Auch dieses Jahr am 8. März werden wir Frauen erneut die Straßen einnehmen. Denn entgegen der bürgerlichen Devise, nämlich, dass eine vermeintliche Gleichstellung zwischen Mann und Frau erreicht ist, müssen wir am eigenen Leib erfahren, was die patriarchale Gesellschaftsordnung für uns bedeutet. Prekäre Jobs, ungleiche Bezahlung und Mehrfachbelastung durch unbezahlte Hausarbeit, bis hin zur häuslichen Gewalt, sexuellen Übergriffen und Femiziden stehen an der Tagesordnung, und das überall auf der Welt. Im Durchschnitt wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens geschlagen, vergewaltigt oder erfährt anderweitig patriarchale Gewalt.
Der Frauenkampftag, der auf revolutionäre Frauen wie Clara Zetkin zurückgeht, hat also mitnichten an Aktualität verloren. Im Gegenteil, er ist gerade während der Corona Pandemie wichtiger denn je: Durch die Überlastung der Gesundheitssysteme, in denen viele frauendominierte Berufe vorhanden sind, und durch vermehrtes Homeschooling hat sich die Menge an unbezahlter Arbeit für Frauen erhöht, und durch die Isolation werden sie nun noch mehr ans Haus gekettet, wodurch die häusliche Gewalt enorm angestiegen ist. Und durch die explodierenden Teuerungen für lebensnotwendige Güter, darunter auch steigende Mieten, ist es für Frauen noch schwerer, den eigenen vier Wänden, die zur Hölle geworden sind, zu entkommen. Wir sehen: In Krisenzeiten, die im Kapitalismus vorprogrammiert sind, wie jetzt während der globalen Pandemie, verschärft sich also die Misere der Frauen immer mehr.
Diese Umstände kommen nicht von ungefähr und sind auch keine zufälligen Erscheinungen. Das Patriarchat als die erste Unterdrückung des Menschen über den Menschen existiert schon seit Jahrtausenden und hat sich mit der Zeit immer an die jeweilige Klassengesellschaft angepasst. Heute, in der kapitalistischen Gesellschaft, sind die bürgerlichen Institutionen mit dem Patriarchat verschmolzen. Es ist der patriarchale Kapitalismus, der auf unsere Ausbeutung im Haus und im Betrieb, auf die Vermarktung unserer Körper angewiesen ist. Daher ist es absurd, von denjenigen Frauenbefreiung zu fordern, die von unserer Unterdrückung profitieren. Es ist auch für alle kämpfenden Frauen vor unserer Zeit ein Hohn, wenn wir in unserem Kampf nicht gleichzeitig die herrschende Ordnung angreifen. Wir dürfen uns von leeren Phrasen und Versprechen von Parlamenten, von bürgerlichen Politiker:innen, die lediglich reformistische Gleichstellungspolitik betreiben, nicht beirren lassen. Nur unsere Selbstorganisierung auf der einen Seite, die in der Frauenrevolution mündet, vereint mit der proletarischen Revolution auf der anderen, die im Aufbau des Sozialismus mündet, ist in der Lage, die jahrtausendlange patriarchale Unterdrückung schließlich zu überwinden und die Befreiung aller unterdrückten Geschlechter hervorzubringen. Dafür reicht es nicht aus, einmal im Jahr auf die Straßen zu gehen. Lasst uns den 8. März an jedem Tag aufleben lassen, lasst uns massenhaft gegen unsere Unterdrücker organisieren!
Wir schulden es unseren gefallenen Schwestern, von Rosa Luxemburg bis Ivana Hoffmann, die unerschrocken für unsere Rechte kämpften, den antipatriarchalen Kampf in ihrer revolutionären Tradition langfristig weiterzuführen. Für einen kämpferischen 8. März, für die umfassende gesellschaftliche Revolution!