunist:innen, Patriot:innen für die Selbstverwaltung gekämpft und an sie geglaubt haben, arbeiteten auf diesen Erfolg hin.
Die gesamte Arbeit wurde im Rahmen dieser Ausrichtung durchgeführt.
Es wurde schnell ein Selbstverteidigungswiderstand organisiert
Tausende IS-Mitglieder wurden festgenommen. Ein Teil konnte fliehen. Zumindest aus dem Gefängnis raus. Die Entkommenen breiteten sich innerhalb des Gefängnisses und in umliegenden Vierteln Hesekês aus. Dies lässt sich mit Daten belegen, weil sie später festgenommen wurden. Sie wurden auf den Straßen, auf dem Land oder in den Häusern, in denen sie sich versteckten, gefasst. Zum Teil wurden sie auch durch unser Volk gefasst. Als sie gewaltsam in ihre Häuser einbrachen, wurden sie festgenommen und den Selbstverwaltungsmilizen ausgehändigt. Manche Familien haben gekämpft und der IS hat einige ermorden können. Eine gewisse Anzahl an IS-Mitgliedern trug auch Verletzungen davon. Operationen laufen hierzu noch weiter. Damit diese Operationen erfolgreich beendet werden können, wird alles Mögliche unternommen. Daher erwarten wir nicht, dass sich die sich innerhalb des Gefängnisses und in den umliegenden Vierteln Hesekês verteilten IS-Mitglieder lange genug halten können und innerhalb dieser kurzen Zeitspanne einen neuen starken Angriff organisieren können. Denn durch diesen Angriff können wir sehr leicht feststellen, dass unsere Volksarmee, unsere autonome Regierungsstruktur und unser Volk als Ganzes schnell einen starken Selbstverteidigungswiderstand organisieren und den Angriff erheblich daran hindern konnte, seinen Zweck zu erreichen. Natürlich geschah dies zusammen mit den Märtyrer:innen. Jeder weiß, dass es schwer ist, ein Land und die Freiheit ohne Märtyrertum zu verteidigen. Jeder Mensch, der für die Freiheit kämpft, an sie glaubt, weiß es. Wir haben auch das in dieser Zeit miterlebt.
Der IS hat seine erste und größte Niederlage in Rojava erlebt
Es gibt Aussagen von gefangenen IS-Mitgliedern, wonach der türkische Staat den Angreifern direkte Unterstützung anbot. Zeitgleich führe die Türkei Angriffe in Tîl Temîr, Ayn Îssa und Şengal durch. Wie ist das zu bewerten?
Der IS inszenierte sich gegenüber den dominierenden Elementen des imperialistisch-kapitalistischen Systems als Vertreter der muslimischen Völker, also als Vertreter der unterdrückten muslimischen Religion. Aber jeder weiß, dass dem nicht so ist. In erster Linie ist der IS eine Kraft, die Politik betreibt und auf dem Nährboden organisiert wurde, der von den regionalen ausbeuterischen Kräften geschaffen wurde, die mit den imperialistischen Kräften kooperieren. Diese Illusion wurde im Kontext der demokratischen Volksrevolution, die in Rojava begann und sich auf arabisches Territorium ausdehnte, klar gebrochen. Die arabischen, kurdischen und assyrischen Völker verkündeten sehr stark, was der IS für die Unterdrückten und die Arbeiter:innen der Welt, für ihr Volk bedeutet. Beide kämpften heldenhaft gegen diese Bande und reflektierten stark über ihren Zweck und darüber, wie sie ihre Existenz als bewaffnete Kraft aufrechterhielten. Und der IS erlitt in Rojava seine erste und größte Niederlage. Dann begannen sich ihre Niederlagen auszubreiten. Der IS sollte in Rojava wiederbelebt und neu aktiviert werden. Die imperialistischen Kräfte, die sich selbst als Koalitionen bezeichnen, und der türkische Staat, der mit ihnen Politik betrieben hat, verliehen dem IS neues Leben. Daran muss man nicht zweifeln. Okay, der IS ist eine Kraft für sich, aber wir wissen, dass es sehr schwierig war, diese Macht als Organisation allein an sich zu reißen. Die Ordnung, die er errichten wollte, stand