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Rukiye erzählte mir von ihrem Sohn Özgür: Er war sehr glücklich dort, wo er sein wollte.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von der Nachrichtenplattform Etha

Seine Mutter erzählte von dem jungen Kommandanten Özgür Namoğlu, der bei einem Angriff des faschistischen türkischen Staates unsterblich wurde. Seine Mutter Rukiye Namoğlu sagte, Özgür sei in den organisierten Kampf hineingeboren und von genossenschaftlichen Beziehungen geprägt worden.

Sie erzählte von seinen Bemühungen, seine angeborene Behinderung am Arm zu überwinden und seinen Arm zu stärken. Rukiye sagte: „Ich möchte, dass Özgür seinen Genoss:innen als ein fürsorglicher, sensibler Mensch in Erinnerung bleibt, der gezeigt hat, dass man trotz Hindernissen vieles erreichen kann.“

Der Kommandant Fırat Newal, wurde zusammen mit dem Mitglied des Zentralkomitees der MLKP, Ahmet Şoreş, bei einem Angriff des faschistischen türkischen Staates unsterblich.

Özgür Namoğlu, wie er in seiner Familie genannt wird, kam aus Europa, wurde in den freien Bergen ausgebildet und beteiligte sich an der Verteidigung der Revolution in Rojava.

„Ich bin hier, weil ich an die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes glaube“, sagte er  in einem veröffentlichten Video.

In seinen Worten wurde deutlich, dass er sich nicht nur darauf beschränkte, an der Verteidigung der Revolution in Rojava teilzunehmen, sondern dass er die Klarheit und das Bewusstsein hatte, sich als Kader im politisch-militärischen Bereich weiterzuentwickeln.

Auch seine Mutter Rukiye Namoğlu gab dieselbe Antwort auf die Frage „Was glaubst du, warum er gegangen ist?“, während sie von dem Gespräch erzählte, das sie mit Özgür führte, bevor er ging:

„Özgür wollte auf den Bergen sein, um Teil der Revolution in Rojava zu sein. Er war der Meinung, dass der Kampf für Sozialismus und Revolution nicht allein durch die Arbeit in Europa geführt werden kann. Er sagte, dass der revolutionäre Kampf nur durch einen bewaffneten Kampf erfolgreich sein könne.“

Am Abend des 16. Januar besuchte ich Rukiye Namoğlu in ihrem Haus in Dortmund, eine sehr starke Frau. Seit dem sie 17 Jahre alt ist, kämpft sie für die Revolution. Sie lernte revolutionäre Ideen kennen, als sie als Arbeiterin in einer Fabrik tätig war. Neben der Arbeit baute sie ihr Leben auf und organisierte es viele Jahre lang nach den Bedürfnissen der illegalen revolutionären Arbeit. Özgür wurde in dieser Zeit geboren, im Jahr 1994.

Das waren die Tage, als die Einheitsrevolution verwirklicht und die MLKP gegründet wurde. „Ich bin mit der Partei geboren“, schrieb Özgür in einem Brief.

Was hat er damit gemeint? Die Antwort von Rukiye lautet wie folgt: „Özgür wurde in der Partei geboren, innerhalb der Partei. Er war schon in sehr jungen Jahren bei seinen Parteigenoss:innen. Er war ein Kind, das die Genoss:innen in dem Gebiet sehr gut kannte, ihre Feinheiten und Werte kannte.“

Rukiye erklärt, dass die damaligen Beziehungen eine große Rolle bei der Entwicklung und Formung von Özgürs Charakter gespielt haben.

Die Massaker der Daesh Brachten Özgür nach Rojava

Rukiye musste Anfang 2003 aus politischen Gründen nach Europa kommen. Als Özgür nach Europa kam, übernahm er Aufgaben und Verantwortungen in der Jugend- und Parteiarbeit. Er verfolgte jedoch auch aufmerksam die Entwicklungen in Rojava. Während der Kampagne für den Wiederaufbau von Kobanê reiste Özgür mit der ICOR-Delegation nach Rojava. Er blieb 3,5 Monate lang in Kobanê und arbeitete im Krankenhausbau. Während Özgür in Kobanê war, führten ISIS-Banden am 25. Juni 2015 einen Angriff durch und massakrierten mehr als 250 Zivilisten.

Etwa einen Monat nach diesem Massaker fand am 20. Juli das Massaker von Suruç statt. Beide Massaker beeinflussten Özgürs Entscheidung.

Özgür rief alle dazu auf sich der Rojava-Revolution anzuschließen.

Als er nach Deutschland zurückkehrte, erzählte er allen in seinem Umfeld, warum man nach Rojava gehen musste. Rukiye sagte Folgendes über diese Tage: „Özgür war sehr beeindruckt von der Tatsache, dass die Menschen dort die Kräfte, die gegen ISIS kämpfen, umarmen, insbesondere die Frauen, die sich mit Glauben und Entschlossenheit am Krieg beteiligen. Er sagte, dass jeder, der etwas beitragen könne zur Revolution in Rojava gehen und diese Luft einatmen solle: „Jeder sollte dorthin gehen und diese Luft einatmen. Sie sollten dort einen Beitrag leisten“.

