Das Gesundheitssystem in den Philippinen ist am Zusammenbrechen. Es fehlen vor allem Pflegekräfte. Angefangen hat der Pflegenotstand, während der Pandemie. Wie in vielen anderen Ländern hat die Coronakrise die Lücken und Risse im Gesundheitssystem aufgedeckt. In dieser Zeit sind viele Pflegekräfte ins Ausland gegangen, da die Löhne und Arbeitsbedingungen besser sind.
Nun hat der Bundestag ein neues Gesetz erlassen, dass ausgebildete Arbeitskräfte in Deutschland behalten möchte und ihnen die Arbeit hier erleichtern möchte.
Doch warum ist das ein Problem und was hat das miteinander zu tun?
Auch in Deutschland haben wir einen Notstand in der Pflege, auch hier sind die Löhne niedrig, es werden viele Überstunden gemacht und der Job ist hart mit anstrengenden Arbeitszeiten. Doch statt den Pflegenotstand in Deutschland wirklich anzugehen, werden nun Pflegekräfte aus anderen Ländern, wie den Philippinen angeworben. 35000 philippinische Pflegekräfte sind zur Zeit in Europa. Davon 80% in England und viele auch hier in Deutschland.
Dadurch wird jedoch der Zustand des Gesundheitssystems in den Philippinen noch schlechter und dementsprechend leiden die Menschen und die Bevölkerung in den Philippinen noch mehr unter diesem Notstand.
Die „Filipino Nurses United“, eine Arbeiter:innenföderation in den Philippinen, die sich für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einsetzt, spricht von einer „Krise in der Pflege“. Die Pflegekräfte sind überarbeitet und machen unbezahlte Überstunden, die Löhne sind niedrig und die Inflation steigt.
FPN sagt, dass viele Pflegekräfte inzwischen regelmäßig zwei Schichten hintereinander übernehmen müssen und eine Pflegekraft die Arbeit von drei übernimmt.
Wenn die Pflegekräfte dann Angebote aus dem Ausland, vor allem von EU-Staaten bekommen, die ihnen ihre Unterkunft und Ausbildung bezahlen, nehmen viele dieses Angebot an, um den prekären Arbeitsbedingungen zu entkommen.
Obwohl es inzwischen auch in privaten Krankenhäusern mit Prestige zu einem Notstand kommt, leiden vor allem Erkrankte aus ärmeren Gemeinden, die auf die staatlichen Krankenhäuser angewiesen sind sehr unter der Situation, da sich nicht ausreichend um erkrankte Menschen gekümmert werden kann.
Das PGH (Public general hospital) wollte, als Lösung für den Notstand, Pflegekräfte ohne Lizenz einstellen, doch diese müssten beaufsichtigt werden von anderen Pflegekräften und würde diese somit nicht entlasten.
Ebenfalls sollten Pflegekräfte, die privaten Unternehmen gehören, eingestellt werden, diese erhalten jedoch nicht die vorgeschriebenen Löhne und haben auf gewissen Leistungen keinen Anspruch. Somit werden diese Arbeiter:innen noch mehr ausgebeutet und ihre günstige Arbeitskraft ausgenutzt.
Die FNU fordert Krankenhausleitung und Regierung auf, die Arbeitsumstände zu verbessern und eine Priorität darauf zu setzen, die Löhne zu erhöhen und mehr Geld ins Gesundheitswesen fließen zu lassen.
Warum sind vor allem Frauen betroffen?
Dadurch, dass ein Großteil der Pflegekräfte Frauen sind, ist dies auch eine Problematik, die vor allem Frauen betrifft.
Wir sehen auch hier, dass Berufsbranchen in denen vor allem Frauen arbeiten, also in der Pflege und sozialen Berufen, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen besonders schlecht sind und, obwohl diese Berufe große Wichtigkeit haben, wird in diesen Branchen, als Erstes gespart und es werden Abstriche gemacht. Überall werden Frauen, als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und sind so einem höheren Risiko ausgesetzt in Armut zu landen oder in Abhängigkeit eines Mannes zu geraten.
Zu dem kommt, dass Frauen im kapitalistischen System einer doppelten Ausbeutung ausgesetzt sind und sowohl der Ausbeutung auf dem Arbeitsplatz, als auch der im Haus, durch die unbezahlte Reproduktionsarbeit ausgesetzt sind. Und so kommt zu vielen Überstunden, schweren Arbeitszeiten, auch noch die Arbeit im Haushalt dazu.
Auch in den Philippinen sind Frauen durch die hohe Inflation und schlechte Bezahlung häufiger von Armut betroffen und landen so häufig in der Sexarbeit oder werden Opfer von Menschenhandel.
Deswegen ist die Situation in den Krankenhäusern von großer Bedeutung für die philippinischen Frauen und den Frauenkampf.
Die FNU stellt fortschrittliche Forderungen an die Regierung, doch eine wirkliche, langfristige Verbesserung der Situation der Frau und der Arbeiter:innen kann nur ein organisierter, revolutionärer Kampf bringen, um die Freiheit und die Rechte von Frauen zu garantieren.
Warum internationale Hilfen keine Perspektiven bieten?
International wird diese Frage ebenfalls diskutiert, Expert:innen sind der Meinung, dass die Philippinen mehr internationale Unterstützung brauchen, doch auch dies ist keine langfristige Lösung für das Problem, denn wir sehen oft, dass finanzielle Unterstützung oder Entwicklungshilfen sehr kurzsichtig sind und oft nicht das bezwecken, was sie vermeintlich wollen, stattdessen bringen sie Länder in eine Abhängigkeit und zu wessen Profit diese Gelder genutzt werden, ist am Ende auch nicht immer klar, meistens jedoch nicht zum Vorteil von Frauen und Arbeiter:innen.
Wir sehen an diesem Beispiel auch den Zusammenhang der Notstände und Krisen hier in Europa, in imperialistischen Ländern und den Philippinen. Und ebenfalls, dass imperialistische Länder versuchen auf Kosten ärmerer Länder versuchen ihre Krisen zu lösen. Doch für Arbeiter:innen, Frauen und alle, die in diesem kapitalistischen System ausgebeutet werden ist das keine Perspektive. Um die Pflegenotstände zu lösen, brauchen wir ein Wirtschaftssystem, dass nicht auf Profit und Ausbeutung baut, sondern auf den Bedürfnissen der Menschen und des Arbeiterkollektivs.
Das wird nur erreicht, wenn sich das Proletariat in den Philippinen, aber auch in den imperialistischen Zentren organisiert und dem System den Kampf ansagt, wenn sich jegliche imperialistische Mächte aus den Philippinnen zurückziehen und die Arbeiter:innen sich die Produktionsmittel aneignen.
Aber wir müssen auch hier in Europa sehen, dass die Krisen hier und die Krisen in den Philippinen nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind, aus diesem Grund müssen wir unseren Kampf hier international führen und Solidarität mit den Arbeiter:innen und fortschrittlichen und sozialistischen Kräften auf der ganzen Welt zeigen und uns mit ihnen vernetzen.