nicht im Widerspruch zu den Interessen der imperialistischen Mächte, insbesondere der Vereinigten Staaten, dem türkischen faschistischen Kolonialregime und der Diktatur Assads. Natürlich stecken genau diese Kräfte hinter dem Angriff auf das Sina-Gefängnis und auch auf unsere Autonome Verwaltung. Die imperialistischen Länder, die wir die Koalition nennen, haben der Türkei ein politisches Feld errichtet, genauso wie der Anwesenheit sowohl Russlands als auch Assads eine entscheidende Rolle zukommt. Sie haben dem IS den Weg geöffnet, geholfen. Man kann dies anhand von konkreten Beispielen nachweisen. Zum Beispiel die Tatsache, dass der IS Angriff auf das Sina-Gefängnis zu bestimmten historischen Tagen stattfand. So wie der Befreiungstag Kobanês oder der Besatzungsangriff auf Efrîn. Dass der Angriff auf einen solch historischen Tag fällt, hat auch für den IS eine besondere Bedeutung. Diese sind die historischen Kalendertage der Rojava-Revolution und unseres Selbstverwaltungssystems. Aus dieser Sicht kommt ihnen eine wichtige Bedeutung zu. Während die Angriffe zu solchen historischen Zeitpunkten verübt wurden, organisierte zeitgleich der türkische Staat einen Angriff auf Şengal. Wie allseits bekannt, handelt es sich bei Şengal um eine Region östlich und südöstlich von Hesekê. Es ist ein Ort, von dem man weiß, dass dort Solidarität zwischen den Kämpfer:innen aus Rojava und Şengal herrscht. Weiter hat der türkische Staat einen neuen großangelegten Angriff auf Ayn Îssa gestartet.
Die Rolle des türkischen Staates bei diesem Angriff wurde sichtbar
Jede Kraft, die sich mit Politik beschäftigt und Erfahrungen auf diesem Feld hat, kann dies alles sehr leicht erkennen. Weiter können wir auch sehen, welcher Art von Strategie und Taktik der türkische Staat folgt. Der türkische Staat ist ein direktes Subjekt dieses Angriffes. Zum Beispiel griffen sie am selben Tag Ayn Îssa an. Von dem Moment an, als eine starke Widerstands- und Verteidigungslinie um das Sina-Gefängnis herum organisiert wurde, vergrößerten sie diesmal ihre Truppen an den Linien Til Temir und Zirgan und führten dort verschiedene Angriffsversuche durch. Anscheinend planten sie, die Flucht der IS-Banden zu beschleunigen, damit diese in den Nordwesten, in die Regionen Til Temir und Zirgan fliehen konnten. Angesichts des Widerstands und der Verteidigung hier eilte der türkische Staat dem IS wieder zu Hilfe, welcher allein nicht in der gewünschten Geschwindigkeit vorankommen konnte.
Diejenigen, die die Präsenz des türkischen Staates in Nord-Rojava und Ost-Syrien erlauben, sind die Koalitionskräfte, die imperialistischen Kräfte. Es sind zugleich auch Russland und Syrien. Es ist schlicht undenkbar, dass sie nichts von den Angriffsplänen wussten oder im Vorfeld keine Informationen vorliegen hatten, wenn wir uns die Angriffe auf Şengal und Ayn Îssa genauer ansehen, ist offensichtlich, dass die Türkei bei der Erstellung des Plans dabei war. Auch die anderen Kräfte wussten mit Sicherheit davon. Weil sie aus einigen Orten Kräfte abzogen. Das Assad-Regime zum Beispiel hat bestimmte Orte in Raqqa evakuiert. Er schuf dort Lücken. Dann, wenn sich die Lücken bilden, muss man unweigerlich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Du bist dann gezwungen, deine Kräfte gegen diejenigen Gefahren und Infiltrationen, die diese Lücken füllen könnten, zu mobilisieren. Das bedeutet, die Aufmerksamkeit der bestehenden Streitkräfte auch auf andere Gebiete als Hesekê auszudehnen. Dies sind einige taktische Elemente einer militärischen Operation, die wir als Details erkennen können. In alldem sehen wir die Rolle des türkischen Staates bei dem Angriff.
