Finanz- & Wirtschaftsnachrichten sind auf den ersten Blick unglaublich unübersichtlich und langweilig. Endlose Abkürzungen, Zahlen und Namen, die in sehr kurzer Zeit genannt werden. Wer soll da schon verstehen, was gesagt wird? Obwohl es verlockend ist das Thema einfach beiseitezuschieben, ist es trotzdem wichtig sich mit Finanzen und Wirtschaft auseinanderzusetzen, denn das Wirtschaftssystem bestimmt wie viel Zeug es gibt, welches wir zum Leben brauchen, wohin dieses Zeug kommt und am wichtigsten wer dieses Zeug bekommt. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich damit zu befassen, was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist.
Wenn man in den letzten Tagen die Nachrichten verfolgt hat, ist man vielleicht auf folgende Überschrift gestoßen: „US-Behörden schließen Silicon Valley Bank“ (Tagesschau). In den Stunden und Tagen darauf war auf den Finanzmärkten die Hölle los. Kurze Zeit später ist dann eine weitere Bank in den USA zusammengebrochen und vor etwa einer Woche wurde verkündet, dass die Schweizer Bank Credit Suisse von der UBS übernommen wird.
Was genau passiert ist, warum das alle was angeht und was zu erwarten ist, werde ich versuchen in diesem Artikel zusammenzufassen. Vorab will ich aber kurz die Größen der genannten Geldmengen verdeutlichen, um die es in diesem Artikel geht, denn sie sind eigentlich schon so groß, dass man sie sich kaum richtig vorstellen kann.
Eine Millionen Sekunden sind ungefähr 12 Tage.
Eine Milliarden Sekunden sind 31 Jahre.
Es ist wichtig das im Hinterkopf zu behalten und zu verstehen, um wie viel Geld es hier eigentlich wirklich geht.
Silicon Valley Bank
Angefangen hat es mit der Silicon Valley Bank (SVB). Die SVB war eine regionale Bank in den USA, die vor allem Technik-Unternehmen und Start-ups als Kunden hatte. Während der Pandemie haben viele Menschen Computer, Kopfhörer, Zubehör und verschiedene technische Dienstleistungen gekauft, da sie sich auf das Homeoffice umstellen mussten. Das hat zu höheren Profiten bei den Technik-Unternehmen geführt, die ihr Geld dann bei der Silicon Valley Bank in Konten angelegt hatten. Dadurch hat sich während der Pandemie das Geld, welches die SVB verwaltete auf 212 Milliarden US-Dollar verdreifacht.
Was macht eine Bank mit „ihrem“ Geld?
Grundsätzlich ist es bei Banken so, dass sie das Geld, was man ihnen gibt, zu einem Teil selbst benutzen können. Wenn man beispielsweise 10.000€ zur Bank bringt, dann ist die Bank verpflichtet nur bspw. 10 % davon im Tresor zu verwahren, damit sie das Geld zur Verfügung hat, falls man doch etwas abheben möchte. Die anderen 90 % stünden der Bank in diesem Fall zur Verfügung, um es als Kredit weiterzugeben, oder in Aktien oder andere Wertpapiere zu investieren und damit Geld zu machen. Das ganze Konzept einer Bank basiert darauf, dass gehofft wird, dass nicht alle Menschen gleichzeitig ihr Geld abheben, weil die Bank dieses gar nicht mehr hat. Wenn eine einzelne Person sich nun doch entscheidet, ihr Geld abzuheben, ist es durch das Geld der anderen Menschen gesichert.
Die SVB hat das Geld, was sie zur Verfügung hatte, auf verschiedene Weisen investiert und unter anderem US-Staatsanleihen gekauft. Staatsanleihen sind Möglichkeiten für den Staat, sich Geld (z.B. von Banken) für eine feste Zeit zu leihen. Während dieser Zeit zahlt der Staat einen festgelegten Prozentsatz an Zinsen, abhängig davon, wie hoch der Leitzins ist. Der Leitzins ist ein von Zentralbanken festgelegter Zinssatz, zu dem sie mit anderen Banken Geschäfte macht und bspw. Kredite vergibt. Er wird genutzt, um Einfluss auf die Wirtschaft zu nehmen. Staatsanleihen sind für Banken eine an sich sehr sichere und profitable Weise, um Geld zu investieren.
