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Suphi Nejat Ağırnaslı – Auf die Kraft der Phantasie

  • Theorie

Dieser Text wurde aus dem Englischen von der Seite https://redscarvesblog.wordpress.com/ übersetzt. Auf dieser werden Briefe und weitere Texte von unsterblichen und gefangenen Genoss:innen veröffentlicht.

Der letzte Brief von Suphi Nejat Ağırnaslı – auch bekannt unter seinem Kodenamem Paramaz Kızılbaş – wurde bei einer Gedenkveranstaltung für Nejat an seiner ehemaligen Universität, Boğaziçi Universität, laut vorgelesen.

Nejat, war ein Mitglied der Marxistischen-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP), und hatte diesen Brief seiner Familie und seinen Freunden überlassen, bevor er nach Kobanê ging. Nejat wurde am 5. Oktober 2015 bei der Verteidigung der Stadt an der Seite der YPG kämpfend, getötet.

Ich habe das Leben gelebt und viel von denen gelernt, die Teil meines Lebens waren. Ich habe mit dem, was ich gelernt habe, eine Wahl getroffen und bin Zeuge der Wahrheit oder der Wahrheiten geworden. In der Dialektik des Lebens bin ich zum anderen Pol übergegangen und hoffe, dass es zum Guten sein wird. Ich wurde als gewöhnlicher Mensch geboren, und ich verabschiede mich auch von euch als gewöhnlicher Mensch. Ich weiß, dass ich euch oft auf halbem Wege verlassen habe, dass ich manchmal ungeschickt handelte und darüber traurig war, dass ich traurig geworden war. Verzeiht mir das ein letztes Mal.

Ich habe eine Entscheidung getroffen als gewöhnlicher Jugendlicher und aus nichts als den gewöhnlichen Widersprüchen heraus. Vor allem habe ich diese Wahl für mich selbst getroffen. Ich habe mich nicht für irgendeinen erhabenen Glauben entschieden. Alles, was ich tun wollte, war, einen Funken in das Leben von Menschen ohne Funken zu bringen, in eine Welt ohne Funken, in eine Welt, die verdinglicht wurde. Ich habe gelernt, dass ich an meinen eigenen Widersprüchen nicht vorbeikomme, und dass diese insofern sozial sind, als sie nur die Widersprüche der Menschen abbilden. Und ich habe gelernt, darauf hinarbeiten zu können, sie in einem höheren Maße zu sozialisieren. Dies ist der Punkt in meinem Leben, an dem ich der Wahrheit am nächsten gekommen bin.

Ich wurde als Flüchtling in Söke geboren. Ein türkischer Duisburger, Cluberger. Jedenfalls bereue ich es nicht, dass es die Türkei ist. Jedes Unglück im Leben sollte eigentlich eine Chance sein, die man nutzen kann, wenn man versucht, daraus zu lernen. Meine einzige Sorge war, niemals erwachsen zu werden, niemals Teil der Welt der Erwachsenen zu sein, für immer ein Kind zu bleiben … Jetzt gehe ich wie Peter Pan ins Nimmerland, um niemals erwachsen zu werden. Es gibt nichts, was mich glücklicher hätte machen können.

Mit dem Wunsch, dass ihr den Samen für das Auftauchen von gewöhnlichen Helden sät, die einen Funken in das Leben der gewöhnlichen arbeitenden Menschen im Westen der Türkei bringen, und dass ihr eine Vorhut- und Nachhutorganisation schafft, die sich der Suche nach der Wahrheit widmet.

Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle!!!

Auf die Kraft der Phantasie!!!