Es ist schwer für den IS, sein Ziel allein zu erreichen
War Hesekê das einzige Ziel des Angriffs der IS-Banden, oder gab es Überlegungen für einen noch größeren Angriff?
Hierbei handelt es sich um keinen Angriff, den der IS allein organisieren könnte. Warum? Weil unsere autonome Regierung ein Land ist, das zusammen mit seiner Armee, Arabern, Kurden, Armeniern, Assyrern, Religionsgemeinschaften, Frauen, Männern, Menschen anderen Geschlechts verteidigt und aufgebaut wird. Hier ist es sehr schwer, dass der IS seine Ziele eigenständig erreicht. Jede Dynamik hat gemäß seinen eigenen Interessen am Angriff teilgenommen. Der IS kann die Befreiung der sogenannten Emire als Priorität sehen. Auch kann der Angriff nur diesem Ziel gedient haben. Aber die Befreiung dieser Banden bedingt einer umfangreichen Kraft und Planung. Dass der in seiner aktuellen Form besiegte IS wieder neues Leben gewinnt, hat kein sonderlich starken Boden. Weil unser Volk auf der Seite der autonomen Verwaltung ist. Aber es bedeutet nicht, dass es gänzlich so war. Wie ihr sehen konntet, hat der IS die für seinen Angriff von außerhalb hergebrachten und platzierten Kräfte zeitweise verstecken können. Auch andere Kräfte haben ihren Teil dazu beigetragen. Zum Beispiel kann der türkische Staat mit einer anderen Strategie teilgenommen haben. Sie denken vielleicht: „Lasst uns Hesekê so lange wie möglich halten“ oder „Kombinieren wir es mit Til Temir“, „lasst uns diesen Ort mit den IS-Gebieten im Irak vereinen“. Nicht nur mit der 30-40 km langen sogenannten M4 Linie, sondern sie können auch denken, „lasst uns eine andere Linie erstellen.“ Dies sind die Themen, die diskutiert werden. Das wurde auch in den Erklärungen der SDF, der Autonomen Verwaltung, erwähnt. Das sind wichtige Themen. Denn dies sind Situationen, die nicht nur durch die Analyse, sondern auch durch die Betrachtung der Aussagen der an der Operation beteiligten Kräften definiert werden. Andere Kräfte, Koalitionsstreitkräfte, Russland und Syrien; Je mehr das Land der autonomen Regierungsführung aufgewühlt wird, je mehr der Frieden hier gestört wird, je mehr die bestehende Systemstruktur zerfällt, desto mehr verpassen sie ihrer eigenen Existenz einen Sinn. Sie würden die Möglichkeit, ihre politischen Interessen zu verbreiten und aufrechtzuerhalten ergreifen. Natürlich können wir unweigerlich feststellen, dass sie sich vor, während und nach dieser Planung schnell positioniert haben.
Das größte Dilemma des IS ist, dass sie es mit einer Kraft zu tun hat, die eins mit dem Volk ist
Der IS hat am Jahrestag des erfolgreichen Kobanê-Widerstands eine weitere Niederlage einstecken müssen. Was wollen Sie zu den Siegen des Kobanê-Jahrestages und Hesekê sagen?