Viele Zentralbanken haben im letzten Jahr allerdings den Leitzins aus Gründen der „Inflationsbekämpfung“ angehoben. Das hat zu zwei Folgen geführt. Einerseits hat es dazu geführt, dass die Staatsanleihen, die die SVB gekauft hatte, an Wert verloren haben, da es nun Staatsanleihen gab, die höhere Zinsen hatten und dadurch profitabler waren. Andererseits hat es dazu geführt, dass Unternehmen keine billigen Kredite mehr erhalten konnten, die sie seit der Finanzkrise 2008 am Leben gehalten haben (mehr dazu weiter unten). Von der Anhebung des Leitzinses und den teureren Krediten waren und sind auch viele Technik-Unternehmen getroffen, die daraufhin angefangen haben, das Geld, was sie bei der SVB hatten, abzuheben. Schließlich müssen sie Angestellte bezahlen und haben weiterhin laufende Ausgaben, die sie bezahlen müssen.
Am Mittwoch, dem 8. März war die SVB dann gezwungen Wertpapiere (zum Großteil US-Staatsanleihen) im Wert von 21 Milliarden US-Dollar zu verkaufen, da Kunden zu viel Geld abgehoben haben. Diese Staatsanleihen brachten größtenteils nur 1,79 % Zinsen ein, was weit unter den aktuellen Zinsen neuerer Staatsanleihen liegt (aktuell bringen sie etwa 3,9 %). Die SVB musste deshalb die Staatsanleihen unter ihrem Wert verkaufen, wodurch ein 1,8 Milliarden US-Dollar großer Verlust zustande gekommen ist. Am Donnerstag hat die SVB dann weiter Aktien und Wertpapiere im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar verkauft. Als die Bank das verkündete, hat das nicht gerade dazu beigetragen, die Menschen zu beruhigen. Am Ende des Tages hatte die SVB 60 % ihres Aktienwertes verloren, da Investoren fürchteten, dass die SVB weiter Wertpapiere verkaufen muss, um das wachsende Loch zu stopfen. Ein weiterer Grund für den Ansturm auf die SVB war, dass 94 % der Konten, die bei der SVB waren, über dem staatlich versicherten Wert von 250.000 US Dollar lagen. Die Kunden haben also versucht so schnell es geht all ihr Geld zu sichern, bevor die Bank pleitegehen könnte, da es sonst nicht versichert wäre. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die SVB schon in einer Todesspirale. Sie muss Wertpapiere verkaufen, um ihren Kunden das Geld zu geben, welches sie abheben. Dadurch werden Investoren und Kunden nur weiter verunsichert und versuchen ihr eigenes Geld rauszuziehen, wodurch das Geldloch, was die SVB versucht zu stopfen nur noch größer wird.
Am Freitagmorgen versucht die SVB noch Lösungen zu finden, wie man sich selber retten kann, doch am Nachmittag ist dann alles schon zu spät und die Bank wird geschlossen und von der US Federal Deposit Insurance Corporation (zu Deutsch: Bundeseinlagenversicherungsanstalt) (FDIC) übernommen. Die FDIC wurde nach der Weltwirtschaftskrise 1929 gegründet, um das Vertrauen in das Bankensystem wiederherzustellen. Sie versichert Bankeinlagen (aktuell bis 250.000 US-Dollar), um sogenannte „Bank Runs“ zu verhindern, wo Menschen versuchen, so schnell es geht ihr Geld von der Bank abzuheben.
Nachdem die SVB von der FDIC übernommen wurde, waren einerseits die Kunden extrem besorgt, denn viele hatten deutlich mehr als 250.000 US-Dollar bei der Bank, aber auch andere Kapitalisten hatten Sorge zu tragen. Wenn die FDIC nämlich Tech-Unternehmen nur 250.000 US-Dollar versichert, würden diese Unmengen an Geld verlieren und wahrscheinlich nicht in der Lage sein, ihre Mitarbeiter:innen zu bezahlen. Folgen wären in diesem Fall Entlassungen und weitere Pleiten von Unternehmen, was zu einer noch viel schlimmeren Wirtschaftskrise führen würde.
Die Pleite einer Bank, vor allem der 16. größten Bank der USA, löst bei vielen Menschen verständlicherweise Panik und Angst aus. Als Folge haben viele Menschen angefangen, Aktien zu verkaufen und Geld von Banken abzuheben. Weitere Banken und Unternehmen haben schnell angefangen an Wert zu verlieren und Aktienkurse sind in die Tiefe gestürzt.
