Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Tage werden kürzer und kälter. Jetzt ist es Zeit für uns das Vergangene hinter uns zu lassen und den November zu begrüßen. Dieser Monat ist für uns Revolutionär:innen ein besonderer, denn wir widmen ihn den Unsterblichen, die den Kampf für eine bessere Welt schon vor uns geführt haben. Blicken wir nun zurück auf die letzten Monate fällt uns auf, dass wir in einer Zeit des Umbruchs sind. Überall auf der Welt eskalieren die Kriege, die nächsten Krisen scheinen unausweichlich, doch ebenso erheben sich weltweit die Unterdrückten und wehren sich. Scheint die Lage in Palästina oder Kurdistan noch so hoffnungslos, sind die Revolutionär:innen voller Hoffnung, denn sie wissen die herrschende Ordnung wird zusammenbrechen. Beim Zurückblicken erinnern wir uns auch an Gefallene wie Özgür Namoğlu, der sich schon vor vielen Jahren voller Überzeugung auf den Weg nach Rojava machte, um die Revolution dort mit Leben zu füllen. Rojava scheint für uns weit weg zu sein, aber die Kämpfe und Erfolge dort zeigen uns, dass die Verwirklichung der Revolution, egal wo auf der Welt, keine Frage der Möglichkeit, sondern eine der Notwendigkeit ist. Wir sind diejenigen, die diese Notwendigkeit realisieren werden, nicht in drei Jahren, nicht übermorgen sondern heute!
An dunklen Novembertagen erinnere ich mich gerne an den Spruch: „Unsterbliche sind Lichtquellen, die die Dunkelheit durchdringen und gleichzeitig auch ein Aufruf zum Mut sind!“. Die Leben der Gefallenen kennenzulernen, kann uns dabei helfen unseren eigenen Weg zu finden. Özgür Namoğlu, der sich nicht mal von seiner Krankheit aufhalten lassen konnte sich der Revolution zu widmen. Alexandra Kollontai, die ihr Leben lang dafür kämpfte die Befreiung der Frau mit der Befreiung der Klasse zu vereinen und sich dafür auch allen Gegenstimmen der männlichen Genossen widersetzte. Che Guevara, der bis zu seinem letzten Atemzug mit voller Überzeugung kämpfte. Ivana Hoffmann, die mit nur 19 Jahren zu einer Revolutionärin geworden ist, die keinerlei Grenzen hatte. Auch wenn sie alle sehr unterschiedlich waren, zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, vereint sie die Überzeugung für den Sozialismus. Diesen und noch etlichen weiteren Revolutionär:innen wollen wir diesen Monat gedenken.
„Schieß Feigling. Du tötest nur einen Menschen“ Che Guevara
Gedenken bedeutet nicht, dass der November für uns ein Monat der tiefen Trauer ist, im Gegenteil! Wir nutzen den November, um von den Gefallenen zu lernen und neue Kraft zu schöpfen, denn das ist schließlich das Wesentliche beim Gedenken. Wir sagen, dass die Gefallenen unsterblich sind, nicht, weil wir glauben, dass sie noch weiterleben, „unter uns weilen“. Wir sagen sie sind unsterblich, weil wir sie nicht in Vergessenheit geraten lassen und ihre Kämpfe weiterführen. Die Herrschenden können uns noch so viele Genoss:innen nehmen, Kommandant:innen ermorden, aber die Revolution wird weiterleben. Sie können die Revolution nicht aufhalten, denn mit jedem Gefallenen wird unsere Wut auf den Feind noch größerer und wir entwickeln unser revolutionäres Potential weiter. „Die rote Fahne wird niemals fallen“, das stimmt, jedoch funktioniert das nur, wenn wir, du und ich es uns zur Aufgabe nehmen die Fahne der Gefallenen zu übernehmen und sie weiter zu tragen.