Das wahrscheinlich größte Dilemma des IS ist, dass sie gegen eine revolutionäre Streitmacht, die mit dem Volk eng vereint ist, kämpft. Auf dem Territorium des Nahen Ostens ist der Volksboden ähnlich. Es gibt ein autonomes Regierungssystem und eine Volksarmee, die mit der erkämpften Freiheit dafür einsteht, dass sich jeder mit seinem Glauben und seiner nationalen Identität ausdrücken kann. Es ist schwer für den IS, gegen all dies Widerstand zu leisten. Dies spiegelte sich in der effektiven Unterstützung der imperialistischen Koalitionsstreitkräfte, insbesondere der Vereinigten Staaten, wider. Training, Waffenhilfe und das Öffnen von Korridoren. Sie wollten Lücken schaffen, indem sie die Verwaltungssysteme hier destabilisieren, sodass der IS hier Fuß fassen und erneut auf die Bühne treten kann. Das alles sind Folgen der Koalitionspolitik.
Der türkische Staat unternahm auch Versuche, Kobanê über den IS stürzen zu lassen. Die Hoffnung lautete, „Kobanê wird jeden Moment fallen“. Erneut will man ähnliches wiederholen. Wir können dies auf ein paar andere Arten beobachten. Der türkische Staat zum Beispiel kämpft darum, seine Besatzung in diesen Gebieten aufrechtzuerhalten. Vor ein paar Monaten experimentierte er, versuchte es zu erzwingen. Außerdem erklärte die autonome Regierung, dass unser Land, unser Volk, unsere Volksarmee dagegen kämpfen, sich ihm widersetzen und dafür alles Mögliche tun werden. Dies war auch konträr zu den Interessen anderer Kräfte. Was passierte? Man spielte hierzu erneut die Trumpfkarte des IS aus. Genauso wie in Kobanê, wurde der IS auch hier erneut besiegt. Dass einige Emire fliehen konnten, würden wir nicht als Erfolg ansehen. Das Essenzielle ist, wem wir mit unserem Sieg einen Strich durch die Rechnung machen konnten. Somit wurde der Kobanê Sieg ein Stück weit wiederholt. Wie allseits bekannt ist, gab es in Kobanê sehr viel Zerstörung, Märtyrer und Veteranen. All dies wurde mit der Euphorie, ein neues Land zu errichten, hingenommen. Heute ist es ähnlich. Also werden wir mit unserem Sieg und den diesen Sieg ermöglichenden Widerstand immer euphorisch dem heutigen und morgigen Tagen entgegenblicken. Diejenigen, die diesen Angriff organisiert haben, diejenigen, die ihn geleitet haben, diejenigen, die darauf gehofft haben, insbesondere der türkische Staat und Assad, werden mit der Verzweiflung, die diese Niederlagen mit sich bringen werden, zu kämpfen haben. Wir haben gewonnen.
Wir sind ein Volk, das frei auf seinem Land leben möchte
Die Invasionsangriffe gehen weiter. Was möchten Sie zu den Entwicklungen in Nord- und Ostsyrien und der Zukunft der Revolution sagen?
Es ist jetzt bekannt, wie weit sich unsere Rojava-Revolution ausgeweitet hat. Sie begann mit der kurdischen Revolution und wurde zu einer demokratischen Volksrevolution, an der die arabischen, armenischen und assyrischen Völker beteiligt waren. Das Land der autonomen Regierungsführung, das wir als demokratische Volksmacht definieren, hat sich in diesem einem Aspekt herauskristallisiert und besteht seit Jahren. Wir führen Diskussionen darüber, dass unser Land unter Besatzung steht. So tun es unsere Leute. Efrîn ist der Boden unseres Landes, es ist besetzt. Girê Spî und Serêkaniyê sind das Territorium unseres Landes und sie sind besetzt. So definieren es die kurdischen, arabischen, armenischen und assyrischen Völker. Wie unser Volk die Revolution verteidigte, wie es das freie Land verteidigte, die Konzepte, Definitionen, Organisationen, in denen es sich organisierte, sind der sehr effektive Ausdruck dieses Wandels.