Ein weiterer Grund für den Wertverlust war, dass die FDIC verkündet hat, dass alles, was unter Verfügung der SVB stand, verkauft wird, um den Kunden so gut es geht ihr Geld zurückzugeben. Als 16. größte Bank der USA hat die SVB nicht gerade wenig Geld verwaltet. Vor dem Zusammenbruch verfügte die SVB über Anlagen und Kapital im Wert von 212 Milliarden US-Dollar. Das so viel verkauft werden soll, zieht den Markt nur noch weiter nach unten, da die FDIC dazu gezwungen ist alles davon zu verkaufen und auch unter dem eigentlichen Wert von bspw. Aktien verkaufen muss.
Der Zusammenbruch der SVB hat also den gesamten Finanzmarkt mit sich runtergezogen.
Erste Zwischenbilanz
Der Zusammenbruch der SVB war wirklich der perfekte Sturm. Innerhalb von 2 Tagen war die 16. größte Bank der USA pleite. So schnell kann es gehen. Und das eigentlich nicht, weil sich die Bank (wie Banken es ja oft tun) verzockt hat, sondern, weil das grundlegende Fundament des Bankenwesens zusammengebrochen ist, nämlich das Vertrauen der Menschen darin, dass die Banken ihr Geld haben.
Da die Börsen und Finanzmärkte über das Wochenende geschlossen sind, hatte die US-Regierung Zeit auf den Kollaps der SVB zu reagieren und einen Eingriff vorzubereiten, um die Auswirkungen zu begrenzen und die Menschen zu beruhigen. Da es sich hier eigentlich um eine Vertrauenskrise handelt, war das wichtigste, was gemacht werden konnte zu versuchen, die Menschen zu beruhigen. Genau das haben Biden und Co. auch versucht. Am Samstag und in den darauf folgenden Tagen hat man von allen möglichen Seiten gehört, dass die Märkte stabil sind und die Banken Geld haben; dass man sich keine Sorgen machen müsse.
Als weitere Maßnahmen um die Menschen zu beruhigen, wurde außerdem verkündet, dass die FDIC, sowie das US-Finanzministerium und Zentralbank alle Anlagen in der SVB, auch die über 250.000 US-Dollar, versichern würden. Trotzdem hat es nicht gereicht, um das Vertrauen in alle Banken zu sichern und am Sonntag wurde die New Yorker Signature Bank geschlossen und ebenfalls unter Kontrolle der FDIC gestellt.
Mit zwei Banken, die innerhalb einer Woche pleite gegangen sind, waren die Menschen rechtlich verunsichert, welche Bank es als Nächstes treffen würde. Als die Märkte und Börsen am Montag, dem 13. März öffneten, verloren die meisten großen Unternehmen und Banken deutlich an Wert. Auch, wenn es sich nur um wenige Prozentpunkte handelt, bedeutet das im heutigen aufgeblasenen Finanzmarkt, dass Unternehmen Millionen Dollar an Wert verloren haben, die Auswirkungen sind wirklich unglaublich.
Um zu verhindern, dass der SVB-Kollaps auch Europa trifft, wurde beispielsweise der britische Ableger der SVB für £1 mithilfe der britischen Regierung an die größte britische Bank HSBC verkauft. Wie einige Tage später berichtet wurde, wurden nach der Übernahme den Angestellten Millionen an Boni gezahlt.
Trotzdem musste die schweizer Bank Credit Suisse (CS) am Dienstag melden, dass sie Probleme bei der Finanzierung habe, da Kunden Anlagen in Milliardenhöhe abgehoben haben. Am Mittwoch waren die Aktien der CS um 60 % gefallen und die schweizer Zentralbank verkündete in einem Statement, dass sie Kapital zur Verfügung stellen würde, falls nötig, um die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) der CS zu garantieren. Liquidität heißt in diesem Fall, dass die schweizer Zentralbank garantiert, dass die CS Geld zahlen kann. Sie würde der CS also Geld geben, nur damit sie nicht zusammenbricht. Und wir sprechen hier nicht gerade von wenig Geld. Am Tag darauf hat die CS einen 50 Milliarden Franken Kredit von der schweizer Zentralbank bekommen.