„Ivana’s Unsterblichkeit verursachte einen Sprung in Özgür“

In Özgürs Leben stand auch der Weg der MLKP-Guerilla Ivana Hoffmann in die Unsterblichkeit an einem wichtigen Punkt. Die internationalistische Kämpferin Ivana Hoffmann ist in der Stadt Duisburg geboren und aufgewachsen. Nachdem sie eine Zeit lang kommunistische Jugendarbeit in Europa geleistet hatte, wandte sie sich den befreiten Gebieten Kurdistans zu. Sie wurde am 7. März 2015 unsterblich, als sie die Revolution in Rojava verteidigte. Rukiye sagte über den Einfluss von Ivana: „Ivanas Unsterblichkeit hat einen Sprung in Özgürs Arbeit hier bewirkt. Er wurde hier aktiver. Es gab bereits Bemühungen nach Rojava zu gehen. Nach Ivana wurde dies noch stärker.“

Bevor er ging, sprach Özgur mit seiner Mutter und seinem Vater: „Eigentlich wollte er unangekündigt gehen. Aber dann ging er, nachdem er mit mir und seinem Vater gesprochen hatte. Als er sprach, hatte er nicht die Absicht, uns zu überreden. Er hat uns nur mitgeteilt, dass er geht. Ich habe ihm gesagt, dass es für mich sehr schwierig ist. Ich wusste, dass ich ihn vielleicht nicht oder erst nach sehr langer Zeit wiedersehen würde. Trotzdem habe ich ihm gesagt, dass ich seine Entscheidung respektiere. Ich habe aber auch versucht, ihn umzustimmen, indem ich ihm gesagt habe, dass es viele Methoden und Bereiche des Kampfes gibt, die zum Kampf beitragen können, ohne zu gehen. Aber er war entschlossen und ich konnte nicht sagen: ‚Geh nicht‘.“

„Er gab den Menschen das Gefühl wertgeschätzt zu werden.“

Bei der Beschreibung ihres Sohnes und Genossen Özgür wies Rukiye auf seine menschlichen Beziehungen und seine zahlreichen Eigenschaften hin: „Er schätzte sein Gegenüber. Er hatte einen Beziehungsstil, der jedem Menschen, mit dem er in Kontakt kam, das Gefühl gab, wertgeschätzt zu werden.

„Er unterzog sich einer Operation, um seine Behinderung am Arm zu besiegen“

Özgür hatte eine Behinderung am Arm. Ein Arm war schwach. Eine Zeit lang sah er dies als Hindernis für seine Entscheidung, nach Kurdistan zu gehen. Er hat sich jedoch nicht mit dieser Situation abgefunden: „Er hat seine Behinderung nicht versteckt. Aber er hinterfragte, wie er Arbeit erledigen sollte, die Kraft erforderte. Vor allem im politisch militärischen Bereich, in den er gehen wollte. Seine letzte Operation vor seiner Abreise diente der Stärkung seines Arms. Seine Ärzte hatten gesagt, dass diese Operation nicht notwendig sei. Aber Özgur hat sich sehr für diese Operation eingesetzt. Nach dieser Operation ging es ihm auch psychisch besser.

„In Anbetracht seiner Bemühungen um die Verwirklichung seiner Ziele wird Özgür seinen Genoss:innen als ein fürsorglicher, sensibler Mensch in Erinnerung bleiben. Jemand, der gezeigt hat, dass man trotz Hindernissen vieles erreichen kann“, sagt Rukiye.

„Auf seinen Fotos in Rojava sieht man das Lächeln in seinen Augen“

Auf dem Weg zur Gedenkveranstaltung in Stuttgart betrachtete Rukiye die Fotos von Özgür und sagte: „Er ist sehr glücklich“. Als ich sie fragte, warum sie so dachte, antwortete sie: „Özgür war ein sehr lächelndes Kind, aber er lächelte nicht immer mit seinen Augen. Wenn er etwas erreicht hatte, wenn er das Gefühl hatte, irgendwo hinzugehören, lächelte er. Auch auf seinen Fotos in Rojava lächeln seine Augen. Özgür war auch hier glücklich, mit uns, mit seinen Genoss:innen. Aber dort schuf er sich selbst, drängte sich vor und wurde Teil der Revolution. Das Lächeln in seinen Augen verrät dies. Er war dort sehr glücklich.“

„Er hat uns ein wertvolles Erbe für die kommende Zeit hinterlassen“

Rukiye ist eine Mutter, eine Revolutionärin und eine sehr starke Frau. „Es gibt nichts Schwierigeres für eine Mutter, als ihr Kind zu verlieren“, sagt sie. Wenn sie über Özgür spricht, verschluckt sie sich oft und spricht stockend. Doch Özgürs Beweggründe und seine Entschlossenheit geben ihr Kraft: „Obwohl ich heute nicht mehr aktiv an der Arbeit beteiligt bin, habe ich mich im Sozialismus und im Klassenkampf weiterentwickelt und glaube immer noch daran. Es gibt nichts Schwierigeres, als wenn eine Mutter ihr Kind verliert. Ihn/sie nicht mehr sehen oder berühren zu können. Aber andere Mütter sind nicht anders als ich. Özgür setzte sich für das ein, woran er wirklich glaubte, was ihm wirklich am Herzen lag. Er hat dort einen Kampf geführt, er hat sich sehr gut entwickelt. Özgür hat uns ein sehr wertvolles Erbe für die Zukunft hinterlassen“.