Assad sagt „Fremde Mächte sollen abziehen.“ Also betrachtet er auch uns als Fremde. Der türkische Staat sagt „dort gibt es fremde Mächte, die Terroristen sollen raus.“ Die Koalition und andere imperialistische Kräfte bedienen sich ähnlicher Sprache. Der Widerspruch lässt sich anhand der Sprache und Worte des Kolonialismus, der Besatzung und zwischen den durch die Revolution entstandenen Bürger:innen des freien Landes sehr klar erkennen. Es ist schwer, etwas zu finden, das es besser erklärt als das. Unser Volk nennt sie „Eindringlinge“, unser Volk nennt sie „Kolonialisten“, unser Volk beschreibt sie als „Fremde“. Weil wir ein Volk sind, das in Freiheit auf seinem Land leben möchte und dies erreicht hat. Wir sehen das auch beim Angriff auf das Sina-Gefängnis und dem vereitelten strategischen Versuch. Mit anderen Worten, wir haben hier gesehen, wie das Volk, die Struktur der Autonomen Verwaltung, die Institutionen und Selbststreitkräfte schnell gehandelt haben.
Das Volk hat Hesekê nicht verlassen, es gab keine Anzeichen von Panik und Angst
Einer der wichtigsten Faktoren war, dass unser Volk die Stadt nicht verließ. In den vorherigen Kämpfen gab es viel mehr Flüchtige. Hier war es anders. Das Volk hat Hesekê nicht im Stich gelassen. Im Rahmen der besseren Verteidigung und Aufdeckung versteckter Banden wurden einige Viertel vorübergehend evakuiert. Das war sowieso für die Sicherheit des Volkes. Abgesehen hiervon gab es keine Anzeichen von Panik und Angst. Das ist sehr wichtig. Die imperialistisch-kapitalistischen Mächte, die dies bereits gesehen haben, die Kolonialisten, insbesondere die Türkei und Assad, geraten auf dieser Ebene der Revolution in Panik und versuchen, alles zu nutzen, was sie haben. Sei es das Ausnutzen verschiedener Elemente wie Stämme, Glauben oder zu Korrumpierende als Agenten einzusetzen. Nichts davon hinderte unsere Autonome Regierung daran, selbstbewusst fortzubestehen und ihr Dasein, das mit dem des Volkes verflochten ist, aufrechtzuerhalten. Aber reicht das aus? Dass dies nicht ausreicht kann auch unser Volk hier vor Ort, die Revolutionär:innen, die ein Auge auf uns werfen, Demokrat:innen, fortschrittliche unterdrückte Menschen der Welt erkennen. Keine Revolution kann Probleme, die sich aus der Klassen- und sexistischen Geschichte ergeben, mit einem Zug lösen. Aber sie kann die Weichen zur Lösung dieser Probleme legen. Auch wir haben damit begonnen und führen es fort. Wir widersetzen uns weiterhin diesen Angriffen und Invasionsversuchen. Nicht nur durch Widerstand, sondern auch durch das Bauen führen wir unsere Arbeit für Fortschritt fort. Unser Volk glaubt daran.