Die CS war die 17. größte Bank in Europa und hat in den letzten Jahren schon einige Probleme gehabt Kunden halten zu können, nach dem Berichte veröffentlicht wurden, die bewiesen, dass die CS das macht, was Banken nun mal so machen, nämlich Geschäfte mit internationalen Kriminellen. Von Steuerhinterziehung, bis Geldwäsche für Diktatoren und Geschäfte mit Kriminellen und Betrug war so ziemlich alles dabei. Das Vertrauen in die Bank war sowieso schon angeschlagen, doch auch der Kredit der schweizer Zentralbank konnte den Sturz der CS nicht aufhalten. Seit Februar 2021 hatte die CS 86 % ihres Werts verloren. Bis zum Wochenende ging der Aktienkurs der CS nur noch weiter nach unten.
Am folgenden Freitag wurde dann bekannt, dass die größere schweizer Bank UBS in Gesprächen mit CS und schweizer Behörden ist, um eine Übernahme der CS zu organisieren. Als eine der 30 sogenannten „systemrelevanten Banken“ wäre es katastrophal gewesen, wenn die CS zusammengebrochen wäre.
Die notwendige Übernahme durch UBS wurde dann am Abend verkündet. Für insgesamt 3,25 Milliarden US-Dollar, inklusive Gesetzesänderungen, die den Deal legal machen, organisierten die schweizer Behörden und Regierung die Übernahme der CS durch UBS. Dabei wurde die CS für viel weniger verkauft als sie eigentlich wert war. Nicht einmal die Hälfte des eigentlichen Wertes der CS (8,6 Milliarden US-Dollar) musste UBS für die Übernahme zahlen. Mit dieser Vereinigung von zwei der größten Banken der Welt entsteht nun eine neue Bank, die mehr als doppelt so viel Geld verwaltet, wie die gesamte schweizer Wirtschaft in einem Jahr wert ist.
Für die First Republic Bank in den USA, die Probleme mit der Liquidität (der Möglichkeit Geld zu zahlen) hatte, organisierten die größten US-amerikanischen Banken einen 30 Milliarden US-Dollar Rettungskredit, um Kunden und Investoren zu beruhigen. Zwar sehen die Aktienkurse einiger Banken und Unternehmen noch immer nicht rosig aus, doch scheint es als sei erst einmal (!) eine Wiederholung des Dominoeffekts, der 2008 die Weltwirtschaft lahmgelegt hat, verhindert.
Fazit
Natürlich kann sich die jetzige Situation jederzeit ändern. Schließlich sind die modernen Finanzmärkte größtenteils nicht an reale Entwicklungen geknüpft, sondern daran, wie viel Vertrauen die Kapitalisten haben, dass Unternehmen weiter Profit machen werden und wie sie sich fühlen.
Mit der Monopolisierung der Wirtschaft und der Globalisierung im Zeitalter des Imperialismus sind Monopole entstanden, die die gesamte Welt kontrollieren. Der Begriff „too big to fail“ wurde nach der Finanzkrise 2008 dafür genutzt, um eben diese Monopole zu beschreiben. Wenn diese Monopole Pleite gehen, würde dies den Zusammenbruch der kapitalistischen Wirtschaftsweise bedeuten. Aus diesem Grund wurden schon nach 2008 Unmengen an Geld in diese Monopole gesteckt, um sie vor dem Zusammenbruch zu retten. Schon mit diesen Rettungskrediten haben Millionen Menschen ihre Häuser und Jobs verloren. Es ist kaum vorstellbar, wie der komplette Zusammenbruch der Weltwirtschaft in voller Kraft ausgesehen hätte.
Die existentielle Krise des Kapitalismus
Natürlich hat dies nicht dazu geführt, dass die großen Banken und Monopole zerschlagen und unter staatliche Kontrolle gebracht wurden, wie es eigentlich am logischsten und sinnvollsten wäre, vor allem, da Krisen im Kapitalismus Regel und nicht Ausnahme sind, sondern sie wurden gerettet und durften weitermachen wie bisher. Bezahlt für die Krise haben natürlich die Arbeiter:innen. Ihre Steuergelder wurden die lebensrettenden Kredite für die Banken.