Nutzen wir diesen November, um uns selber weiterzuentwickeln, aber auch die Genoss:innen um uns herum. In einer Zeit, in der die Krise des Kapitalismus sich unausweichlich zuspitzt, müssen wir es als unsere oberste Priorität sehen gewidmete Revolutionär:innen zu schaffen. Damit müssen wir bei uns selbst anfangen, doch dürfen da nicht aufhören. Das ist natürlich keine leichte Aufgabe, aber dieser November bietet uns die Gelegenheit damit anzufangen. Auch für die Unsterblichen war es nicht immer einfach Sprünge zu machen und sich zu widmen. Sie hatten auch mit Problemen zu kämpfen, die uns nicht fremd sind. Sie standen auch einmal vor ähnlichen Entscheidungen, die uns heute beschäftigen. Sie hatten ähnliche Aufgaben, wie die vor denen wir heute stehen. Wir sollten nicht vergessen, dass Ivana Hoffmann und Özgür Namoğlu die gleichen Arbeiten beim Young Struggle gemacht haben, wie wir heute und durch sie auch Sprünge gemacht haben.
Wenn wir uns davor scheuen Flyer oder Zeitungen zu verteilen, sollten wir an Ivana denken. Sie verteilte auf den Straßen Duisburgs die revolutionäre türkische Zeitung Atilim, obwohl sie die Sprache nicht beherrschte und die Zeitung selber nicht lesen konnte.
Wenn wir Angst haben eine Rede zu halten, erinnern wir uns an Özgür, der ein sehr ruhiger Genosse war, der auch mit Schüchternheit zu kämpfen hatte. Er war jedoch in der Lage das aufzubrechen, wenn es notwendig war. Als Özgür noch zur Schule ging, gab es dort eine Veranstaltung der Bundeswehr. Ohne zu zögern, stand Özgür auf, hielt eine politische Rede und überraschte damit alle Mitschüler:innen, die ihn sonst nie sprechen hörten.
Lasst uns die Gefallenen kennenlernen
Viele von euch haben sicherlich schon viel über das Leben von Ivana Hoffmann gelesen, viele unter euch haben sich durch sie politisiert. Aber wie viel wisst ihr über das Leben von Olga Benario, Kutsiye Bozoklar, Thomas Sankara oder Yasemin Çiftçi? Nutzen wir diesen November, um noch mehr Gefallene kennenzulernen, über ihr Leben zu lesen und noch viel wichtiger allen um euch herum von ihnen zu erzählen. Die Gefallenen kennenzulernen, bedeutet aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen Lehren zu ziehen, die uns und den revolutionären Kampf weiterbringen. Die kommunistische Bewegung blickt auf eine lange Geschichte zurück. Natürlich gibt es in dieser Geschichte sowohl Erfolge wie auch Misserfolge, aber die Kontiunität der Geschichte und das Voranschreiten des Klassenkampfes zieht sich durch diese ganze Zeit. Für uns bedeutet das, dass wir nicht von vorne anfangen müssen, denn wir profitieren von einer über hundertjährigen Erfahrung der kommunistischen Bewegung. Zu wissen, dass die unsterblichen Menschen wie wir waren, Menschen, die Fehler gemacht haben, Schwächen und Probleme hatten, kann uns helfen, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Ihre Schwächen zu kennen ist wichtig, aber viel wichtiger ist es zu sehen wie sie mit ihnen umgegangen sind und sie überwunden haben. Dennoch sollten wir uns vor allem die Frage stellen: Welche besonderen Eigenschaften hatten die Gefallenen und wie kann ich diese Eigenschaften bei mir selber stärken? Mut, disziplinierte Arbeitsweise, genossenschaftliche Liebe, Militanz, glückliches Revolutionärsein, Aufopferungsbereitschaft, Kreativität, Bescheidenheit, Hingabe; all das und noch viel mehr können wir von den Gefallenen lernen, um in uns selbst eine neue Art Mensch zu schaffen.
In einer Zeit, in der wir jeden Tag Bilder aus den Kriegsgebieten sehen, in der Menschen an Hunger leiden, in der jeden Tag Frauen umgebracht werden, wäre es möglich in Trauer zu versinken und die Hoffnung aufzugeben. Aber die revolutionäre Entscheidung ist es die Trauer in Wut, und die Wut in Widerstand zu verwandeln. Das ist der Aufruf, den wir von den Gefallenen bekommen. Es ist unsere Pflicht diesem Aufruf zu folgen, in die Fußstapfen der Unsterblichen zu treten und ihre Träume in Erfüllung gehen zu lassen.
Die Gefallenen leben weiter in unserem Kampf!