Die Unterdrückten der Welt brauchen Rojava
Revolutionär:innen, demokratische Kräfte, Kommunist:innen und alle Unterdrückten der Welt müssen es ebenfalls glauben. In erster Linie müssen sie die Perspektiven erweitern, die diesen Glauben formen. Sie müssen ihren Glauben schärfen. Dann können auf dieser freien Insel mächtigere, erfolgreichere Schritte nach vorn gemacht werden. Deshalb sollten die Völker und Unterdrückten der Welt diesen Ort hier noch mehr unterstützen. Die Revolution benötigt dies. Eigentlich benötigt nicht nur sie das, sondern benötigen auch sie diese Revolution und ihr Fortbestehen. Zuallererst müssen sie dieses Verständnis vergrößern. Denn als sich zum Beispiel diese Revolution entfaltete, wurde der IS immer wieder besiegt. Also warum sollen sie dann in anderen Gebieten weiterhin in Angst leben? Der IS ist doch besiegbar. Das ist keine zu übertreibende Sache. Es ist ein sehr brutaler Kampf, das ist richtig. Aber wenn der Mensch seinen Glauben an die Freiheit stärkt, wenn er seine eigene Existenz nicht zum Ziel macht, wenn er Freiheit, Gleichheit, hauptsächlich zu einem Ziel in Bezug auf die Menschheit erklärt, zum Ziel für alle Lebewesen und die Natur macht, gibt es keinen Feind, der nicht besiegt werden kann.
Rojava hat das eindrucksvoll gezeigt, ja, dennoch benötigt Rojava weiterhin Unterstützung. Aber wir müssen die Gleichung andersherum aufstellen. Damit auch die Unterdrückten der Welt ihre eigene Freiheit erreichen, triumphieren, muss die Selbstverwaltung weiterleben. Das sollten sie durch Solidaritätsaktionen, wo immer sie sind, sowie mit Beteiligung an den Bauprozessen von Rojava zeigen. Also was sind die Bedürfnisse? Es sind qualifizierte Arbeitskräfte. Es ist eine qualifizierte Kampftruppe. Faktisch Menschen, die Technik, Technologie und ein System etablieren können. Sie gibt es bereits in verschiedenen Teilen der Welt. Wenn wir uns umsehen, können wir Kommunist:innen, Revolutionär:innen, Freiheitssuchende, Gleichheitssuchende, Frauen, Männer und LGBTI+ Leute sehen. Sie können freiwillig hierhin kommen und arbeiten. In den Reihen des Wiederaufbaus, der Verteidigung. Genau dies braucht Rojava. Zum Beispiel, wenn das Sina-Gefängnis wirklich dazu geeignet wäre, diese Banden sicher zu halten, hätte dieser Entführungsversuch das Gefängnis getroffen. Warum? Weil es das nicht gab. Es ist ein Gebäude, das mit der Restaurierung eines Gebäudes, das als Schule gebaut wurde, in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Wer ein bisschen von Konstruktion versteht, kann sehen, was das für ein schweres Unterfangen ist. Die hier lebenden Menschen zeigen ihr starkes Vertrauen an die Rojava Revolution, ihr Glauben an die Rojava Revolution. Dies untermauerten sie ein weiteres Mal, indem sie den Angriff des IS vereitelt haben.
Wir wollen uns anstrengen und den sozialistischen Aufbau erarbeiten
Was magst Du zum Schluss noch hinzufügen?
Um sowohl den sozialen Aufbau als auch die Freiheit zu verteidigen, konzentrieren wir uns als Selbstverwaltung auf die gemeinsame Entwicklung mit unserem Volk in Bezug auf die politische, militärische, wirtschaftliche und ideologische Integrität. Wie ich bereits erwähnte, kann das auch als Aufruf verstanden werden. Damit die Revolution weiterentwickelt und wachsen kann, möchten wir, dass alle politischen Kräfte und Individuen sich mit ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten von der Verteidigung der Selbstverwaltung bis hin zum Aufbau eines sozialistischen Staates beschäftigen und an diesen arbeiten.
Die Kräfte und Subjekte innerhalb der bestehenden sozialen Struktur in Rojava tun dies und sie werden nicht aufhören, dies zu tun. Wir erwarten und hoffen, dass Kommunist:innen und Revolutionär:innen, organisierte Menschen, sich als avantgardistisch betrachtende Kräfte innerhalb der Geographie dieses freien Landes schnellere Schritte in Bezug auf die Organisation des sozialistischen Aufbaus unternehmen werden.