Nach der Rettung der Monopole standen diese aber nicht mehr auf eigenen Beinen. Die einzige Möglichkeit für sie zu überleben, war entweder 1. Neue Märkte zu erschließen, auf denen sie neue Profite erwirtschaften können, oder 2. bestehende Märkte so weit es geht auszuquetschen, um noch mehr Profit zu erwirtschaften oder 3. weitere Kredite aufzunehmen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Pakts 1991 und der daraufhin folgenden „Schocktherapie“ unterlag aber schon die gesamte Welt der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Neue Märkte gab es nicht mehr zu erschließen. Der Kapitalismus ist auf jedem Kontinent, bis in die tiefsten Tiefen der Natur vorgedrungen und hat sich die gesamte Welt unterworfen. Es bleiben also nur die anderen zwei Wege. Doch auch die bestehenden Märkte kann man nur so weit ausquetschen, bis die Menschen nicht mehr genug haben, um zu überleben. Unter anderem deswegen sehen wir seit 2008 den verstärkten Abbau des Sozialstaats (wie mit der Agenda 2010), den Ausbau des Polizei- und Überwachungsapparats und den Aufstieg des Faschismus inklusive der vermehrten Hetze gegen Migrant:innen und anderen Minderheiten, als ob es ihre Schuld wäre, dass es uns allen schlechter geht.
Der Hauptgrund für das Überleben der Wirtschaft in den letzten Jahren sind die billigen Kredite, die die Zentralbanken der Welt den Monopolen zur Verfügung gestellt haben. Dies war auch der Grund, warum der Leitzins seit 2008 immer auf oder unter 1 % lag. Hätten die Zentralbanken höhere Zinsen genommen, wäre es unmöglich gewesen diese zu bezahlen. Nur dadurch, dass die Zentralbanken immer mehr Geld in die Märkte gepumpt haben, war es möglich, das System am Laufen zu halten. Seit 2009 hat sich die Geldmenge in der EU fast verdoppelt.
Nebenbei: Ein Weg, um heutzutage noch Geld zu machen, ist durch Spekulation. Es ist kein Wunder, dass der Handel mit Aktien und die Spekulation auf dem Finanzmarkt so viel größer ist, als die ihr eigentlich zugrundeliegenden Unternehmen, auf die spekuliert wird. Die Unternehmen können nicht mehr Profite machen. Der ganze Finanz- und Aktienmarkt ist nicht real, er ist fake. Alles beruht auf den Gefühlen von Kapitalisten, auf dem Vertrauen, dass alles so weiter geht, wie bisher. Es geht nur noch darum, ob die Investoren glauben, dass die Unternehmen weiter Profite machen werden. Und jetzt, da das Vertrauen darin geschwächt wird, verlieren die Aktien ihren Wert und der Markt bricht ein.
Das ist, was wir als existentielle Krise des Kapitalismus bezeichnen. Wir sind an einem Punkt, wo es nicht mehr möglich ist neue Märkte zu schaffen und neue Profite auszubeuten, deswegen können die Banken nur durch Kredite überleben. Der Grund, warum die Kredite gerade nicht einfach weiter genommen werden, sind die Leitzins-Erhöhungen der Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation. Die Unternehmen und Monopole, die von billigen Krediten gelebt haben, können dies nun nicht mehr tun und fangen an zusammenzubrechen.
Der Kapitalismus hat seine historisch notwendige Zeit schon längst erreicht und seine Aufgabe erfüllt. Es liegt an uns zu entscheiden, ob wir ein System einführen, welches eine gerechte, demokratische Verteilung von Waren als Grundlage hat, oder ob der Kapitalismus uns und die gesamte Welt in den Abgrund stürzt. Eins ist offensichtlich, alleine die Klimakrise lässt sich in einem System, welches auf der völligen Ausbeutung von Mensch und Natur, zur Steigerung von Profiten beruht, nicht lösen.
Ohne Widerstand wird der Kapitalismus nicht gehen. Wir sehen, wie Faschisten überall auf der Welt sich organisieren und vorbereiten, um die Macht und das Überleben des Kapitalismus zu sichern. Es liegt an uns und an uns alleine zu entscheiden, ob wir die Probleme der Zukunft in einer demokratischen Welt lösen oder in einer faschistischen zugrunde gehen, oder wie Rosa Luxemburg schon vor hundert Jahren gesagt hat: „Sozialismus oder Barberei!“